Von Montmartre in die Metropole: Paris an einem Wochenende

Wer schon in Köln zur Schule gegangen ist, durfte Paris ja vielleicht schon bei einem der unzähligen Austausche erleben. Allen anderen sei gesagt: Die große Welt beginnt schon ums Eck, kurz in den Zug steigen und erleben, was eine wirkliche Metropole ausmacht!

Hinkommen:

3 Stunden und 22 Minuten – das ist die Fahrtzeit vom Kölner Hauptbahnhof zum Pariser Gare du Nord. Umgerechnet bedeutet das: ein Nickerchen, zweimal Brüsseler Gleisumgebung gucken und dreimal Facebook checken dank kostenlosem W-Lan. Und schwupps seid ihr da. Wie das geht? Natürlich mit dem Thalys. Tickets gibt es bereits für schlappe 35€, wenn ihr frühzeitig bucht.

Unterkommen:

Wenn Montmartre das Ziel ist (Näheres im nächsten Abschnitt), habt ihr schon mal ein Problem nicht: Wo soll man bloß übernachten? Ho(s)tels gibt es mehr, als es Häuser gibt. Und mit dieser schonungslosen Übertreibung wollen wir sagen, dass Unterkommen keine Schwierigkeit darstellt. Wer aus dem Alter raus ist, in dem man sich ein Dorm mit elf anderen Backpackern teilen muss, kommt im Hotel de Flore auf seine Kosten: Vollständig renovierte Zimmer, drei Sterne, erstklassiger Service und eine tolle Metro-Anbindung sind nur wenige Vorteile, die das kleine, charmante Hotel bietet. Und wenn man – so wie es uns passiert ist – auf einmal merkt, dass der Zug nach Hause schon in einer halben Stunde abfährt, ist das Personal an der Rezeption sofort zur Stelle und gibt den nahezu lebensrettenden Tipp. Daumen hoch!

Anschauen:

Montmartre ist, wie viele von euch vielleicht schon wissen, ein ehemaliges Künstlerdorf, das nun mitten in der französischen Hauptstadt liegt und damit ganz automatisch zum Magneten für Touristen wird. Da wir spät am Abend angekommen sind, wird das aber erstmal nichts mehr mit ellenlangem Abtauchen ins malerische Quartier. Die Kräfte reichen nur noch für einen nächtlichen Bummel Richtung Moulin Rouge, und der hat es auch schon in sich. Das alte Variété-Theater ist weltbekannt, dafür musste auch nicht erst Baz Luhrmanns Film her. Abends wirkt es erst so richtig, wenn die Leuchtfassaden des Boulevard de Clichy ihren Dienst tun. Eben diesen können wir noch abwandern und die ersten Großstadtimpressionen einpacken, bis es wieder ab ins Hotel geht – morgen wird ein harter Tag. Und das nicht nur, weil Montmartre so weit oben liegt und steile Treppen zu nehmen sind.

Paris_Moulin_rouge

Moulin Rouge bei Nacht

Am nächsten Morgen sind wir mutig und peilen direkt das Epizentrum an: Place du Tertre. Das Wörtchen pittoresque (zu deutsch: malerisch) wurde extra für diesen Ort geschaffen, könnte man meinen. Das würde tatsächlich zutreffen, wäre mit Epizentrum nicht ein touristisches gemeint. Der kleine Platz ist die künstlerische Lunge Paris‘, hier tummeln sich die Maler und Freigeister. Jedoch müssen auch die ihr Baguette verdienen und malen folglich Touristen. Nippes-Shops ohne Ende, Sandwiches für 6€, Führungen für Schulklassen und eine enorme Fotoapparat-Dichte sind heutzutage die Markenzeichen einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Aber gut, nehmen wir in Kauf. Denn nach wenigen Minuten hat sich das ganze Nach-oben-marschieren gelohnt: Sacré-Coeur.

Paris_Sacre_Coeur

Die Stufen zum Glück: Sacré-Coeur

Die Basilika entstand im 19. Jahrhundert unter der Federführung von Paul Abadie, und sicherlich gibt es noch tonnenweise weiterer Fakten, die wir euch von Wikipedia rauskopieren könnten, aber das Wichtigste hat nichts mit der Kirche zu tun: die Aussicht! Vergesst den Eiffelturm (falls ihr schon mal dort wart), die tollste Sicht auf das komplette Paris hat man von hier aus. Natürlich teilt ihr auch diese wieder mit der halben Welt, aber es lohnt sich. Selfies sind ein Muss, das wissen auch die fliegenden Händler: Haben sie in den 80ern und 90ern noch Postkartenschlangen verkauft, sind heute Selfie-Sticks der Renner. Neben Mini-Eiffeltürmen, die man billiger kriegt, wenn man gleich fünf Stück kauft. Macht Sinn.

SONY DSC

Beste Sicht auf ganz Paris

All das soll aber wirklich nicht verbittert klingen: Gerade die Gegend um die Basilika ist ein optisches Fest. Und vor allem bietet sie einen wunderbaren Startschuss für die Wanderung durch die Pariser Hotspots. Am ersten Tag ist eine Metro-Fahrt gar nicht mal nötig, zu Fuß lässt sich die Stadt am besten entdecken.

Wir durchkreuzen das 9. Arrondissement, lassen die wunderschönen Häuser auf uns einprassen (nicht wörtlich nehmen) und steuern auf die Opéra zu. Nach einer Viertelstunde stehen wir vor dem Prachtbau, dessen Goldverzierungen auf die Imposanz noch einen drauf setzen (weil sie oben drauf sitzen). Schnell noch ein Foto von der Oper machen und natürlich eines von dem albern posenden Mädchen links, das ihren Freund zu Bildern für ihren sicherlich erfolgreichen Reise- oder Fashionblog oder wasweißich nötigt. Notiz an mich: Peinliche Touristen unbedingt nachher noch in Sachen Eiffelturm erwähnen. Aber dazu später.

SONY DSC

Die Opéra

Weitere 15 Minuten später ist es Zeit für das zweite Frühstück. Dieses mal kein Buffet im Hotel, sondern eine kleine Macaron auf die Hand. Nur eine? Tja, die kostet halt auch 1,80€. Schmeckt aber dafür wie ein 20€-Schein (auch dies bitte nicht wörtlich nehmen). Zu holen bei Fauchon (24-26 Place de la Madeleine), einem extremen Etepetete-Laden, wo man aber ganz genau weiß, wie Gebäck geht. Hach…

Tja, und dann dauert es gar nicht mehr allzu lang, bis man vorm Eiffelturm steht (Überqueren der Champs-Élysées und Pont Alexandre III seien mal vorgespult). Der karge Turm aus Schmiedeeisen ist und bleibt Frankreich pur. So wie Zidane, Mitterand und auf Französisch antworten, wenn man Englisch angesprochen wird. Im Ernst, das ist einfach beeindruckend. Wer hoch will, braucht erstmal eine Menge Geduld, mindestens 7€ und einen gesunden Umgang mit Höhen. Wobei der Fußweg auch großen Angsthasen möglich ist. Die Frage, ob man wirklich rauf muss, entscheidet jeder für sich selbst. Zwei Punkte seien zur Diskussion beigetragen: When in Paris… (als Pro) und die Aussicht (als Contra, nach Sacré-Coeur nur noch wenig beeindruckend).

Eine andere Frage nach dem Muss beantworten die meisten Touristen sehr eindeutig: Fotos, auf denen man es dank günstiger Perspektive aussehen lässt, als würde man die Spitze des Turms berühren, sind schwer in Mode. Wunderschön ist es natürlich, den Leuten bei der Mache zuzusehen. Das kann nämlich etwas dauern, bis man seine Begleitung in die Knie gezwungen hat, um die ideale Position an der Kamera/ am Handy gefunden zu haben. Rofl.

Zu Notre-Dame und dem Place de la Concorde muss man sicher nicht allzu viel sagen. Beides sind definitiv Punkte, die auf dem ersten Paris-Trip abgehakt werden müssen (auch wenn auf dem Place ein verstörendes Riesenrad verstört, weil es den Obelisken stört). Wir spulen noch einmal vor und landen im Kwartier Latäng. Also dem Original, das unserem schönen Zülpicher Viertel den Namen gab. Das Pariser Studentenzentrum heißt nämlich ganz akademisch „Quartier Latin“ und hat neben der Nähe zu Notre-Dame noch einen tollen Pluspunkt: Shakespeare And Company. Der wundervoll sortierte Buchladen bietet nicht nur eben alle nötigen Bücher in den tollsten Aufmachungen, sondern vor allem eine Atmosphäre, die die Lust am Lesen pusht. Stundenlanges Verweilen nicht ausgeschlossen!

Paris_Shakespeare and company

Der beste Buchladen der Stadt: Shakespeare And company

Für den Rest des Tages ist nicht mehr viel Wanderpower vorhanden. Okay, so langsam ist eine Fahrt mit der Metro drin. Zu der muss man sagen, dass das Netz nicht gerade das beste ist. Viele Strecken lassen sich nur mit mehrfachem Umsteigen an Haltestellen erledigen, die nicht nur gefühlt schon über die Höhe des Ziels hinaus sind. Aber für den Preis einer edlen Macaron fährt uns der Pariser Nahverkehr zum Friedhof Père-Lachaise. Ja, genau der. Hier liegen Oscar Wilde, Edith Piaf und Jim Morrison.

Pere Lachaise

Das Grab von Jim Morrison

Letzterer war nicht nur Frontmann bei den The Doors, sondern auch Grund dafür, dass es an diesem Ort der Ruhe und des Friedens zu nahezu vandalistischen Aktionen und Trinkgelagen kam – alles natürlich im Namen der Reminiszenz. Aber dennoch. Mittlerweile muss das Grab abgesperrt werden. Neuer Trend: Haargummis am Absperrgitter anbringen. Warum das so ist, wurde zu Redaktionsschluss noch nicht ergoogelt. Aber der Friedhof kann so viel mehr als nur Morrison: Besonders schön sind die Gruften, die schon halb zur Seite gekippt sind, offen stehen oder wo sich der Rost durch die Türen gefressen hat. The Walking Dead represent.

Unser Trip war geprägt von den Touri-Hotspots, was vor allem daran lag, dass unsere Zeit extrem knapp bemessen war. Was vor allem daran lag, dass wir einen kompletten Tag für einen Ort außerhalb Paris einplanen mussten. Und dieser Ort heißt Disneyland!

35 Minuten dauert die Fahrt im Zug, die Linie ist schon bei allen Beschilderungen mit kleinen Mauseohren versehen – das Herz schlägt höher! Die Tickets haben wir online vorher schon geordert, was eine Ersparnis von 16€ bringt. Wir (2 Erwachsene, 0 Kinder) sind völlig aufgedreht und nähern uns dem Ort der Begierde. Der Himmel ist derart grau, dass man sich eher in Dismaland (vgl: google) als in Mickeys Reich wähnt. Aber egal, solange es nicht regnet (was es auch nicht tat).

Paris Disneyland

Eurodisney -Kindheitsfaszination pur!

Knapp zehn Stunden tummeln wir uns von einem Fahrgeschäft ins andere, haben schon bald einen Plan, wie man den größten Wartezeiten entgeht, schießen mit Lasern auf die Feinde von Buzz Lightyear, kneifen vor Looping-Höllen, essen Tacos für 13€ und feiern mit Goofy eine Gartenparty ohne Garten und ohne Party. Dafür aber mit Goofy, wobei der so schnell vorbeihüpft, das ein gemeinsames Bild für die Fototapete nicht machbar ist. Fazit: Extrem wunderbar. Und das ist ernst gemeint. Aufgrund rotierender Teetassen und dem Gefühl, (endlich) wieder Kind zu sein. Merci Paris.

U1-U4_Paris_10.inddGEWINNSPIEL: Lust bekommen? Für euren Paris-Trip verlosen wir 3x den Lonely Planet Reiseführer zur französischen Metropole! Lonely Planet Paris ist auf 464 Seiten der ideale Reiseführer für alle, die individuell unterwegs sind. Neben fundierten Hintergrundtexten und der Beschreibung der Sehenswürdigkeiten liefert er eine Fülle von Unterkünften und Restaurants für jedes Budget und jeden Geschmack. Alle Lonely-Planet- Autoren recherchieren unabhängig vor Ort. Erhältlich sind alle Reiseführer außerdem im Lonely Planet Shop. Schickt uns bis zum 10. Mai eine nette Mail mit dem Betreff „Montmartre“ an gewinnen@slik-magazin.de. Viel Glück!

Kommentare sind geschlossen.