Neu im Kino: Die Wolken von Sils Maria

Maria+Enders_2CopyrightDer Titel des Films lässt einen Bergfilm vermuten? Ja und nein, ist er das, kann man darauf antworten, denn tatsächlich ist unter anderen alpine Kulisse zu sehen.

Nicht zuletzt verweist der Titel auch auf die von Bergen umgebene beschauliche Gemeinde Sils im Engadin/Schweiz, genauer auf deren Ortsteil Sils Maria. Dorthin zog es schon so manchen überspannten bekannten Stadtkopf wie etwa Hermann Hesse, Friedrich Nietzsche oder Thomas Mann. Und nun sind zu den bekannteren Besuchern noch drei Damen und ein Herr der Schauspielerei zu zählen: eine Französin, zwei US-Amerikanerinnen und ein Deutscher.

Die Handlung von „Die Wolken von Sils Maria“ dreht sich indes vordergründig nicht um eine Bergwelt, sondern um die mit ihrem Alter haderne Schauspielerin Maria Enders (Juliette Binoche). Maria wird vom Regisseur Klaus Diesterweg (Lars Eidinger) stark umworben, in einem Theaterstück mitzuwirken, in dem sie bereits von zwanzig Jahren mitspielte, das sogar sehr bedeutsam für sie ist, denn es brachte Maria den Durchbruch.

In diesem Stück geht es um eine ältere Geschäftsfrau, die einer jungen Frau verfällt. Damals spielte Maria die junge Verführerin Sigrid, jetzt soll sie die ältere Geschäftsfrau Helena spielen. Für die Rolle der Sigrid ist die freche Nachwuchsschauspielerin Jo-Ann Ellis (Chloë Grace Moretz) vorgesehen. Nach längerem Zögern willigt Maria schließlich ein. Mit ihrer jüngeren Assistentin Valentine (Kristen Stewart) zieht sie sich nach Sils zurück, um sich in ihre Rolle einzufinden. Das gestaltet sich jedoch als sehr schwierig, da Maria nach wie vor eher der Rolle der jungen Femme fatale zugeneigt ist. Es brechen Konflikte auf, die vor allem Valentine abbekommt.

Sicher nicht zufällig ist „Die Wolken von Sils Maria“ ein Film mit starkem Theatercharakter. Gemeint ist, dass es nur wenige Bewegungsszenen gibt, vielmehr liegt der Fokus auf den Dialogen. Dazwischen laufen aber immer wieder auch malerische, mit klassischer Musik einhergehende Bergaufnahmen. Nicht nur das ist in gewisser Weise eine Parallele zu dem Film „Höhere Gewalt“, über den wir vor Kurzem erst berichteten. Statt Vivaldi umschmeichelt in „Die Wolken von Sils Maria“ jedoch Händels „Ombra mai fu“ aus der Oper Xerxes die Ohren.

Zum Schluss bleibt nun noch folgerichtig die Frage, warum der Film „Die Wolken von …“ heißt. Vielleicht sind da mehrere Bedeutungen zu sehen, eine ist jedoch offensichtlich: Es gibt eine berühmte Wolkenformation, die sogenannte „Malojaschlange“, die sich bei bestimmter Wetterlage am Malojapass bei Sils bilden kann und sich durch die Berge schlangenartig ins Tal bewegt. Dieser Vorgang ist auch das Thema des Bergfilms „Das Wolkenphänomen von Majola“ von 1924. Sowohl Majolaschlange als auch dieser Bergfilm sind im aktuellen Streifen von Bedeutung. Warum, weshalb, wieso? Reingehen und selbst sehen.

Frankreich/USA 2014, Regie: Olivier Assayas, Kinostart: 18.12

(Text: Madeleine Owoko, Bild: Pallas Film / NFP Carole Bethuel)

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