Mittlerweile vergeht kein Tag, an dem nicht Verwunderungen über die einstige selbst ernannte Vorzeige- und Gutmenschendemokratie geäußert werden: Oh, wie ist das nur möglich, heißt es da und so. Dass diese freilich nicht erst seit November 2016 mehr Schein als Sein war/ist, das kann man mal wieder sehr gut an diesem Film hier sehen.
In Hidden Figures geht es um die drei afroamerikanischen Mathematikerinnen Katherine Johnson (Taraji P. Henson), Dorothy Vaughan (Octavia Spencer) und Mary Jackson (Janelle Monáe), die sich in den 1960er Jahren die effektive Ausübung ihres Talents bei der NASA hart erkämpfen mussten und damit entscheidend zum Erfolg des Mercury-Programms, also an der gelungenen Erdumrundung des Testpiloten John Glenns (Glen Powell), und der ersten menschlichen Mondfahrt Apollo 11 beitrugen. Wohlgemerkt, zu Zeiten gesellschaftlich etablierter rassistischer und sexistischer Segregationen.
Wie das bei der NASA damals ungefähr zuging, schildert der Film eindrücklich. Da verbrachte eine Katherine während der Arbeitszeit 40 Minuten für Toilettengänge, weil es in ihrem Trakt keine „colored toilets“ gab, und musste auch eine separate Kaffeekanne benutzen. Dem Taskforce-Leiter Al Harrison (Kevin Costner), der davon laut Film nichts geuwsst haben soll, fallen so nicht nur ihre herausragenden Berechnungen, sondern auch die Fehlzeiten auf. Schnell ist der Verdacht im Raum, Katherine sei eine russische Spionin. Und das konnte bekanntlich im Kalten Krieg noch mehr Ärger bedeuten; zumal die NASA zu diesem Zeitpunkt extrem unter Druck stand, da der sowjetischen Raumfahrt mit der Sputnik ein Durchbruch im Wettlauf ums All gelungen war. Als Harrison schließlich damit beginnt, seinen Laden neu auszurichten, rassistische Hemmnisse zu entfernen, ist das der erste wichtige Schritt einer beiseitigen Erfolgschichte.
Das Beste an Hidden Figures sind Katherine, Dorothy und Mary, also der Umstand der wahren Begebenheit. Aber auch die Schauspielerinnen sind klasse. Der Film ist ein weiteres Puzzlestück der cineastischen Aufarbeitung afroamerikanischer Geschichte. Der auf den ersten Blick etwas pathetisch anmutende Titel trifft im Grunde genau die Tatsache, dass die Leistung dieser drei Frauen kaum öffentlich bekannt war. Packendes Biopic, an dem, wen wunderts, mal wieder ein Oscar vorbeigegangen ist.
USA 2016, Twentieth Century Fox Home Entertainment, VÖ: 14. Juni 2017
(Text: Madeleine Owoko, Bild: Twentieth Century Fox)