Buchtipp: Margaret Atwood – Hexensaat

Hexensaat von Margaret AtwoodEs ist gerade mal ein Vierteljahr her, dass Jo Nesbø seine Neuinterpretation von Shakespeares Macbeth im Rahmen des „Hogarth Shakespeare Project“ vorgelegt hat, schon wird Margaret Atwoods Version von Der Sturm, nun im handlichen Taschenbuchformat, nachgereicht. Hexensaat hebt das Drama auf die Metaebene, ein Roman über die Aufführung eines Theaterstücks, von Atwood meisterhaft inszeniert.

Aus Prospero wird bei Atwood Felix, ein Theaterregisseur, der von seinem vermeintlichen Freund Tony hintergangen wird und die Leitung eines Theaterfestivals verliert. Für Felix eine Katastrophe, diente die damit verbundene Vorstellung von Der Sturm doch als Ablenkung vom Tod seiner Frau und seiner Tochter Miranda. Felix zieht sich zurück ins Exil, wo er einen Racheplan schmiedet. Er fälscht seinen Lebenslauf und bewirbt sich als Intendant bei einem „Bildung-durch-Literatur“-Programm eines Gefängnisses, wo er die Insassen Shakespeare-Stücke aufführen lässt. Höhepunkt seiner Saison ist ein Auftritt vor einem ganz besonderem Gast: Tony…

Das Praktische an der Hogarth-Reihe ist, dass sie keine Kenntnisse der Originaltexte voraussetzt, was vor allem Shakespeare-Muffeln entgegenkommen sollte. Ebenso erfreulich ist es daher, dass am Ende des Buches Der Sturm noch einmal zusammengefasst wird, so dass ein direkter Vergleich möglich ist. Gerade aber für Kenner des Originals und vor allem Theaterfreunde ist Atwoods Version ein besonderes Highlight. Hexensaat ist unser momentaner Liebling der Reihe, da sich der Roman stark von der Vorlage entfernt und dem Prinzip Drama trotzdem treu bleibt. Dabei sprüht er vor Witz und wortwörtlicher Spielfreude, wie selbst Shakespeare es nicht besser hätte machen können. Ein „perfekter Sturm“ für zwischendurch.

(Verlag: Penguin)

Autorin: Annette Schimmelpfennig

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