Was zur Hölle treibt eigentlich Menschen dazu, sich in lebensfeindlichste Sphären zu begeben, sich freiwillig gefährlichen Torturen auszusetzen, gar das Leben aufs Spiel zu setzen? Diese Fragen drängen sich einem geradezu auf, wenn man „Everest“ gesehen hat.
Denn so ein Anstieg auf den Mount Everest, den sogenannten höchsten Berg der Welt, ist eine Art „Russisches Roulette“, wenn man nicht genaustens voraus plant, ein verlässliches Team um sich und alle Eventualitäten im Blick hat. Nun, eigentlich selbst dann noch. Seit den ersten Bemühungen der Besteigung, Anfang des 20. Jahrhunderts, wurde die Bedingungen zwar erleichtert – die Ausrüstung wurde erheblich modernisiert, es gibt Besteigungssysteme über verschiedenen Etappen bzw. Camps, der Aufstieg dauert je nach Route so nur noch wenige Tage oder gar Stunden – dennoch bergen etwa unter anderen schnelle Wetterumschwünge, Lawinen und der Umstand, dass es ab einer bestimmter Höhe nicht mehr genügend Sauerstoff gibt, noch immer ein hohes Risiko für Leib und Leben. Und doch (oder deswegen?) fasziniert der Everest nach wie vor Tausende, die sich auch auf den Weg machen. Es hat sich eine richtige Tourismussparte entwickelt: Sehr erfahrene Bergsteiger führen Gruppen auf den Gipfel. Und um eine solche Gruppe bzw. deren Erkletterung des Mount Everest geht es im Film.
Zurück ins 20. Jahrhundert: Im Frühjahr 1996 trifft der erfahrene neuseeländische Bergsteiger Rob Hall (Jason Clarke) in Nepal auf seine aktuelle Gruppe, die er über fünf Etappen hinauf auf den Gipfel des Everest führen wird. Mit dabei sind die Japanerin Yasuko Namba (Naoko Mori) sowie die Amerikaner Beck Weathers (Josh Brolin), Doug Hansen (John Hawkes) und der Reporter Jon Krakauer (Michael Kelly). Zum Team gehören außerdem die Organisatorin des Basiscamps Helen Wilton (Emily Watson) sowie eine Ärztin und einige Sherpas. Es ist natürlich nicht die einzige Gruppe mit diesem Vorhaben und so gleicht ihre Ankunft am Berg einer Ankunft in einer Touristenhochburg. Mitten im Gewimmel trifft Rob einen alten Bekannten, den zotteligen, sehr gerne einen trinkenden, übermäääßig entspannten Bergführer Scott Fischer (Jake Gyllenhaal). Der plant mit seiner Gruppe just den selben Tag für den Bestieg des Gipfels. Nach anfänglicher Aufregung einigt man sich auf den gemeinsamen Aufstieg. Es kann losgehen, aber es wird nicht gut gehen.
Eines ist wohl klar geworden: „Everest“ ist sehr dramatisch und besticht nicht nur mit tollem Panorama, sondern auch mit 122 Minuten nervenaufreibendem Geschehen. Das, so sei noch gesagt, auf wahren Begebenheiten beruht. Nebenbei lernt man auch noch etwas über diesen „Sport“. Was noch? Ach, der Film läuft in 3D. Das hätte es allerdings nicht gebraucht.
UK/USA/ISL 2015, Regie: Baltasar Kormákur, Kinostart: 17.09.
(Text: Madeleine Owoko, Bild: Universal Pictures)