„Keine feste Kategorie“: Interview mit The Maccabees

Eventuell für einige Indie-Nerds schon jetzt ein Highlight des Jahres: Das dritte Album der Maccabees, „Given to the Wild“ hat das Licht der Welt erblickt und wurde von der fünf Mann starken Band letzte Woche unter anderem auch im Kölner Gebäude 9 präsentiert. SLIK-Reporter Philipp Kressmann hat mit Gitarrist Felix White gesprochen.

*

Als ich mir euer neues Album angehört habe, habe ich mich vor allem gefragt, wie geht das live? Da ist ja eine Menge Hall drauf. Und auf jeden Fall eine aufwändigere Instrumentierung als bei den Vorgängeralben.

Wir haben es bei der Aufnahme des neuen Albums ganz bewusst vermieden, daran zu denken, wie wir das live umsetzen. Das hätte uns bei dieser Platte nur eingeschränkt. Es brauchte ein wenig, wir haben überlegt, welche Tracks spielen wir, welche nicht, es war ein wenig Technik-Knobbelei, hier brauchen wir noch Keys, die Gitarre so und so einstellen und so weiter. Wir sind echt an einen guten Punkt angekommen, aber es klingt nicht haargenau wie auf Platte. Es ist aber auch unmöglich, diesen Klang exakt zu reproduzieren.

Was war denn generell anders bei Aufnahme dieses Albums?

Der Arbeitsprozess war total neu. Bei den zwei Alben zuvor war das so klar, weil wir in einem Raum direkt zusammen aufgenommen haben. Du hast bei den Sachen direkt gehört, was getan wurde. Wir wollten das jetzt anders machen und haben auch ein wenig Abstand voneinander gesucht. Ein wenig Distanz. Die ersten Monate war jeder bei sich zuhause, hat digital etwas aufgenommen und irgendwann haben wir das Material dann ausgetauscht. Wir haben uns nicht im Vorfeld schon auf einen bestimmten Sound beschränkt und gesagt „so und so muss das insgesamt klingen“. Keine feste Kategorie wie Britrock oder so.

Was die Rezeption angeht: Viele sagen, auf dem neuen Album ginge es primär um das Thema des Alterns. Ist es denn manchmal auch so, dass ihr Eindrücke und Interpretationen über eure Musik hört, bei denen ihr sagt: „plausibel, ja, eigentlich total gut, aber das haben wir uns ja gar nicht dabei gedacht!“ Das stelle ich mir manchmal ein wenig strange vor…

Ja, das kommt vor, auf jeden Fall. Bei dem neuen Album beispielsweise. Es gibt zahlreiche Referenzen, die sagen, die Platte handele von der Natur. Selbst in den Videos ist das spürbar und viele haben dann darauf hingewiesen, es ginge um Natur, das Weite, manche haben gesagt, das ist eine Platte über die Elemente der Natur. Aber das kam alles von uns so unbewusst. Wir haben das nicht als Konzept angelegt, das Album wurde im industriellen Teil von London aufgenommen, sehr weit weg also von der Natur. Aber trotzdem sind diese Bezüge sehr wahr. Obwohl das keineswegs geplant war, wie gesagt! Bei mir war das auch so, viele haben gesagt: „wow, das klingt ja wie Talk Talk teilweise“. Und ich dachte, meine Güte, ich habe während der Produktionsphase wirklich viel von denen gehört.

Ihr habt ja 2009 die Editors auf deren Tour unterstützt. Könnte es sein, dass sie euch auch so unbewusst beeinflusst haben? In dem Sinne, dass sie damals mit „In this light and on this evening“ auch etwas ganz Neues gemacht haben, das eben im Vergleich zu den Vorgängersachen total anders wirkt.

Ja, da hast du Recht (überlegt). Vielleicht ist das einfach ähnlich, theoretisch von der Situation. Klar, das dritte Album. Das ist halt irgendwie so eine ganz bestimmte Sache. Und ich glaube, da gibt es viele Fälle von… In unserem Fall: Wir waren da mit denen auf Tour und ich sage mal, das war einfach Zufall. Aber guter Punkt, da habe ich noch nie drüber nachgedacht (lacht).

Okay, letzte Frage: was war der verrückteste Gig von den Maccabees?

Einige… (lacht). Aber der wirklich verrückteste war schon recht früh, würde ich meinen. Cafe to Paris, in London, da war das! Es war auf unserer ersten Tour. Es war aus irgendwelchen Gründen für uns erst möglich, morgens zu spielen, keine Ahnung warum! Ich habe das immer noch wie ein Foto in meinem Kopf, das kannst du mir glauben. Auch weil das einfach so krass war, die Leute waren immer noch wach. Crowdsurfing und so, es war wunderschön. Wir wurden richtig wahrgenommen und die Leute wollten wissen, was auf der Bühne abging!

(Text & Interview: Philipp Kressmann, mit freundlicher Unterstützung von „CT das radio“)

Kommentare sind geschlossen.