Neu im Kino: Die Lügen der Sieger

LichtjahreDas Genre der deutschen Politthriller ist auch im Jahr 2015 ein überschaubares Feld. Trotz gelegentlicher Highlights scheinen Drehbuchschreiber und Produktionsfirmen immer noch die meiste Zeit in den sonntagabendlichen „Tatort“ zu stecken. Kein Wunder einerseits, schließlich müssen derzeit über 20 Ermittlerteams am Leben erhalten werden.

Umso erfreulicher andererseits, dass es immer wieder lohnenswerte und motivierte Thriller ins Kino zu schaffen, anstatt alle Kräfte für den Sonntagabend zu bündeln. Nachdem erst vor wenigen Monaten Wotan Wilke Möhring, Tom Schilling und Elyas M’Barek mit „Who Am I“ einen rasanten Cyberthriller ins Kino brachten, ist „Die Lügen der Sieger“ eher ein Journalistenthriller der alten Schule, der zwar zeitgemäße Internettechnik nutzt, aber doch eher auf klassische Ermittlungsarbeit und Verwirrungen setzt.

Als Journalist ist der ehemalige Kriegsberichterstatter Fabian Groys (Florian David Fitz) durchaus eine große Nummer: Der selbstverliebte, chronisch abgebrannte Porschefahrer mit Hang zum illegalen Glücksspiel gehört zu den etablierten Mitarbeitern des Politmagazins „Die Woche“ und genießt dort etliche Privilegien.

Als seine aktuelle Story über ein Komplott bei der Bundeswehr ins Leere zu laufen scheint, das aus Invaliden gegen Geldzahlung statistisch gesunde Mitarbeiter machen soll, wird es sogar seinem wohlwollenden Ressortleiter Hannes Hubach (Horst Kotterba) zuviel: Groys bekommt gegen seinen Willen die unerfahrene junge Volontärin Nadja Kluges (Lilith Stangenberg) aufs Auge gedrückt, mit der er fortan zusammenarbeiten muss. Anfangs belächelt, erweist sich diese trotz ihrer naiven Art als Volltreffer. Bei einer von Groys halbherzig beauftragten Alibi-Recherche über einen Todesfall im Duisburger Zoo entdeckt sie eine Verbindung zu einem möglichen Giftskandal bei einer dubiosen Gelsenkirchener Recyclingfirma, die augenscheinlich ausgemusterte Bundeswehrsoldaten übernimmt. Bei den folgenden Ermittlungen scheinen immer mehr Puzzlestücke zusammenzupassen und eine große Enthüllung nur noch eine Frage der Zeit – weder Groys noch Kluges ahnen allerdings, dass im Hintergrund eine PR-Agentur bewusst falsche Fährten legt, um die Ergebnisse in eine andere Richtung zu lenken.

Dass einiges an der zu eindeutigen Geschichte nicht stimmt, fällt den beiden Journalisten allerdings erst auf, als die Geschichte bereits das Titelblatt schmückt und ein Rückzug nicht mehr möglich ist. Viel zu spät erst merken sie, dass sie konsequent manipuliert wurden – und als Groys versucht, die Verantwortlichen ausfindig zu machen, beweisen diese, mit welchen Möglichkeiten sie genau das verhindern können.

Unter der Regie von Christoph Hochhäusler, der in letzter Instanz auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, gelingt mit „Die Lügen der Sieger“ ein sehenswertes und interessant konstruiertes Verwirrspiel. Fitz spielt seine Rolle als arroganter Journalist unprätentiös und glaubhaft, während Lilith Stangenberg als Co-Protagonistin mit ihrer jungen, unbekümmerten Art einen guten Gegenpol darstellt und beide somit ein schön zusammenspielendes Gespann bilden.

Leider wurde am Spannungsbogen gespart und das Ende kommt dann letztlich sehr abrupt. Kaum stellt sich das Gefühl ein, Groys seie nun den Hintermännern endlich auf die Spur gekommen und die Aufklärung in Reichweite, ist der Film auch schon plötzlich und etwas unrealistisch zu Ende. So bleibt ein leicht bitterer Nachgeschmack, selbst wenn „Die Lügen der Sieger“ ansonsten als unterhaltsames Gesamtwerk punkten kann.

D 2015, Regie: Christoph Hochhäusler, Kinostart: 18.06.2015

(Text: Steffen Rieger, Bild: Martin Menke )

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