Live in Köln: Rocko Schamoni

Rocko SchamoniÜber den Rocko müssen wir euch ja nix mehr erzählen. Muss man kennen. Kennt man. Liebt man. Punkt. Aber: Bisher kannte man nur den lustigen Rocko. Als Teil von Studio Braun, Verfasser von „kultigen“ (urgs) Romanen wie „Dorfpunks“ und „Sternstunden der Bedeutungslosigkeit“ und Mitglied von Fraktus. Wer sich aber vor Veröffentlichung seines neuesten Werks „Fünf Löcher im Himmel“ (erschienen bei Piper) schon darauf gefreut hat, mal wieder so richtig abzulachen, der wird schon auf der ersten Seite scharf gebremst: Protagonist Paul Zech ist ein bemitleidenswerter, längst in die Jahre gekommener Taugenichts, der nichts im Leben hingekriegt und nichts zu Lachen hat. Eines Tages wird seine Wohnung zwangsgeräumt. Als einziger Zufluchtsort bleibt ihm sein alter Schrebergarten, in dem er nicht nur ein paar Konserven, sondern auch ein Tagebuch aus seiner Jugendzeit findet: Aufzeichnungen eines Teeanger voller Selbstzweifel, dessen Mutter ins Ausland abgehauen ist und dessen Vater immer mehr dem Alkohol verfällt. Doch als er eine Rolle beim Schultheater in „Die Leiden des jungen Werther“ bekommt und mit seiner neuen Klassenkameradin Katharina Himmelfahrt die erste große Liebe erlebt, keimen Hoffnungen und neue Lebenslust in ihm auf. Wäre da nicht sein Rivale Franz Keil… Paul begibt sich auf eine Zeitreise zu seinem jugendlichen Ich, während er in der Gegenwart Kneipenbesitzer Pocke kennenlernt, mit dessen Auto nach Dänemark fährt und so ziemlich alles schief läuft, was schief laufen kann. „Sternstunden der Ausweglosigkeit“ – so könnte man den Roman auch nennen. So witzig, locker bis schräg Schamonis vorherige Werke waren, so trist und nachdenklich ist dieses hier. Ähnlich wie bei Strunks „Junge rettet Freund aus Teich“ ist man als Leser verwirrt und wartet gar auf eine Pointe, die alles wieder ins Komische zieht. Aber schiebt man diese Verwirrung und Erwartungshaltung beiseite, dann bleibt einfach ein guter Roman, der einen mit seiner Mischung aus Melancholie, Tiefgründigkeit und Road-Abenteuerlichkeit in den Bann zieht.

Am 21. und 22 Januar gibt’s das Ganze dann live im Gloria zu hören, denn dann liest Rocko Schamoni live aus „Fünf Löcher im Himmel“.

Tickets gibt es hier.

(Foto: Kerstin Behrendt)

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