Remakes erfolgreicher TV-Serien aus den 60er- und 70er-Jahren gab es bereits etliche, die wenigsten davon wirklich sehenswert. Selten aber kommt ein Remake dermaßen cool herüber wie „Codename: UNCLE“ – was vor allem daran liegt, dass Guy Ritchie als Filmemacher endlich wieder einmal zu großer Form aufläuft.
Als die Agentenserie „The Man from U.N.C.L.E.“ (deutscher Titel: „Solo für O.N.C.E.L.“) im Jahre 1964 erstmals im US-Fernsehen lief, glich dies fast einer Sensation: Mitten im kalten Krieg spielte ein US-Agent Seite an Seite mit einem sowjetischen Geheimagenten. 104 Folgen lang retteten Robert Vaughn als Napoleon Solo und David McCallum als Ilya Kuryakin im Auftrag des U.N.C.L.E. (United Network Command for Law Enforcement) die Welt, angeführt von Leo G. Carroll als britischem Boss Alexander Waverly.
50 Jahre später geht Guy Ritchie, der auch für das Drehbuch mitverantwortlich war, einen Schritt zurück: Im geteilten Berlin der frühen 1960er-Jahre sind der selbstverliebt-elegante Solo („Man of Steel“-Star Henry Cavill) und die extrem leicht reizbare Kampfmaschine Kuryakin (Armie Hammer) anfangs noch erbitterte Gegner, als es darum geht, die junge deutsche Informantin Gaby Teller (Alicia Vikander) von Ostberlin in den sicheren Westen zu bringen. Doch kaum ist der Auftrag erfolgreich beendet, müssen sich die beiden Kontrahenten gezwungenermaßen miteinander arrangieren: Eine Verbrecherorganisation droht damit, Bomben mit nuklearen Sprengköpfen zu bauen und auch zu zünden. Die Spur führt nach Italien und die erst jüngst gerettete Gaby scheint die einzige Möglichkeit zu sein, ins Herz der Organisation vordringen zu können. Ihr Vater, ein namhafter Wissenschaftler, ist verschwunden – ist aber dabei die Person, die helfen kann, in das Herz der Organisation vorzustoßen. Also begeben sich die drei Hauptcharaktere inkognito auf die Suche und geraten dabei in jede Menge gefährliche, aber auch skurrile Situationen – immer Gefahr laufend, als Spione enttarnt zu werden.
„Skurril“ ist dabei das passende Stichwort, denn „Codename: U.N.C.L.E.“ schafft es in der Tat, aus der Ursprungsserie eine richtig gute Guy-Ritchie-Komödie zu kreieren, ohne in Klamauk-Verhältnisse abzudriften. Heißt: Abgefahrene Charaktere, stilechte Kulissen und dazu ein großer Schuss britischen Humors. Dabei ergänzen sich die Protagonisten gerade durch ihre Unterschiedlichkeit perfekt – Henry Cavill gibt den arroganten, aber doch unglaublich coolen Schönling genau so hervorragend wie Armie Hammer den eigentlich grobschlächtigen Sowjet-Agenten, der ständig mit seinem eigenen Temperament zu kämpfen hat, um sich nicht zu verraten. Dadurch ergeben sich zahlreiche witzige Szenen, die kaum ein Auge trockenlassen: Etwa dann, als Kuryakin verzweifelt auf einem Motorboot um sein Leben kämpft, während Solo sich erst einmal genüsslich in einem LKW einen Mitternachtssnack gönnt und dabei im Autoradio zufällig die Titelmelodie der Originalserie einschaltet.
Die perfekt gestalteten Kulissen steuern ihr übriges dazu bei, um die absolute Retro-Illusion aufrecht zu erhalten. Vor allem die Wiedergabe des Früh-60er-Berlins ist beeindruckend detailgetreu und wirkt selbst beim Einsatz von Computereffekten nicht überladen.
Eine richtig gelungene Verfilmung mit Kult-Charakter und einem wirklich coolen Soundtrack. Das Beste: Das Ende lässt auf weitere mögliche Teile schließen. Darauf kann man sich in der Tat freuen, schließlich legt Guy Ritchie hier seinen besten Film seit etlichen Jahren hin.
USA 2015, Regie: Guy Ritchie, Kinostart: 13. August 2015
(Text: Steffen Rieger, Bild: Warner Bros./Daniel Smith)