Neu im Kino: Broadway Therapy

broadway-therapy-2Wenn sich Regie-Ikone Peter Bogdanovich mit Mitte 70 noch einmal entscheidet, eine Komödie zu drehen, kann man davon ausgehen, dass es sich um keine alltägliche Sache handeln dürfte. Und tatsächlich: Bogdanovich belebt die längst ausgestorben geglaubte Screwball-Comedy wieder – mit hochkarätiger Besetzung.

Das Genre der Screwball-Komödien hatte seine Hochzeit im Hollywood der 1930er- und 1940er-Jahre, sendete aber auch noch in den Jahrzehnten danach mit Klassikern wie „Manche mögen’s heiß“ (1959) und „Is‘ was, Doc?“ (1972) eindeutige Lebenszeichen. Dabei ging es inhaltlich zumeist um Probleme, die aus Gegensätzen wie arm und reich, alt und jung oder Mann und Frau entstanden und dann in rasanten, oft hektischen Beziehungskomödien endeten, an deren Happy End die Probleme zwar nicht unbedingt gelöst waren, alle Beteiligten sich aber friedlich und doch zufrieden mit dem Status Quo arrangiert hatten.

Somit ist im Prinzip auch schon das Meiste über die Machart von „Broadway Therapy“ (im Original: „She’s funny that way“) gesagt: Ein chaotisches Verwirrspiel mit schrägen Charakteren, das nicht immer ganz realistisch, dafür aber meist lustig ist. Die Handlung spielt an einer weltbekannten Location: Der bekannte Theaterregisseur Arnold (Owen Wilson) ist als solcher verantwortlich für ein Theaterstück, das kurze Zeit später am legendären New Yorker Broadway Premiere feiern soll. In der Nacht vor dem ersten Vorsprechen hat er ein Tete-a-tete mit der naiv-hübschen Eskortdame Izzy (Imogen Poots). Dass das nicht ohne Folgen bleibt, ist klar: Als die junge blonde Frau am nächsten Tag spontan zum Vorsprechen erscheint, bringt Arnold das in ungewollte Schwierigkeiten. Schließlich spielt seine Frau Delta (Kathryn Hahn) auch in besagtem Stück mit – und die soll Arnolds Seitensprung keinesfalls mitbekommen. Also der Plan: Izzy soll am besten direkt wieder verschwinden – aber da sind da noch die Mitschauspieler Joshua (Will Forte), der seinerseits ein Auge auf sie geworfen hat sowie Seth (Rhys Ifans), der sich für unwiderstehlich hält und schon seit Jahren erfolglos an Delta rumbaggert, dabei aber mit fast jeder Frau ins Bett steigt, die nicht bei 3 auf den Bäumen ist.

Die Mehrheit entscheidet: Izzy darf bleiben und damit fängt das Chaos an. Denn Joshua ist eigentlich mit der zynischen Psychotherapeutin Jane (Jennifer Aniston) verheiratet, die mehr mit ihren eigenen Problemen zu tun hat, als sich um die Probleme ihrer Patienten zu kümmern. Und dann ist da noch der alte Richter Pendergast (Austin Pendleton) , der unsterblich in Izzy verliebt ist. Als er erfährt, dass sie von nun an Schauspielerin ist und dem Eskort-Business Lebewohl gesagt hat, engagiert er den nicht minder alten Detektiv Fleet (George Morofgen). Er soll herauszufinden, wo sich Izzy nun herumtreibt – und dabei stößt er auf jede Menge Irrungen, Wirrungen und heimliche Liebeleien, die bei allen Beteiligten für ein reges Drunter und Drüber sorgen.

Klingt verworren, ist es auch. Aber genau das ist der Sinn einer Screwball-Comedy. Bogdanovich und die erfahrene Besetzung schaffen es, das Chaos dennoch in geordneten Bahnen zu halten und daraus eine flotte, unpeinliche Komödie alter Schule zu bauen, die für manchen Lacher gut ist. Wenn man sich denn auf diese Art Humor einlassen will und kann.

USA 2015, Regie: Peter Bogdanovich, Kinostart: 20. August 2015

(Text: Steffen Rieger, Bild: Wild Bunch Germany)

Kommentare sind geschlossen.