Die angeblich glücklichsten Menschen Europas sind nicht in der Sonne des Südens, sondern im frischen Norden, genauer gesagt in der Hauptstadt Dänemarks zu finden. Dass man in Kopenhagen im Verhältnis recht viel Geld verdient, ist schon lange kein Gerücht mehr, aber macht Geld alleine glücklich? Und was nützt den Dänen ihr hohes Gehalt, wenn sie in der Kneipe 5 Euro für ein Bier zahlen, statt wie hierzulande 1,40 für ein Kölsch? Der Schlüssel zum Erfolg bzw. zum Glück scheint Rücksicht zu sein. Der Straßenverkehr wird von Zweirädern dominiert und die breiten Fahrradwege sorgen dafür, dass Radfahrer selten bis gar nicht in Kontakt mit den Autofahrern oder Fußgängern kommen und keine Streitereien über Vorfahrt oder Ähnliches zustande kommen. Auch ökologisch verhalten sich die Dänen, insbesondere die Kopenhagener, vorbildlich. Bis 2025 soll die Hauptstadt eine CO2-neutrale Stadt sein und nimmt somit Rücksicht auf folgende Generationen, ohne die Lebensqualität zu verschlechtern. Im Gegenteil: Durch neue Architekturkonzepte wird auch Natur in Wohngegenden integriert und nicht auf einzelne Parkanlagen ausgesiedelt. Der Mut zur Erneuerung und zu ausgefallenen Gebäuden ergänzt das größtenteils von Klinkerbauten geprägte Stadtbild und lässt Kopenhagen so nicht nur reizvoller für Architekten und Bewohner der Stadt werden. Darüber hinaus gibt es viele kleine, stylische Läden, in denen man Kleidung, Möbel, Accessoires oder einfach einen Kaffee bekommen kann. Trotz geografischer Nähe ist man hier weit weg von IKEA, H&M und Co. Natürlich hat auch Kopenhagen seine Wahrzeichen, wie die kleine Meerjungfrau und den Vergnügungspark Tivoli, aber bevor man sich versichert, dass beides genauso wie auf den Fotos im Reiseführer aussieht, sollte man lieber schnell den Runden Turm erklimmen, um festzustellen, dass es sehr viel mehr zu Erkunden gibt – am besten mit dem Rad. Wir haben es für euch vorgemacht und unsere Tipps für Kopenhagen mitgebracht:
UNTERKOMMEN:
Wenn eine Bevölkerung schon das Image hat, nicht nur sich selbst, sondern auch seine Wohnungen stilsicher und „hyggelig“ (ein in Dänemark sehr gebräuchliches Wort, das Gemütlichkeit ausdrückt) zu bekleiden, sollte man es sich nicht nehmen lassen, in einer echten Kopenhagener Wohnung zu hausen. So taten auch wir es und buchten über Airbnb ein 2-Zimmer-Apartment mitten im hippen Viertel Norrebro. Unsere Gastgeberin empfing uns auf typisch dänische herzliche Art und überließ uns für 4 Tage ihre Wohnung, die einem Design-Blog entsprungen zu sein schien: Im Mix aus Vintage, Retro Chic und Minimalismus fühlten wir uns sofort wohl – und genossen noch dazu die Vorzüge einer überaus gut ausgestatteten Küche.
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RUMKOMMEN:
Copenhagen Card
Mit dieser Karte (Preis: ab 48 Euro) könnt ihr gratis mit Bus, Bahn oder Metro herumfahren, ihr erhaltet freien Eintritt in 74 Museen und Sehenswürdigkeiten und diverse Rabatte, z.B. in Restaurants.
Fahrradverleih
Zweifellos die beste Art, sich in Kopenhagen fortzubewegen, ist per Rad. mit dem Leihservice Bycyklen könnt ihr ganz unkompliziert an etlichen Stationen in der Stadt Räder ausleihen und wieder abstellen. Man registriert sich vorher im Internet und loggt sich dann auf dem am Rad angebrachten Tablet ein. Mit 25 Kronen pro Stunde (ca. 3,40 Euro) kann das Ganze aber schon mal teuer werden, wenn man länger unterwegs ist. Alternativ gibt es auch etliche Fahrradläden, die Drahtesel tageweise für rund 50 Kronen verleihen, so zum Beispiel Luca in Norrebro. Und mit ein wenig Aufwand kann man über die Organisation „Copenhagen Free Bike Rental“ sogar gratis Fahrräder leihen.
Bootfahren
Mit den Netto-Booten gibt’s für 6 Euro eine einstündige Hafenrundfahrt, z.B. ab Nyhavn. Weniger touristisch und sportlich noch dazu: Bei Christianshavns Bådudlejning & Café ein Ruderboot leihen und entspannt durch den Christanshavns-Kanal schippern.
ANSCHAUEN:
Tivoli
Ein Paradies für alle Vergnügungssüchtigen – und das schon seit 1843. Damit ist das Tivoli einer der ältesten Freizeitparks der Welt. Mitten in der Stadt wohlgemerkt! Neben den Fahrgeschäften gibt es jede Menge Restaurants und natürlich auch tägliches Showprogramm.
Christiania
Auf einem ehemaligen Militärgelände wird in der Freistadt Christiania seit 1971 das autonome Kommunenleben gelebt – bis heute von der Regierung eher geduldet als erlaubt. Hippies, Künstler und Drogendealer tummeln sich hier in einem kreativen Miteinander. Die Do-it-yourself-Philosophie wird hier ganz groß geschrieben. So sind über die Jahre Wohnbauten entstanden, die sich selbst der bekiffteste Architekt nicht besser hätte ausdenken können. Achtung: Die Bewohner mögen es nicht, fotografiert zu werden. Vor allem im sogenannten „Green Light District“ sollte man seine Kamera in der Tasche lassen.
Runder Turm
Zum Überblicken der Stadt ist dieses Türmchen optimal. Den Aufstieg vollzieht man ohne Treppen und kommt oben mit einem Drehwurm im Kopf an, aber die Aussicht ist es wert.
Statens Museum for Kunst
In diesem wunderschönen Museumsgebäude befindet sich Dänemarks Nationalgalerie. Die Sammlungen umfassen u.a. Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Fotografien und Installationen. Und das Beste: Der Eintritt zur Dauerausstellung ist frei.
Designmuseum
Hier kann nicht nur dänisches, sondern auch internationales Design bestaunt werden. Zeichnungen, Poster, Drucke, Mode, Keramik zählen zur Sammlung. Daneben gibt es regelmäßig tolle Ausstellungen.
Botanischer Garten
Eine Oase mitten im Zentrum: Mit Gewächshäusern aus dem 19. Jahrhundert und über 13.000 verschiedenen Pflanzenarten lädt der Botanische Park bei freiem Eintritt zum Flanieren und Schnuppern ein.
Schloss Amalienborg
Ihr wolltet schon immer mal wissen, wo die dänische Königsfamilie haust? Dann nichts wie hierhin. Am besten vor 12:00 Uhr, denn dann erwischt ihr pünktlich die Wachablösung der Königlichen Leibgarde.
Amager Fælled
Diese weitläufige Parkanlage liegt etwas außerhalb, südlich vom Zentrum und ist perfekt für einen Fahrradausflug. Mittendrin befindet sich ein großer Hügel, auf dem man herrlich entspannen und die Skyline der Stadt betrachten kann.
ESSEN & TRINKEN:
Von Fressen
Dieses Lokal liegt in Vesterbro und ist von der schummrig-gemütlichen Sorte. Wie schon der Name ist auch die Karte deutsch angehaucht: So sind z.B. Apfelkuchen, Oma’s Breakfast, Riesensalat und der überBurger (vegetarisch) im Angebot.
Itzi Pitzi
In dieser winzigen, aber angesagten Pizzeria soll es laut Betreiber die beste Pizza in Vesterbro geben – gut möglich, dass sie recht haben, denn uns hat sie jedenfalls bombastisch geschmeckt. Aubergine, Zucchini und anderes Gemüse, das hier auf dem Teig landet, ist in einer hausgemachten Marinade eingelegt und gibt den radgroßen Pizzen ein einzigartiges Aroma. Und obendrein sind die Preise für Kopenhagener Verhältnisse echt moderat.
Café N
In der schönen Blagardsgade reiht sich ein netter Laden an den anderen. Veggie-Freunde sollten das lauschige Café N ansteuern. Nicht nur die freundliche Atmosphäre und die günstigen Preise sprechen dafür – auch das Essen überzeugt. Tipp: Freitags kommt ein einziges Gericht auf die Teller, das pro Nase nur rund 5 Euro kostet.
The Log Lady
Der wahrgewordene Traum für alle Twin-Peaks-Fans: In Wohnzimmeratmosphäre und mit einer Einrichtung, an der auch David Lynch seine Freunde hätte, bietet die Log Lady selbstverständlich Kaffee und Kirschkuchen, aber auch diverse Bio-Gerichte stehen auf der Karte. Abends steigen hier häufig Konzerte.
La Glace
Nostalgie pur! Diese Konditorei wurde im Jahr 1870 eröffnet und besteht bis heute größtenteils aus dem Mobiliar von damals. In zwei wunderschönen Salons kann man hier ganz gediegen feinstes Gebäck und Pralinen genießen. Ein Stück Torte kostet zwar knapp 8 Euro, aber das ist jeden Bissen wert.
SHOPPING:
Neben der berühmten Shopping-Meile Strøget, in der sich H&M, Monki & Co aneinanderreihen, gibt es auch etliche Straßen mit kleinen Boutiquen, Vintage-Stores, Handgemachtem, Design-Shops etc. Vor allem in Norrebro und Vesterbro tummeln sich Lädchen, die das Portemonnaie ganz schön heraus- und überfordern.
Wasteland
Einer unserer Vintage-Favoriten in Kopenhagen: Bei Wasteland sind Jahrzehnte und Farben kreuz und quer gemixt. Die Auswahl an hübschen Kleidern ist besonders gut und die Preise bewegen sich im verträglichen Bereich.
HAY
Der Eingang zum „Hay House“ ist ein wenig versteckt, da man erst durch einen Hausflur und mit dem Aufzug in den 2.Stock muss, aber dann erwarten die Besucher zwei Etagen mit allerschönsten Wohnaccessoires und Möbeln.
Girlie Hurly
Ein weiteres Design-Paradies ist dieser Laden, der sich ebenfalls all dem widmet, was das Wohnen schöner macht. Von Masking Tapes über Kunstdrucke bis hin zu stylischen Teppichen – die begehrten Stücke stammen von bekannten Designlabels wie House Doctor, Ferm LIVING, Broste Copenhagen, Omm Design etc.
Illum
In diesem edlen Einkaufszentrum sind sogar die Rolltreppen schön anzusehen. In den Geschäften finden sich Labels wie Baum & Pferdgarten, Acne, Samsoe & Samsoe, Just Female, Wood Wood und viele weitere. Von der Dachterrasse des Café Pa 4 kann man außerdem die Aussicht aufs Zentrum genießen.
Sort Kaffe & Vinyl
Die Traumkombination aus Platten-Shoppen und Kaffee und Kuchen hat sich hier materialisiert. Der Laden bietet sowohl neue als auch gebrauchte Schallplatten und dank kleiner Getränke- und Gebäckauswahl muss man für ein Päuschen nicht mal woanders hingehen.
NACHTLEBEN:
Vinhanen
Super Konzept: In diesem Wein-Shop, der auch eine Bar ist, kommen die Weine und andere hochprozentige Flüssigkeiten aus großen Tanks. Man kann sich etwas abfüllen lassen oder direkt vor Ort trinken – und das zu moderaten Preisen.
Floss
Laut, verraucht, die Wände voller Sticker, das Mobiliar stark abgenutzt – so ist das Floss und gerade deshalb ist es auch so charmant. Für Kopenhagener Verhältnisse gibt’s hier außerdem wirklich billiges Bier. Immer wieder finden in der charismatischen Kneipe auch Konzerte statt.
Vega
Die dezente schwarz-weiß gehaltene Inneneinrichtung dieses Kulturkomplexes erinnert stark an ein altes Kino und schafft eine adäquate Kulisse für Klassik- bis Punkkonzerte. Besonders hervorzuheben sind die Securitys, die wirklich sehr höflich und entspannt dafür sorgen, dass alle Besucher einen schönen Abend haben.
Culture Box
Das Elektro-Mekka Kopenhagens besteht aus der White, Red und Black Box bzw. insgesamt vier Räumen, die den Partyhunger mit Cocktails, Lichtshows und einem fetten Sound System stillen. Hier standen schon international gefeierte DJs wie Ellen Allien, Sven Väth und Richie Hawtin hinterm Pult.
BUCHTIPPS:
KOPENHAGEN (Marco Polo)
Schön übersichtlich und kompakt hat dieser Reiseführer alles, was man für einen Trip in die dänische Metropole benötigt: Wissenswertes über die Stadt, die wichtigsten Infos zu Sehenswürdigkeiten und zu den verschiedenen Vierteln, Insider-Tipps, Routen für Stadtspaziergänge und eine Faltkarte zum Herausnehmen.
Inken Henze: Amalie loves Denmark: Mein Kopenhagen (Lifestyle BusseSeewald)
In ihrem Blog „Amalie loves Denmark“ schwärmt Inken Henze seit 2011 vom dänischen Lifestyle und Design. Ihr Deko-Reisebuch „Mein Kopenhagen“ ist ein Wegbegleiter für alle, die die Stadt von ihren schönsten Seiten kennenlernen möchten. Es stellt Viertel für Viertel die besten Shops und Spots vor, verrät die wichtigsten Adressen von Antiklädchen über Modeboutiquen bis hin zu den gemütlichsten Cafés. Dazu gibt es einen Mini-Deko-Guide für unterwegs.