Interview mit The Pigeon Detectives

Im vergangenen Monat ist „Up, Guards and at ‚Em!“, das mittlerweile dritte Album der Pigeon Detectives (zu deutsch: Taubendetektive) erschienen. Unser Autor Philipp Kressmann sprach mit Drummer Jimmi Naylor und Sänger Matt Bowman, die vor dem Konzert im Gebäude 9 wie perfekte Schwiegersöhne aussahen. Wollmütze mit Herzmotiv, Tee statt Bier, Akustikgitarre statt brachialem Verstärker. Aber keine Sorge, von Routine ist noch keine Spur. Denn auf dem Konzert wurde Flüssigkeit en masse nicht ausschliesslich zum Trinken verwendet…

Seid ihr auf die Tour gespannt? Ihr habt ja mit der neuen Albumpromo im Moment bestimmt viel zu tun. Hat sich da schon ein Routinegefühl entwickelt?

Bei uns herrscht definitiv keine Routine. Wir haben eine Pause gehabt und sind jetzt mittlerweile sozusagen hungrig auf Touren, aber nachdem wir einmal circa drei Monate hintereinander getourt haben, war eine Show teilweise nicht mehr etwas so Besonderes. Aber diese Phase ist nun vorüber! Wir sind gespannt auf die Gigs und freuen uns vor allem auf die Fans! Und in Deutschland mal eben vor 150 Leuten zu spielen, davon hat man als Kind doch nur geträumt.

Kommen wir auf eure Musik zu sprechen. Inwiefern unterscheidet sich „Up, Guards and at ‚Em!“ von den Vorgängeralben?

Ich glaube, das erste Album war eher eine Art Sammlung von Songs, die wir vorerst einfach so live gespielt haben. So direkter In-Your-Face Stil! Sehr punkig. Auf der neuen Scheibe geht es abwechslungsreicher zu. Ich finde, jetzt könnte man eher von einem Werk sprechen. Musikalisch waren wir sehr aufgeweckt. Es kam eine Menge Interessantes raus. Und dieses Mal haben wir uns auch für die Vorproduktion eine Menge Zeit genommen. Für die Texte sogar über ein Jahr. Wir hatten unglaublich viele Texte geschrieben und am Ende wirklich eine Menge Material. Wir sind natürlich auch älter geworden und es ist ja relativ viel Zeit zwischen den Alben vergangen. Wir wollten also schon etwas machen, was sich von den Vorgängerwerken kontrastiert.

Das Album wurde ja in New York aufgenommen. Die Stadt, die mittlerweile schon Synonym für ganz verschiedene, aber jeweils sehr charakteristische Sounds geworden ist. Interpol, The Strokes und so weiter. Wurdet ihr von dieser Aura in gewisser Hinsicht inspiriert?

Definitiv. Wir waren schon im Vorfeld von New Yorker Bands beeinflusst. Interpol, The Strokes und Blondie. Ja, genau! Aber jetzt haben wir auch mal direkt die Attitüde und die Atmosphäre dieser Stadt kennengelernt. Diese Referenzen stimmen in gewisser Hinsicht, aber letzten Endes schreiben wir jedoch einfach nur Songs, ohne daran zu denken, was das für Assoziationen freisetzt oder was jemand dazu sagt. Simple Songs, mit denen man unmittelbar was anfangen kann. Catchy müssen sie sein. Das ist eher so unser Konzept. Mit Justin als Produzent hat das bestens geklappt.

Stimmt, Justin Gerrish hat eure neuen Stücke produziert. Ich bin sehr überrascht, dass Justin Gerrish so jung ist.

Ja, Justin Gerrish hat aber auch schon das letzte Vampire Weekend Album produziert! Er ist natürlich ein sehr junger Produzent. Er ist wahrscheinlich nicht älter als 28 Jahre. Also alterstechnisch eine weitere Parallele zu uns. Justin ist auch noch nicht sonderlich bekannt. Das war eine sehr bewusste Entscheidung von uns. Er ist gerade so auf dem aufsteigendem Ast, glaube ich. Im Studio waren wir dann auch wieder auf die richtige Weise aufgeregt. Wir wollten nicht jemanden haben, der schon versiert einige Jahrzehnte dabei ist und schon total automatisch den Arbeitsprozess durchläuft. Während der zwei Monate, in denen wir die Scheibe aufgenommen haben, sind wir gute Freunde geworden. Wir waren öfters gemeinsam was trinken, es war eine sehr relaxte Arbeitsatmosphäre.

„Things just seem to go in circles, but things are finally coming round. All isn’t lost cause I hear you say so.“ Das ist ein Zitat aus eurer neuen Single „Done in Secret.“ Ich habe an The Streets gedacht. Die singen ja in „Let´s push things forward“: „You say that everything sounds the same, then you go by them.“ Und ich habe mich gefragt, ob man das nicht in gewisser Hinsicht auf die heutige Musikszene beziehen kann. Einige haben ja das Gefühl, dass alles in gewisser Hinsicht nur noch reproduziert wird, aber es keine essenziellen Veränderungen mehr gibt. Vor allem seit ca. 2005 diese Indie-Beliebheit ausgebrochen ist.

Ich weiß, was du meinst. Ich glaube, alles bewegt sich auch ein wenig im Zyklus. Da gab es die Britpop Ära . Zwischen dieser Ära und den Kaiser Chiefs gab es nicht wirklich was. Zumindest nichts, was man wahrgenommen hat. Gitarrenmusik – ein echtes Kommen und Gehen. Und wenn es dann abgeht, in dieser Phase, gehen auch die Labels mehr Risiken ein. Dann kommt aber wieder die Phase, in der das alles unpopulärer wird. Und letzten Endes keiner mehr gesignt wird. In diesem Sinne hast du Recht, das kann man auch auf diesen Songausschnitt beziehen.

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Das neue Album „Up, Guards and at them!“ der Pigeon Detectives ist bereits erschienen.

(Interview & Text: Philipp Kressmann)

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