Interview mit Future Islands

Anlässlich des Appletree Garden Festivals und der anstehenden Tour hat sich SLIK-Reporter Philipp Kressmann auf den Weg nach Diepholz (nahe Osnabrück) gemacht, um mit einem der Headliner zu sprechen. Die Rede ist von der dreiköpfigen Band Future Islands aus Baltimore. Seit der Single-Auskopplung „Tin Man“ kursiert die Gruppe als Indie-Geheimtipp. Ein wenig komisch, denn sie hat bereits zwei Alben rausgebracht. Und arbeitet anscheinend bereits am dritten…

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Ich finde eure Songs sehr markant. Vor allem deswegen, weil die Texte sehr melancholisch und teilweise düster ausfallen, die Instrumentierung durch die eingängigen Synthesizer-Elemente aber eher hell rüberkommt.

Es ist definitiv nicht unsere Intention, mit dieser Kombinatorik herumzuspielen. Das ist auf gar keinen Fall das Bandkonzept oder so. Es ist einfach das, was passiert. Aber in gewisser Hinsicht verstehe ich diese Assoziation schon. Viele bringen unsere Musik ja auch mit Sachen aus den Achtzigern und New Rave generell in Verbindung. Aber bei uns ist ein recht deutlicher Umfang an Schwere vorhanden, der deutlich macht, dass es sich da nicht direkt um glückliche Musik handelt. Sie kann natürlich Optimismus erzeugen, aber der spielt sich immer nur in einer Dunkelheit ab. Es ist weder hell, noch vollkommen dunkel.

Kommen wir mal auf eure Live-Show zu sprechen. Die soll ja genauso emotional verlaufen wie die Songs selber sind…

Na ja, die Songs selbst und dann bei uns auch die Performance – das hat einfach etwas von einer Katharsis. Und das betrifft dann auch mich selbst wieder stark. Zum Beispiel, wenn ich „Tin Man“ singe. Da kann es vorkommen, dass ich mich mal selbst schlage. Vor dem Publikum, ich gebe den Leuten was. Ich glaube, dass das einigen schon Angst machen kann, aber das Gefühl kommt dann einfach. Es ist kein Fake! Jeder hat solche dunklen Momente, aber die meisten Menschen haben einfach Angst, diese auch offen zu zeigen. Ich gehe auf die Bühne und zeige diese Schwäche, sozusagen mit Stärke.

Das klingt ja nach sehr viel Intimität. Wie ist das bisher auf den Konzerten hier in Deutschland angekommen?

Uns geht es hier wirklich sehr gut! Wir haben in Deutschland schon viele Fans gewinnen können. Eigentlich sogar in ganz Europa. Ich sage mir ja vorher immer, dass man nie so viel erwarten soll – vor allem, wenn man in einer Stadt zum ersten Mal spielt. Aber bisher waren wir immer positiv überrascht. Letzen Endes geht es primär darum, ein gutes Konzert zu geben, auch in einem kleinen, atmosphärischen Rahmen. Aber ich kann mir das auch auf größeren Bühnen vorstellen! Da würde ich ganz bestimmt nicht nein sagen (lacht)!

Vielleicht kommt das ja noch. Aber im Moment habe ich den Eindruck, dass ihr eher einen sehr individuelleren Bezug zu euren Hörern anstrebt. Das wird ja schon deutlich, wenn man einen Blick auf eure Diskographie wirft…

Ja, da hast du Recht. So oder so habe ich eine Schwäche für Vinyl-Raritäten. Vor allem für 7“-Singles. Das hat einfach was! Außerdem sind auch B-Seiten wichtig. Die zeigen, was die Künstler so zwischen den Alben treiben. Es hat einfach Stil und das sollte erhalten bleiben. Viele von unseren Auskopplungen sind limitiert. Diese Plattenliebhaberei ist einfach etwas Schönes!

Könnt ihr etwas zum Videodreh zu „Tin Man“ erzählen?

Wir waren mit dem Regisseur und seinen Assistenten unterwegs. Wir haben uns einfach alle in den Van gequetscht und sind losgefahren! Es ging Richtung Süden, Baltimore. In die Orte, auf denen wir auch selber aufs College gegangen und aufgewachsen sind. Das wurde festgehalten. Es ging im Grunde darum, so eine Art Chronik zu basteln. Und dann haben wir halt noch ein Konzert gegeben, das ebenfalls im Video zu sehen ist. Das Konzert, halt auch, um das Benzin zu bezahlen (lacht).

Wie geht es weiter mit euch? Meiner Empfindung nach habt ihr euch schon sehr weiterentwickelt. Euer aktuelles Album „In Evening Air“ erscheint zum Beispiel dichter und einheitlicher als das erste.

Das stimmt und liegt daran, dass das erste Album noch in A- und B-Seite aufgeteilt war. Die eine Hälfte ist eher zum Partymachen und die zweite für traurigere Momente geeignet, wenn man das so sagen kann. Bei „In Evening Air“ war das auf jeden Fall anders. Daran haben wir auch hart gearbeitet. Und ja, wir sind auch schon am dritten Album dran! Das wird wahrscheinlich im Oktober erscheinen. Das wird „Before the Bridge“ heißen. Den Titeltrack gibt es auch schon als 7“. Natürlich limitiert (lacht)!

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SLIK hat nach dem Interview nachgeforscht und festgestellt, dass Future Islands den Titeltrack zum nächsten Album als Gratis-Download im Internet zur Verfügung stellen. Wem das noch nicht reicht, könnte sich demnächst selbst ein Bild von der Band machen. Die Tour wird nämlich fortgesetzt!

(Interview und Text: Philipp Kressmann, Foto: Allen Cordell)

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