Neu im Kino: Im Herzen der See

HOTS-20130923BO4V1764.dngNachdem Ron Howard bereits mit Rush bewiesen hat, dass man Chris Hemsworth durchaus auch für Rollen mit mehr Text besetzen kann, als nur in eine Comic-Sprechblase passt, darf dieser erneut den seriösen Charakterschauspieler geben und geht in der Verfilmung des Buches, auf dessen Tatsachenbericht der Klassiker Moby Dick beruht, auf Waljagd. Auch wenn der ganz große Fang ausbleibt, Howards wie immer fesselnde Erzählweise trifft trotzdem ins Cineastenherz und beeindruckt mit einem bis in die kleinste Nebenrolle großartigem Cast.

Es ist das Jahr 1850, der mäßig erfolgreiche Schriftsteller Herman Melville (Ben Wishaw) begibt sich auf Recherche nach Material für seinen nächsten Roman. Er will Thomas Nickerson (Brendan Gleeson) interviewen, der als Junge auf dem Walfangschiff “Essex” angeheuert hatte und einer von nur zwei Überlebenden ist. Widerwillig lässt Nickerson sich auf das Gespräch ein und erzählt rückblickend, was er vor 30 Jahren unter dem Kommando des Ersten Offiziers Owen Chase (Hemsworth) und dem ehrgeizigen, aber unerfahrenen Kapitän George Pollard Jr. (Benjamin Walker) erlebte.

Man muss Melvilles Roman nicht gelesen haben und doch hat man die Bilder von dem schon fast mythischen weißen Wal vor Augen, der das Schiff wie ein Spielzeug zerstört. In Howards Verfilmung wird genau dies bildgewaltig umgesetzt und obwohl von Anfang an klar ist wie die Geschichte ausgeht, bangt man bis zum Ende mit den Crewmitglieder. Wer dabei hofft, dass Hemsworth den Wal mit bloßen Händen an Land zieht, der wartet lieber auf den nächsten Thor, denn Im Herzen der See ist ein naturgewaltiges Drama welches gnadenlos die Hilflosigkeit der Seemänner aufzeigt. Zwar ist der Wal spätestens ab der zweiten Hälfte des Filmes eher Nebensache, das ist aber auch egal, denn das beklemmende Gefühl auf offener See, und kurzzeitig auch an Land, bleibt bis zum Schluss. Keine leicht verdauliche Kost, die vielleicht gerade deshalb im Gedächtnis bleibt.

USA 2015, Regie: Ron Howard, Start: 3.12.

(Text: Annette Schimmelpfennig, Bild: Warner Bros. Ent.)

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