Neu auf DVD: Flesh and Bone

Flesh and Bone 2015He, ho Serienvolk, es gibt mit Flesh and Bone ’ne neue Serie, die bestimmt den einen oder anderen unter die Haut gehen wird. Wer Black Swan gesehen hat, hat wahrscheinlich noch die Bilder einer sehr körperlich präsenten, zierlich-fragilen Natalie Portman vor Augen, und auch die des grazilen Balletts, der eisernen Disziplin, von Blessuren, Blut, Tränen, Ellenbogengerangel und Erotisierungen wie die der lesbischen Fummeleien. Und wer sich das alles gerne angesehen hat, dürfte auch Flesh and Bone mögen.

Darin geht es ebenfalls um eine etwas ängstliche und unsichere, dennoch strebsame Balletttänzerin, für die das Ballett Passion und Bürde zugleich ist. Sie heißt Claire Robbins (Sarah Hay, die übrigens auch in Black Swan als Statistin zu sehen ist) und ist, wie sich schnell herausstellt, eine sehr gute Tänzerin. Gerade erst in New York angekommen, wird sie von der renommierten American Ballett Company als Ballerina engagiert. Mehr noch: Director Paul Grayson (Ben Daniels) sieht ein solches Talent in ihr, dass er sie extra für ein neues Stück besetzen möchte. Dabei hat er aber vor allem seinen eigenen Ruhm und den der Company im Sinn. Und natürlich handelt es sich bei diesem Paul um einen grausamen, zum Sadismus und Größenwahn neigenden Exzentriker. Da kommt aus der Retrospektive der Director aus dem Film, Thomas Leroy (Vincent Cassel), hingegen fast schon zahm daher. Und im Gegensatz zu Leroy hat dieser Fiesling hier zudem auch lieber einen Männerpopo vor sich.

Dass gerade Claire, als die Neue an der Company, einen Ballerinapart bekommt, zieht außerdem den Neid und die Missgunst der Kolleginnen auf sie. Besonders die mittlerweile schon etwas ältere Vorzeigeballerina Kiira (Irina Dvorovenko) sowie Claires Mitbewohnerin Mia Bialy (Emily Tyra) wollen sich damit nicht abfinden und fahren heftig die Krallen aus. Im Verlauf der Serie gerät dann auch die artige Claire immer tiefer in die Abgründe des Sündenpfuhl: Zickereien, Intrigen, Demütigungen, sexuelle Belästigungen, Drogen, Prostitution und so weiter und so fort. Aber auch sie selbst hütet Geheimnisse: Ein pikantes teilt sie mir ihrem Bruder Bryan (Joshua Helman), der ihr gegen ihren Willen auch nach New York folgen wird.

Flesh and Bone knüpft in vielen Aspekten an Black Swan an und setzt die Kulisse fort. Aber man kann sagen, dass diese in der Serie dramaturgisch noch stärker herausgestellt werden. Sei es etwa die Schüchternheit und die psychosomatische Konstitution der Claire (z.B. hinsichtlich ihrer Selbstverletzungsrituale) oder deren schwieriger Familienhintergrund oder auch die tyrannische Art des Paul. Neue Facetten sind unter anderen die Rotlichtmilieubezüge und der größere Einblick in das Ballett selbst. So sind auch längere Tanzszenen zu sehen. Flesh and Bone hat natürlich nicht mehr den Spirit des Films, also die erfrischende Neuartigkeit des Settings, aber ist dennoch eine unterhaltsame, ästhetische, zuweilen sehr dramatische Szenerie, in der es sozusagen drunter und drüber geht.

USA 2015, polyband Medien GmbH, VÖ: 28. Oktober

(Text: Madeleine Owoko, Bild: polyband)

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