Vortragsreihe „Fotografie als angewandte Wissenschaft“

FotografieFotografischen Handbüchern kommt heute in der Auseinandersetzung mit der Geschichte der Fotografie und ihrer chemotechnischen Genese meist nur die „dienende“ Rolle von Nachschlagewerken zu. Ganz anders war dies im 19. Jahrhundert, als die Traktatliteratur als das zentrale Kommunikationsmedium der unterschiedlichen fotografischen Verfahren fungierte.

Die als Handbuch, Repertorium oder Katechismus bezeichneten Bücher sollten und wollten ab 1839 das neue Verfahren bewerben und die Handhabung von fotografischen Apparaten und Chemikalien lehren. Dazu mussten sie auf Wissensformationen und narrative Darstellungsmodalitäten zurückgreifen, die damit zu Formanden dieser eben erst entwickelten und – aufgrund der immer auch als defizitär erachteten Qualität der Bilder – weiter zu entwickelnden neue Bildtechnologie werden.

Zu den als Voraussetzungen und Initiatoren der Fotografie zählenden Formanden gehört die „angewandte“ Wissenschaft Chemie ebenso wie die Kenntnisse und Handhabungen vermittelnden chemischen Handbücher. Neben Einführungen in die Darstellungsverfahren der Künste oder den an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert entwickelten Experimentiersystemen findet auch die Instrumentenkunde Eingang in die Anweisungsliteratur. Mehr aber noch werden die Handbücher von Aneignungs- und Übersetzungsstrategien geprägt, wie wir sie aus den zeitgleichen polytechnischen Journalen kennen. Prospektiv modellieren die fotografischen Handbücher, wenn und wie sie die Bildgebungsverfahren und die durch sie erzeugten Fotos erzählen und historisch einbetten, alle späteren Geschichten der Fotografie.

Die Vortragsreihe findet im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes „Fotografie als angewandte Wissenschaft. Über die epistemische Rolle von fotografischen Handbüchern (1839-1883)“ statt.

Ort: Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln, 26.11.2013 – 04.02.2014

jeweils dienstags, 19.30 – 20.30 Uhr
Universität zu Köln, Philosophische Fakultät, Seminargebäude, Seminarraum S13

Die einzelnen Vorträge:

26. Nov. 2013
Prof. Dr. Christian Kassung, Humboldt-Universität zu Berlin
Gestörte Apparate. Unzuverlässiges Wissen in der Technikgeschichte

10. Dez. 2013
Mag. Ulrike Matzer, Wien
Verfahrenstechnische Entwicklung und historiografische Ambition. Josef
Maria Eders vielbändiges Ausführliches Handbuch der Photographie
(1884-1932) im Kontext des fotografischen Versuchs- und
Unterrichtswesens in Wien

17. Dez. 2013
Dr. des. Gregor Kanitz, Berlin
Objektive Manieren. Zur Epistemologie wissenschaftlicher Schwellen des
19. Jahrhunderts

14. Jan. 2014
Dr. Dorothea Peters, Lichtenberg-Kolleg der Universität Göttingen
Von Farben ins Grau. H. W. Vogel und die fotografische Reproduktion von
Kunstwerken

21. Jan. 2014
Dr. Miriam Halwani, Museum Ludwig Köln
Die Anfänge der Fotogeschichtsschreibung, ausgehandelt in Handbüchern

28. Jan. 2014
Dipl.-Ing. Marjen Schmidt, Oberhausen
Das Nasse Kollodiumverfahren – eine neue Ära der Fotografie?

04. Feb. 2014
Dr. Julian Jachmann, Universität zu Köln
Die architekturtheoretischen Publikationen von J.N.L. Durand –
Wissensformationen zwischen typologischen Sammlungen und anatomischen
Entwurfsverfahren um 1800

 

 

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