Mandys London-Tagebuch Teil III: Die Stadt, die niemals schläft

Hallo liebe Slik-Leser,

und wieder einmal möchte ich euch in die aufregende Welt meines Auslandspraktikums in London entführen.

Wer hat es nicht schon einmal läuten gehört: „New York – die Stadt die niemals schläft“? Ich kann euch versichern, dieser Titel trifft ebenso voll und ganz auf London zu.

Eine der Eigenschaften, die ich besonders an London schätze ist, dass so gut wie alle Geschäfte sieben Tage die Woche geöffnet haben, Supermärkte oft sogar durchgängig. Das lädt doch nun wirklich zum sonntäglichen Nachmittagsshopping ein. Und wie herrlich es ist, den Wocheneinkauf auch mal Sonntags erledigen zu können – bleibt mehr Zeit am Samstag zum Ausschlafen!

Natürlich sind dadurch auch die Straßen gut gefüllt – ist es doch an einem Sonntag in Deutschland kaum vorstellbar, dass sich nur wenige Stunden zuvor Einkaufswütige durch die Enge der Schildergasse gedrängt haben – so kann man dieses Spektakel am Wochenende vermehrt in London betrachten.

24/7

Und nicht nur die Geschäfte beleben diesen Schmelztiegel Europas – es ist eigentlich immer irgendwo etwas los. Bars, Clubs, Restaurants. War ich doch zunächst über die mitternächtliche Sperrstunde in den Pubs erstaunt, habe ich schnell herausgefunden, dass man danach nicht etwa enttäuscht nach Hause schlurft – sondern weiter in den nächsten Club zieht!

Jeder Geschmack wird hier bedient – Musikliebhaber verschiedenster Richtungen kommen auf ihre Kosten in den unzähligen Etablissements; die Gaumen können sich an allen Küchen der Welt erfreuen; Kunstliebhaber von klassisch bis moderne sind verzückt von dem reichen Angebot. Morgens, mittags, abends, nachts – wann immer das Herz es begehrt.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Zunächst war ich einfach nur begeistert, vor allem von den Öffnungszeiten der Supermärkte. Mittlerweile sehe ich allerdings auch die Kehrseite der Medaille.

Früher oder später kommt es einfach zu einer Reizüberflutung. Anfangs gab es für mich nichts Schöneres, als die Vorstellung, meine Einkäufe sonntags zu erledigen, hinterher vielleicht noch einen kleinen Schaufensterbummel zu machen und mich schließlich bei einer Tasse Kaffee zu entspannen. Natürlich war ich nicht die Einzige.

Wann auch immer man einkaufen geht, selbst vormittags mitten in der Woche, sind die Geschäfte überfüllt. Egal ob Kleidung, Lebensmittel, Schuhe – überall tummeln sich unzählige Menschen, eine ungeduldige Menschenmasse, die sich schließlich vor lauter Stress und Panik selbst über den Haufen rennt.

Am Wochenende wird es nur schlimmer – die Touristen schließen sich der Masse an. Meist hilflos und überfordert von der Geschäftigkeit, die auf Londons Straßen herrscht, entsteht schnell eine aggressive Haltung. Es wird auf Treppen mehr als ohnehin schon gedrängelt, Koffer werden mitunter als lebensgefährliche Waffen zweckentfremdet und die Bemühungen, an einen Sitzplatz in der U-Bahn ranzukommen, ähneln taktischer Kriegsführung. Kurz gesagt: es herrscht ein Gegeneinander statt ein Miteinander. Selbst in den entlegensten Einkaufszentren in Greater London lässt sich dieses Massenphänomen beobachten. Gute Laune? Stellt sich nur noch schwer ein.

Home sweet home

Nachdem ich mir diese sonntägliche Schlacht das ein oder andere Mal angetan habe – immer in der Hoffnung, dass es dieses Mal ruhiger sein würde – weiß ich nun den ‚heiligen‘ Sonntag in der Heimat mehr zu schätzen. Wenigstens einen Tag in der Woche kann man abschalten, entspannen. Natürlich wäre es toll, wenn wenigstens die Supermärkte einige Stunden geöffnet hätten; aber da quäle ich mich samstags dann doch lieber eine Stunde früher aus dem Land der Träume, um den Wocheneinkauf zu erledigen – dafür werde ich schließlich am nächsten Tag mit himmlischer Ruhe belohnt. Ein Tag, an dem ich ruhig durch die sonst so geschäftigen Straßen schlendern kann, meinen Kaffee genießen kann und nicht hinunterstürzen muss, um den Tisch für die schon Wartenden zu räumen – einfach ein Tag in der ohnehin stressigen Woche, an dem ich meine Seele einmal so richtig baumeln lassen kann.

Und selbst in der Stadt die niemals schläft gibt es eine Sache, die dies doch tut – die U-Bahn! Nach Mitternacht fahren diese nämlich nicht mehr – es bleibt der überfüllte Nachtbus…

(Text und Foto: Mandy Singh)

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