Neu im Kino: Die göttliche Ordnung

DieGoettlicheOrdnung∏AlamodeFilm#5Stichwort Schweiz: Die 1980er Jahrgänge werden dabei wahrscheinlich auch immer an die Holadiho-Holadihi-Heidi denken, die ein Zeit lang ständig im Fernsehen lief und heile Zeichentrickbergwelt ins Kinderzimmer brachte.

Um den kleinen Wirbelwind geht es hier zwar nicht und dieser Film zeigt auch alles andere als eine heile Bergwelt, aber die Heidi, die ja geradezu Prototyp einer freiheitsliebenden selbstbewussten Person (in Kinderschuhen) ist, die hätte sich gewiss auch an den Aktionen in diesem Film beteiligt. Denn in die „Die göttliche Ordnung“ geht es um den Wunsch nach Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung. Während 1971 anderorts Love, Peace, Harmony und Konzepte freier Liebe en vogue waren, galt in einem kleinen schweizerischen Dorf noch strikt die traditionelle Rollenverteilung.

So lebt auch die Hauptfigur Nora (Marie Leuenberger) ein Hausfrauendasein und ist darüber aber zunehmend frustriert. Sie beschließt, ebenfalls arbeiten zu gehen. Dafür braucht sie, wie damals zu fast allen offiziellen Dingen, das Einverständnis ihres Ehemannes Hans (Max Simonischek). Hans möchte aber, dass abends die Pantoffeln vorgewärmt und das Essen pünktlich auf den Tisch steht, und verweigert ihr die Zustimmung. Ab da an setzt im Grunde bei Nora eine Reflexion ihrer Situation im Besonderen und der Geschlechterbeziehung im Allgemeinen ein. Und so kommt sie schließlich auch mit Frauen in Kontakt, die sich für das Frauenwahlrecht einsetzen. Denn wie im Fürstentum Liechtenstein gab es das auch in der Schweiz zu Beginn der 1970er Jahre (!) noch nicht. Nach anfänglichen Zögern werden dann auch Nora und ihre Freundinnen zu Aktivistinnen. Das führt zu heftigen Widerstand in der konservativen Dorfgemeinschaft.

In „Suffragette“ beschäftigte sich unlängst eine Regisseurin mit der britischen Frauenstimmrechtsbewegung, bekanntlich spielte sich das aber über 60 Jahre früher ab, und da wurde ein erstes (allerdings noch eingeschränktes) Wahlrecht dann auch schon 1918 eingeführt. Weshalb es in der Schweiz aber so lange dauerte, darauf findet man in „Die göttliche Ordnung“ einige Motive. Anders als etwa in „Suffragette“ werden die hier aber auch humoristisch thematisiert. Die Geschichte der Nora ist bis auf die realen allgemeinen Umstände aber auch eine fiktive; sie ist quasi ein Beispiel der historischen Situation. Und so ist der Film alles in allem ein gelungener, unterhaltsamer Mix aus historischer Rückblende und amüsanter Tragikkomödie.

CH 2016, Regie: Petra Volpe, Start: 3. August 2017

(Text: Madeleine Owoko, Bild: Alamode)

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