Neue Reihe: Mandys London-Tagebuch

Mein Name ist Mandy, ich bin 23 und studiere im 5. Semester mehrsprachige Kommunikation. 5. Semester – bei uns bedeutet das, dass ein obligatorisches Auslandssemester ansteht. Nach langem hin- und her Überlegen habe ich mich für ein Praktikum im Ausland entschieden.

Die meisten von euch wissen wahrscheinlich, wie schwierig es ist, ein solches Unterfangen zu planen, egal ob Praktikum oder Uni; daher lasse ich diesen Teil einfach mal außen vor und springe gleich mitten ins Geschehen. Letzten Endes bin ich in London gelandet, hier absolviere ich derzeit ein Praktikum bei einer kleinen PR-Agentur.

Anfang August ging es also für mich los. Mein erstes Ziel war es, so schnell wie möglich ein WG-Zimmer zu finden. Die ersten Besichtigungen liefen – nun ja – etwas anders als erwartet ab. Und das, obwohl ich mich vorher sehr gut über den Immobilienmarkt in England informiert habe. Mir war klar, dass ein WG-Zimmer in London sehr teuer ist und der Standard der Wohnungen anders als in Deutschland. Auch wusste ich, dass ich mir kein Zimmer in Bestlage leisten kann – aber was ich dann erlebt habe, hat mich trotz aller Informationen und ‘sich-auf-alles-gefasst-machen’–Haltung, einfach nur geschockt.

Wohnungssuche mal anders

Die Wohnungen waren dreckig, die Zimmer winzig (Besenkammer trifft’s da wohl eher). Badezimmer und Schlafzimmer, die über und über mit Schimmel gespickt waren. Vermieter, die teilweise kaum Englisch sprachen. Löcher in der Decke und den Wänden, merkwürdige Gerüche, die anscheinend nur von mir wahrgenommen wurden…

Nicht selten trifft man Mitbewohner, die völlig genervt voneinander sind und es daher irgendwann aufgeben, sich wirklich heimisch zu fühlen. Das gemietete Zimmer wird nur noch als Platz zum Schlafen gesehen; der Rest der Wohnung dementsprechend behandelt. Daher ähnelt alles eher einem Schweinestall als einem gemütlichem Zuhause.

Ich durfte aber auch andere Erfahrungen während meiner Suche machen: tolle Leute, die Wohnung herausragend für Londoner Verhältnisse, die Miete vergleichsweise bezahlbar – aber eine furchtbare Gegend. Also wieder nix.

Und wie viel kostet’s?

Aber nun zum wichtigsten Punkt: die Miete! London ist die teuerste Stadt in Europa, eine der teuersten der Welt. Das spiegelt sich natürlich auch in den Mieten wieder. Doppelzimmer sind relativ günstig zu haben, allerdings muss man sich gut überlegen, ob man sich ein Zimmer mit einer mehr oder weniger fremden Person teilen will. Für ein kleines Einzelzimmer In der Nähe des Zentrums (immerhin unter 1h Fahrtzeit) muss man da schon eher 600-700 Euro pro Monat einrechnen und auch hier noch Abstriche machen. Nach oben sind preislich keine Grenzen gesetzt.

Es war also schwerer als erwartet, ein Zimmer zu finden. Ich habe zwar keinen Palast verlangt, wollte aber trotzdem nicht in einem mit Schimmel dekoriertem Zimmer schlafen, das schlicht und einfach nur furchtbar ist. Ich wollte doch nur ein schönes Zimmerchen in einer netten Gegend (muss ja nun wirklich nicht das Szene-Viertel sein); nicht allzu weit von öffentlichen Verkehrsmitteln entfernt (wobei ich 20 Minuten Fußweg zur Bahn nach einer gewissen Zeit in London auch nicht mehr für viel halte). Das muss doch zu finden sein!? Ist es auch!

Der goldene Mittelweg

Wenn man das nötige Kleingeld besitzt, hat man wohl weniger Probleme. Für alle anderen (also gerade uns Studenten) gilt es, seine Ansprüche runter zu schrauben, Zeit zum Suchen einzuplanen und Prioritäten zu setzen (nehme ich morgens auch einen längeren Weg zur Arbeit/Uni auf mich? Ist es okay für mich, zum Weggehen in die Stadt zu fahren?). Dann ist es mit Geduld, einer ordentlichen Portion Humor und etwas Glück sogar möglich, ein nettes Zimmerchen mit netten Mitbewohnern in London zu finden!

Liebe Grüße von der Themse und bis zum nächsten Mal!

(Text: Mandy Singh, Foto: Sepp Schmitter/aboutpixel.de)

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