Interview mit Art Brut

Selbst die eigene Bandgründung wurde damals frenetisch mit einem Song festgehalten. Gut, Eddie Argos hat sich traurigerweise nicht als der Sänger erweisen können, „who writes the song that makes Israel and Palestine get along“. Trotzdem haben sich viele in „Formed a band“ geäußerten Prophezeiungen bewahrheiten können. Mittlerweile kann Argos´ Formation das bereits vierte Album vorlegen. Unser Autor Philipp Kressmann hat mit Eddie Argos und Jasper Future über „Brilliant! Tragic!“ gesprochen.

Beim ersten Durchlauf eures neuen Albums fällt auf, dass der charakteristische Sprechgesang von dir ein wenig mehr in den Hintergrund tritt. Es scheint schon fast, als würdest du singen!

Bei diesem Album hat Frank Black entschieden, dass wir singen sollen. Ja, ich glaube Black Francis – so wird er auch genannt – hat mich dieses Mal zum Singen gebracht. Und ich meinte, dass ich es ja mal versuchen kann, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht wirklich klappen wird. Und ich denke, dass es letztendlich eine gute Sache ist. Ein paar der neuen Songs brauchten diese Art Gesang auch einfach. Aber in gewisser Hinsicht lief das spontan ab, zufällig. Wie das meiste bei Art Brut.

Dadurch gewinnen einige Titel auch an Seriosität. Obwohl ja doch erneut die amüsante Thematiken dominieren.

Ich denke, zu komplizierte Sachen machen nicht viel Sinn, wenn die meisten Leute nicht verstehen was man sagen will. Wir versuchen eigentlich, aufrichtige Lieder zu machen. Das beste ist es, die Sachen simpel zu halten, damit die Leute auch die Message verstehen. Das ist auch auf dem neuen Album der Fall.

Die Songs, in denen du mehr dahin tendierst, zu singen, sind doch eventuell auch ein wenig schwerer live umzusetzen, als die älteren Stücke, oder?

Ach, ich denke, das wird auch gut funktionieren. Aber ich weiß, was du meinst. Bei einigen alten Stücken geht das Konzept natürlich auf. Ich mag das einfach, Konversationen zu führen. Auch direkt mit Leuten zu sprechen, ich bin da total offen. Bei einigen Stücken geht es dann live wirklich wie bei einem Dialog zu. Und wenn wir die Songs dann live spielen, dann kann man auf seine Weise Freund mit Art Brut werden.

Euch gibt es jetzt bereits seit 2005. Aber ehrlich gesagt, ist mir der Bandname immer noch nicht ganz verständlich. Und deine Haltung zu Kunst ist ja auch relativ zweideutig…

Ich mag Kunst generell und Art Brut ist eine meiner Lieblingskunstrichtungen. Kunstwerke, die in der Regel durch Geisteskranke, oder andere Außenseiter entstanden sind. Die Intention der Künstler war dabei aber gar nicht direkt, Kunst zu machen. Ich wusste, was der Name bedeutet, als ich ihn vorschlug, aber die anderen hatten keine Ahnung. Ich finde, er klingt auch einfach gut.

Ab und zu denke ich, dass ja auch eine gewisse, sagen wir eine zumindest leicht politisch-kulturelle Perspektive bei euch sichtbar wird. In „My little brother“ warnst du vor Drogenexzessen, Zigaretten sind uncool, Morrissey wird gehuldigt und einmal singst du auch, dass Punk Rock nicht tot ist. Wenn es bei euch so spontan zugeht: Sind politische Texte bei euch ausgeschlossen?

Im Moment schreibe ich vor allem gerne persönliche Songs über Menschen, ein politischer Song würde doch nur meine eigene Perspektive wiedergeben. Und in dieser Hinsicht, na ja (lacht). Wir haben einfach da keinen Plan. Vielleicht werden wir morgen einen politischen Song schreiben… ja, wir werden die neuen Chumbawamba (lacht).

(Interview und Text: Philipp Kressmann, Foto: Joe Dilworth EMI Music Germany)

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