Treppe runter, bitte!

2013.10_Nachtleben_Subway

Wochenende! Wo geht’s hin? Natürlich unter die Erde. Nee, nicht zur nächsten U-Bahn-Haltestelle, sondern in einen der angesagten Kellerclubs, und davon hat Kölle einige zu bieten. Wir haben uns völlig selbstlos für euch ins Nachtleben gestürzt und eine Auswahl zusammengestellt.

Die schiere Masse an Clubs, vor allem in Uninähe, lädt ja schon aufgrund ihrer günstigen Lage zum Versacken ein, und sind wa mal ganz ehrlich: Den Keller, der mit „V“ beginnt am Zülpicher oder das unter Generationen von Studenten berühmt-berüchtigte Ding mit seinem Oktoberfest kennt ja eigentlich jeder. Dann doch lieber mal raus aus der Wohlfühlzone und auf zu anderen, vielleicht neuen Club-Ufern. Solange es ins knappe Studenten-Budget passt

Es geht doch nix darüber, den Abend mit einem alkoholischen Mischgetränk einzuläuten. Am Chlodwigplatz findet man dafür den Haifischclub, dessen namensgebender Pappkamerad über der Tür einen schon von weitem begrüßt, bevor’s runter ins Kellergewölbe geht. Dienstags bis samstags gibt’s hier ab 20 Uhr Cocktails wie die „Hafenschlampe“ oder den „Deep Blue“ in Tiefseeatmosphäre. Für Entscheidungsunfreudige gibt es das „Hai-Five“-Special, fünf verschiedene kleine Cocktails zum Probierpreis von 15€. Und wenn man es zwischendurch mal etwas spießiger mag, immer mittwochs ist Trink-Bingo, dass jede richtige Quizfrage mit einem Kölsch belohnt. Haifischclub Cologne, Im Ferkulum 24, Haltestelle Chlodwigplatz

Wer sich beim Tanzen gerne selbst im Spiegel betrachtet, ist im Coco Schmitz genau richtig. Dank Rundumverspiegelung kann man hier jederzeit Nachsehen, ob die Frisur auch hinten noch sitzt. Der kleine Club unter dem Kaffeehäuschen Salon Schmitz mag wie ein etwas größeres Wohnzimmer gepaart mit einer Retrodisco aussehen, ist aber auch gerade deshalb urgemütlich. Musikalisch kommt hier jeder auf seine Kosten, der auf Frisches vom Plattenteller steht, dazu gibt es immer mal wieder kleine Konzertperlen zu entdecken. Ein Muss für alle, die die Großraumdisse satt haben und lieber im kleinen, aber feinen Rahmen feiern. Coco Schmitz, Aachener Str. 28, Haltestelle Rudolfplatz

Es muss nicht immer piekfein und geleckt sein, manchmal hat gerade verranzt und abgestanden seinen Charme. Das gilt vor allem fürs Stecken. Wer die mit Stickern zutapezierte Tür in der Maastricher Straße findet und sich in den düsteren Keller hinunter wagt, kann hier donnerstags Jazz genießen und am Wochenende Musik jenseits des Mainstreams lauschen. Liebhaber kreativer Cocktailkreationen sind hier eindeutig fehl am Platz, ebenso wie Reinlichkeitsfanatiker und alle, die mit Licht schlafen, der Rest fläzt sich gepflegt mit einem Bier in eine Ecke und bestaunt die vollgekritzelten Decken und Wände. Stecken, Maastrichter Str. 11, Haltestelle Rudolfplatz

Das Dolle an vielen der Kölner Kellerclubs ist, dass man dort neben allerlei alkoholischem Gebräu auch richtig gute Live-Musik geboten bekommt, weil bei vielen Bar und Konzert-Venue verschmolzen sind. Wenn wir doch noch mal auf unsere geliebte Zülpicher Straße bzw. in das Kwartier Latäng zurückkommen, dann muss hier doch ehrenhalber das MTC erwähnt werden. Eigentlich ist es schon Blasphemie, anzunehmen, dass jemand den Keller unter dem Heimspiel nicht kennt, deshalb läuft die Empfehlung vorsichtshalber unter „für alle Erstsemester und Neu-Kölner“. Allein schon der moderaten Preise wegen sollte man mal hier gewesen sein und weil man hier so manche angesagte Band im kleinen Rahmen erleben kann. Hier gilt noch: Treppe runter, abrocken. Für Freunde der gepflegten Gitarrenmusik lohnen sich sowohl die Partys unterhalb der Woche als auch die immer an die Gigs anschließenden After-Show-Feten. MTC, Zülpicher Str. 10, Haltestelle Zülpicher Platz

Unter dem Stadtgarten an der Venloer Straße findet man das kleine, aber ebenfalls sehr feine Studio 672. Wie auch im MTC finden hier regelmäßig Konzerte im kleinen Rahmen statt. Böse Zungen nennen das Studio ein etwas größer geratenes Wohnzimmer, was wohl hauptsächlich an der abgewetzten Couchgarnitur und der recht kleinen Bar liegt. Allerdings sollte man es auch nicht unterschätzen, finden hier doch regelmäßig Elektro-Partys statt, bei denen man den Beat noch von weitem hört. Die Getränkeauswahl ist, wie bei fast allen kleineren Konzert-Locations, recht begrenzt, dafür kann man zu günstigen Eintrittspreisen bis früh in die Morgenstunden tanzen. Stadtgarten/Studio 672, Venloer Straße 40, Haltestellen Hans-Böckler-Platz/BF West oder Friesenplatz

Falls man sich eh schon in die Ecke Chlodwigplatz verirrt hat (und vielleicht im Haifischclub schon vorgeglüht hat), kann man gleich ein paar Türen weiter im Tsunami Club weitermachen, der schon seit Jahren ganz groß ist, was Indie- und Alternative-Konzerte und -Partys angeht. Vom Design her ein bisschen 70er, ein bisschen Kellerdisko, aber auf jeden Fall maximaler Tanzspaß bei minimaler Tanzfläche. Hat auf jeden Fall seinen Charme. Musiktechnisch ist für die meisten etwas dabei (außer eben Klapsmühlen-Stammgäste) und es lohnt sich immer mal wieder, vorbeizuschauen, vor allem, da hier seit September „Saitenliebe“, der „erste Song Slam Kölns“ mit lauter talentierten Nachwuchsmusikern steigt. Tsunami Club, Im Ferkulum 9, Haltestelle Chlodwigplatz

Wenn das Party-Herz dann doch eher nach Hip-Hop, Jazz oder Dubstep ruft, dann nix wie los zum Subway, und damit ist nicht die Sandwich-Kette gemeint. Den recht kleinen Club in Uninähe kennt der ein oder andere bestimmt durch die Beatpackers-Partyreihe, die dort seit Jahren erfolgreich jeden Donnerstag läuft. Mit SchereSteinPapier ist ganz frisch eine Indie-Sause im Programm, jeden vierten Freitag im Monat. Die Eintrittspreise liegen meist zwischen 5 und 7€ und sind somit noch recht erschwinglich, ebenso wie die Auswahl an diversen Shots und, festhalten, Wassereis! Wenn dann eh schon alles egal ist, passt auch immer noch der „Flimmquiri“ als Absacker. Club Subway, Aachener Str. 82-84, Haltestelle Moltkestraße

Zum Schluss noch zwei Tipps, die nicht nur den Kunsthistorikern gefallen könnten. In der Nähe des Brüsseler Platzes befindet sich der ARTY FARTY Artspace, eine der schönsten Adressen was Kultur gemischt mit lockerer Partyatmosphäre angeht. Was dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr eine junge, zeitgenössische Kunstgalerie ist, verwandelt sich immer donnerstags bis samstags ab 21 Uhr in einen Szenetreff für Künstler, Kunstfreunde und alle, die mal im Keller einer art gallery Kölsch und Cocktail in inspirierender Atmosphäre süffeln möchten. ARTY FARTY Bar, Maastrichter Str. 49, Haltestellen Rudolfplatz und Friesenplatz

Ähnlich geht es im Keller des Artheaters in Ehrenfeld zu. Hier wird mit ganz unterschiedlichen Events gelockt. Von Theater bis hin zu den bekannten Getaddicted-Parties an jedem vierten Samstag im Monat gibt es alles, was das kulturinteressierte Feierherz höher schlagen lässt. Platz zum Clubben bietet der Keller genug, selbst wenn mal ein Konzert stattfindet, dazu die gängige Auswahl an Getränken. Artheater, Ehrenfeldgürtel 127, Haltestellen Subbelrather Str./Gürtel und Venloer Str./Gürtel

(Text: Annette Schimmelpfennig)

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