„Jesses!“ – wer die erste Staffel von Fargo gesehen hat, weiß sofort, welche Figur das (in der deutschen Fassung) x-mal beschwörend gen Himmel geschnauft hat.
Der kautzige Lehrlingsmörder Lester Nygaard (großartig: Martin Freeman), eine interessante, aber auch für das Publikum ambivalente Figur, die im Gegensatz zum eindeutig fieseren Lorne Malvo (Billy Bob Thornton) und trotz zunehmend mörderischer Schamlosigkeit die Publikumssympathie für sich gewinnt, allerdings durch feiges Verhalten auch immer wieder im Begriff ist zu verlieren. Das Ende von Staffel 1 macht klar, keiner der beiden kann infolgedessen nunmehr (als Lester und Lorne) dabei sein, was im Falle Freeman recht schade ist.
In Staffel 2 geht es nun in ein neues amerikanisches Nirgendwo-Kaff im South Dakotah der 1970er Jahre, mitten hinein in verworrene, obskure Verhältnisse und Verstrickungen. Bekannte Gesichter sind wieder in den Hauptrollen: So etwa Kirsten Dunst, von der man spätestens seit The Virgin Suicides weiß, dass ihr sowohl die Rolle des blondgelockten Engelsgesichts mit finsterer Disposition und Luderallüren als auch die des vermeintlichen Naivchen prima steht. Sie spielt Peggy Blomquist, eine Friseuse, die nebst Gatten Ed (Jesse Plemons) in Konflikt mit einer lokalen Ganovenfamilie gerät, welche wiederum Ärger mit einem Syndikat hat. Auch „hochmotivierte“ gutmenschliche Ordnungshüter mischen wieder kräftig mit: Sheriff Hank Larsson (Ted Danson) und State Trooper Lou Solverson (Patrick Wilson) haben sich zumindest vorgenommen, den Provinzbösewichten auf die Schliche zu kommen.
Auch in dieser Season bekommen wir es folglich mit ordentlich Remmidemmi, skurrilen Gestalten sowie Mord und Totschlag zu tun. Man knüpft dem Aufbau nach an die erste Staffel an, „Jesses“ gibt’s obendrein wieder zahlreiche. Zudem ist der Cast super. Und es schwingen nebstdem wieder etwas Pulp Fiction-Anleihen mit. Damit ist die Ausrichtung der Serie zementiert: Fargo, das ist schwarzer Humor gepaart mit hinterwäldlerischen Wahnsinn, gepaart mit mörderischer Raserei, gepaart mit ulkigen Interjektionen. Yeah!
USA 2015, Twentieth Century Fox Home Entertainment, VÖ: 12.05.
(Text: Madeleine Owoko, Bild: Twentieth Century Fox Home Entertainment)