Zitieren, formatieren, nicht den Faden verlieren

Hausarbeit, Diplomarbeit, Examen: in sämtlichen Phasen des Studiums erwartet euch die Anforderung, nicht bloß wissenschaftlich zu denken, sondern auch eure Texte derart zu gestalten. Woraus wissenschaftliches Schreiben genau besteht, wird in Seminaren leider oftmals als Kenntnis voraus gesetzt, ohne dass viele Studenten zuvor mit der Thematik in Berührung kamen. Grund genug, ihr unseren Titel zu widmen.

Eine intensive Auseinandersetzung mit einem Thema lässt sich nicht bloß durch die Auflistung der gewonnenen Erkenntnisse belegen. Akademiker „müssen die wissenschaftlichen Ergebnisse angemessen präsentieren. Das Ziel ist, neue Informationen herauszufinden, zu sammeln sowie die daraus gezogenen Schlüsse für Dritte nachprüfbar abzuleiten“, wie Dagmar Lingg und Kerstin Schütz von WissenschaftlichArbeiten (wissenschaftlicharbeiten.de) betonen. Wissenschaftliches Argumentieren bedeutet demnach, Probleme darzustellen, Lösungsvorschläge aufzubereiten und diese gegeneinander abzuwägen. Aus welchem Grund ein Gedanke dem anderen vorgezogen wird, muss für den Leser klar erkennbar werden.

Die Themenfindung

Zu Beginn des Studiums orientieren sich Hausarbeiten meist an den übernommenen Referatsthemen. Spätestens in der Examensphase und höchstwahrscheinlich auch schon vorher solltet ihr in der Lage sein, bewusst eigene Themen auszuwählen. Neben der Rücksprache mit den Dozenten ist die Quellenlage hierbei zu beachten. Die denkbar interessanteste Fragestellung ist ungünstig, wenn der Bibliotheksbestand deutschlandweit nichts hergibt und eigene Untersuchungen nicht vorgesehen oder zeitlich nicht machbar sind. Auf der anderen Seite erhöht ihr den Wert eurer Arbeit nicht dadurch, dass ihr ein bis zur Ermüdung durchgekautes Thema wählt, welches keine neuen Forschungsergebnisse zulässt.

Gliederung und Aufbau

Einleitung, Hauptteil, Schlussbetrachtung: diese grobe Einteilung ist die Basis der Arbeit. In der Einleitung wird das Thema vorgestellt und die Fragestellung formuliert. Sie muss Aufschluss darüber geben, was die Arbeit leisten will und soll. Einige Dozenten empfehlen, die Einleitung gegen Ende zu schreiben, da erst im Verlauf der Arbeit deutlich wird, welches genaue Ziel angepeilt werden kann. Letztlich schadet es nicht, sie vorläufig bereits zu Beginn zu verfassen: so bekommt ihr eine eigene Richtungsweisung und verschafft euch einen Überblick über euren eigenen Wissensstand.

Der Hauptteil besteht nicht nur aus einem einzigen Abschnitt, die Herangehensweise an eure Fragestellung muss sauber und sinnvoll gegliedert sein, durch Kapitel und Unterkapitel. Die Anordnung dieser Punkte richtet sich nach der Fragestellung selbst, und nicht etwa den benutzten Quellen. Das Ziel der Arbeit darf nicht aus den Augen verloren werden, andernfalls schweift ihr ab und verfehlt das Thema. Der ständige Fokus auf die Fragestellung ist nicht bloß Kern einer wissenschaftlichen Arbeit, sondern vermeidet auch ein weit verbreitetes Problem, nämlich die vorgegebene maximale Seitenanzahl einzuhalten.

Die in der Einleitung präsentierte Fragestellung muss letztlich auch in der Schlussbetrachtung aufgegriffen werden. Hier erhalten die zuvor gestellten Ziele die Formulierung ihrer Ergebnisse. In diesen Abschnitt gehört auch die Auswertung des Gesagten, und falls Probleme mit den verfügbaren Mitteln nicht gelöst werden konnten, wird auch dies im Schlussteil erwähnt.

Umklammert wird euer Text stets von Deckblatt, Inhaltsverzeichnis und Literaturverzeichnis. Auf das Deckblatt gehören die Titel der Arbeit und des Seminars sowie euer Name, eure Fachsemesterzahl und eure Kontaktdaten. Weitere Angaben zur Person sind für gewöhnlich überflüssig, ebenso wie grafische Spielereien. Das Inhaltsverzeichnis muss übersichtlich sein und die Seitenangaben korrekt. Beim Literaturverzeichnis ist eine Unterteilung in Quellen und Darstellungen zu empfehlen. Autoren werden hier mit dem Nachnamen zuerst aufgeführt.

Quellenangaben

Zwischen euren Arbeiten und der Bild-Zeitung liegen (hoffentlich) Welten, aber der wichtigste Unterschied ist die Belegbarkeit eurer Aussagen. Die Ergebnisse der Arbeit und die Argumentführung müssen komplett nachvollziehbar und vor allem nachprüfbar sein. An dieser Stelle kommen die Zitierregeln und Fußnoten ins Spiel, die unerlässlich sind für eine wissenschaftliche Arbeit

Sobald wörtlich zitiert wird, ist jenes Zitat auch als solches zu kennzeichnen – Anführungsstriche reichen nicht aus, durch eine Fußnote ist die Quelle mit genauer Stellenangabe zu nennen. Dies gilt auch für indirekte Zitate, Paraphrasen und entlehnte Informationen. Die Fußnoten setzt ihr am besten direkt beim Verfassen der Arbeit ein, aus zwei Gründen: zum einen vergeht kaum eine Seite ohne Fußnoten, so dass am Ende überraschend eure Seitenanzahl enorm steigen würde. Außerdem ist es lästig, nach Verfassen der Arbeit erneut alle Quellen zusammen zu suchen. Da im Literaturverzeichnis sämtliche verwendete Quellen genau aufgeführt sind, reichen in den Fußnoten Abkürzungen. Für die genaue Zitierweise und generelle Tipps zu formellen Regeln wissenschaftlichen Schreibens empfehlen wir euch die Infomaterialien der einzelnen Institute (bspw. bietet das Institut für deutsche Sprache und Literatur seine Broschüre „Ebenda“ auf der Institutsseite zum Download an).

Korrektur

Wenn das letzte Kapitel geschrieben ist, fällt einem erst einmal eine gewaltige Last von den Schultern. Vom schönen Gefühl beflügelt solltet ihr jedoch nicht sofort los laufen und die Arbeit unüberprüft abgeben. Auch ein einfaches Gegenlesen reicht nicht aus, wie jeder weiß, der schon einmal einen Text dieser Größenordnung verfasst hat: sogar beim zweiten und dritten Korrekturdurchgang tauchen bis dato unbemerkte Fehler auf. „Oftmals geht nach wochenlanger Beschäftigung mit dem Studienthema, der Auswertung und textlichen Umsetzung die notwendige Distanz zur eigenen Studienarbeit verloren, zumal kurz vor Abgabetermin nicht selten Zeitdruck eine Rolle spielt“, wissen Dagmar Lingg und Kerstin Schütz. Häufig werden auch Notizen in den Text eingefügt, die ihr später nicht mehr bemerkt, oder ihr habt einen Satz umgestellt und vergessen, die Endung des Verbs anzugleichen. Daher ist es ratsam, einer anderen Person die Arbeit zum Gegenlesen anzuvertrauen.

Abseits von der Orthographie gibt es noch etliche andere Dinge, die überprüft werden müssen. Auch im fortgeschrittenem Stadium solltet ihr euch nochmals Gedanken darüber machen, ob der Aufbau sinnvoll, eure Argumentation verständlich und euer Ergebnis relevant ist. Sogar die Seitenangaben im Inhaltsverzeichnis sollten gecheckt werden, denn hier ergeben sich beinahe schon traditionell Fehler, die durch kurzfristige Änderungen im Text entstehen. Im Idealfall nochmals alle Fußnoten durchgehen, auf einheitliche Darstellung achten und vor allem darauf, dass sämtliche zitierte Quellen auch im Literaturverzeichnis landen. Die Suchfunktion eures Textverarbeitungsprogramms kann bspw. dabei helfen, klassische Tippfehler aufzuspüren, die euch bereits aufgefallen sind. Eine fehlerfreie Arbeit beschert nicht bloß bessere Noten, sondern sie ist auch leichter und flüssiger zu lesen, was gleichzeitig ihren Wert erhöht.

Kurs-Tipp
Das Studentenwerk bietet im Mai Kurse zu den Techniken wissenschaftlichen Schreibens an. Die Termine: 19., 20. und 21. Mai, jeweils von 9:00-12:15 Uhr. Die Anmeldung erfolgt online (www.kstw.de) oder telefonisch (0221 / 168815-0).

(foto: photocase.com / spacejunkie)

Kommentare sind geschlossen.