Vom Dom zum Michel – Städtereise nach Hamburg

Landungsbrücken bei Tag 3Hafencity, Landungsbrücken, St. Pauli, Altona, Ottensen, Övelgönne, Schanzenviertel, Gänsemarkt, Karolinenviertel, Eimsbüttel, Eppendorf, Uhlenhorst, St. Georg – all das hatten wir uns für unsere 3-tägige Städtereise nach Hamburg vorgenommen. Verrückt. Vollkommen unmöglich. Denn die Megamäßigkeit dieser Stadt ist in einem solch kurzen Zeitraum nicht zu bändigen. Macht aber auch nichts, denn wir haben auch so genug gesehen. Zurückgekehrt sind wir mit einem pochenden Herzen für die Hansestadt und mit jeder Menge Tipps für euch.

HINKOMMEN:
Seit über zwei Jahren fährt der Hamburg-Köln-Express, kurz HKX, die Strecke zwischen Dom- und Hansestadt und bietet so eine günstige Möglichkeit, in nur knapp vier Stunden in den Norden zu kommen. Und das schon ab 18 Euro, wenn man vorab online bucht. Mit dem Gruppenrabatt reist man ab drei Personen sogar um 33% günstiger und zudem gibt es regelmäßig Spezialaktionen. Manche mögen die ausrangierten HKX-Züge mit ihren 6er-Abteilen vielleicht altmodisch und unkomfortabel finden – wir als Nostalgiker hingegen lieben diese Oldschool-Art des Zugfahrens.

UNTERKOMMEN:
Unsere Übernachtungen in Hamburg hätten nicht unterschiedlicher ausfallen können: Partymeile vs. absolute Entspannung. Nach einer alles andere als erholsamen Nacht parallel zur Reeperbahn, mit schlechter Matratze, zu lauten Nachbarn und halbvollen Bierflaschen in der Gemeinschaftsdusche, stellen wir fest, dass wir für den Scheiß längst zu alt sind. Glücklicherweise geht’s als nächstes zum Check-in ins reinste Paradies: Das 25hours Hotel Number One in Altona empfängt einen schon am Eingang mit Begrüßungsdrinks. Und dann die Zimmer, die Zimmer! Mit einem durchdachten Design-Konzept, großen, bequemen Betten und einer Ausstattung von iPhone-Ladestation, Wärme-Lampe im Bad bis hin zur hip illustrierten Shampoo-Flasche ist alles da, was man sich wünscht. Und: Das Zimmer ist eine wahre Ruhezone. Aber das Hotel hat noch mehr zu bieten: Von der Dachterrasse aus kann man über die Dächer Hamburgs blicken, im Wohnzimmer und der Event-Bar abends ins Gespräch mit anderen Gästen kommen oder am Filmabend teilnehmen und im Esszimmer ausgedehnt schnabulieren. Direkt vor dem Hoteleingang steht außerdem der Airstream von Burger de Ville, der regionale Bio-Burger anbietet. Auch voll gut: Jedem Gast steht, je nach Verfügbarkeit, ein MINI oder ein Fahrrad zur Verfügung. Auf letzteres schwingen wir uns dann auch, was uns direkt zu unserer nächsten Kategorie führt…

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RUMKOMMEN:
Hamburg hat viele Radwege und es gibt kaum eine bessere und schnellere Methode, als eine Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden. Falls euer Hotel keinen Verleih anbietet, gibt’s auch andere Möglichkeiten wie z.B. das StadtRAD Hamburg. Aber auch der Nahverkehr hat ein paar nette Strecken in petto. Nehmt zum Beispiel einfach mal die U3 und fahrt eine Runde, dann habt ihr jede Menge schöne Aussichten, unter anderem auf Speicherstadt und Hafen und die schönen Altbauten in Eppendorf. Und was viele nicht wissen: Eine stinknormale HVV-Karte ist auch für die sechs Fährlinien (61, 62, 64, 72, 73, 75) gültig. So könnte ihr euch eine teure Hafenrundfahrt sparen.

Die Sehenswürdigkeiten Hamburgs hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, daher sparen wir uns die typischen Touri-Tipps. Was ihr aber unbedingt machen solltet, ist: an der Alster abhängen, mit der HVV-Fährlinie 62 die Elbe rauf und runter fahren (von den Landungsbrücken nach Finkenwerder und zurück) und eine Tour nach Övelgönne, der ehemaligen Fischersiedlung, machen. Und natürlich ein gutes Franzbrötchen essen. Aber da sind wir schon beim nächsten Thema.

 

SPEIS & TRANK:
Es gibt unendlich viele Anlaufstellen zum Genießen, Satt- und Sittwerden. Cafés, Restaurants und Imbisse für alle Geschmäcker breiten sich in jedem Viertel aus. Besonders positiv fallen die vielen Veggie-Spots auf. Da so ein Magen recht klein ist und ein Wochenende zu kurz, hier also unser ausgewähltes Best-of:

Café Johanna
(Venusberg 26)
Liebevoll geführtes Cafße mit gutem Frühstück (u.a. mit Focaccia, Avocado, Marmelade vom Bauernhof etc.), diversen Kuchen und abwechslungsreichem Mittagstisch.

Café Mikkels
(Kleine Rainstr. 10)
Eine kleine Treppe führt runter in dieses überaus schuckelige Café, das vor allem für seine Kuchenkreationen bekannt ist.

Das Knuth
(Große Rainstr. 21)
Nur ein paar Meter vom Mikkels entfernt liegt das Knuth. Immer voll mit hippem Jungvolk, das sich die Auswahl an Frühstücken, Kaffee, Tee, Limonade & Co schmecken lässt.

Zuckermonarchie
(Taubenstr. 15)
Der Name trifft es auf den Punkt. Hier gibt es allen erdenklichen Süßkram, von Macarons über Cake Pops bis hin zu königlichen Törtchen.

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Bistro Tati
(Bellealliancestr. 35)
Klein Frankreich in Eimsbüttel. Neben Bruch und französischen Spezialitäten gibt’s hier auch regelmäßig abendliche Musikveranstaltungen mit Singer/Songwritern.

Marend
(Feldstr. 29)
Hier geht’s richtig zünftig zu, denn es kommt ausschließlich Tiroler Küche auf den Tisch. Und das bedeutet schwarz auf weiß: Bauernbrote, Aufschnitt, Knödel etc. – das Essen ist mindestens so rustikal wie die Einrichtung.

Azeitona
(Beckstr. 17-19)
Wenn ein Lokal in einer verlassenen Seitenstraße liegt, in der sonst GAR NICHTS los ist und trotzdem etliche Leute drin sitzen, ist das schon mal ein gutes Zeichen. Und in der Tat: Das Essen hier ist top! Orientalische, vegetarische Gerichte stehen auf der Karte, z.B. superleckere Falafeln mit diversen Antipasti und Hummus.

Mamalicious
(Max-Brauer-Allee 277)
Ein kanadisches Restaurant mit typisch amerikanischem Frühstück wie pervers saftigen Pancakes und Rührei (natürlich organic). Aber auch vielen anderen Schweinereien, auch für Vegetarier und Veganer. Zu empfehlen sind z.B. die fleischlosen Burger.

 

SHOPPING:
Auch hier ist man massiv überfordert von den Möglichkeiten, die Hamburg bietet. Folgende Lädchen sind uns besonders ins Auge gestochen:

Lille/Stor
(Schanzenstr. 97)
Im Schanzenviertel reiht sich ja ein Shop an den nächsten. Dieser hier hat sich auf stilvolle Klamotten, Schuhe und Heimaccessoires spezialisiert, überwiegend aus dem hohen Norden, mit Marken wie Sessun, custommade, Fjäll Räven, Becksöndergaard, rice etc.

Stories!
(Straßenbahnring 17 & Große Bleichen 36)
Ein Traum von einer Buchhandlung. Die Bücher sind schön präsentiert, die Auswahl beweist Geschmack, alles ist gut sortiert und es sind auch fremdsprachige Exemplare dabei. Sehr praktisch auch die Sektion mit neuen Werken, bei denen die Rezensionen bekannter Zeitungen direkt mit dabeiliegen.

Mutterland
In der Nähe des Bahnhof-Hintereingangs gelegen ist dieser Feinkostladen mit ausgesuchten Leckereien, die allesamt in wunderschön designten Verpackungen stecken. Im Sortiment sind z.B. diverse Saucen, Honig, Marmeladen, aber auch Kochzubehör und: der Hamburger Gin Sul. An der Theken gibt’s außerdem feinste Backwaren.

Minimarkt
(Bartelsstr. 37)
Klein ist dieser Laden tatsächlich, aber dafür gut bestückt, größtenteils mit skandinavischen Designartikeln, verspielten Wohnaccessoires, Dekokram, Holzobjekten, Postern etc.

Zardoz
(Schulterblatt 36)
Sieht von außen sehr unscheinbar aus, ist aber voll mit gebrauchten Schallplatten, CDs und Büchern. Vor allem letztere sind richtig gut ausgewählt. Kein Flohmarkt-Allerlei, sondern gute Autoren.

Wohngeschwister
(Schanzenstr. 34)
Im Hinterhof befindet sich dieses Wohnparadies mit einer großen Verkaufsfläche. Zu finden gibt es hier sehr hübsche Möbel und zudem alles, was das Zuhause schöner macht.

Retube
(Hohenesch 54)
Was man so alles aus alten Gummischläuchen machen kann…das zeigt Björn Claßen mit seinem außergewöhnlichen, recycleten Produkten. Sein neuester Streich: Die Multifunktionshalterung „Rubberman“, mit der man z.B. sein Handy am Fahrradlenkrad anbringen kann.

Christine Bruhn Papier + Design
(Bahrenfelder Str. 71)
Seit über 130 Jahren gibt es diesen Laden schon. Ein Traum für alle, die hochwertige Papeterie lieben. Nicht gerade billig, aber schöne Dinge haben eben ihren Preis.

Kaufmannsladen
(Bahrenfelder Str. 203)
Wie süß! Ein richtiger Kaufmannsladen wie in alten Zeiten. Kein pseudo-hipper Name, kein moderner Schnickschnack – hier zählt nur die gute Ware. Und die ist in der Tat gut: Müsli zum Selbermischen, Kräuter, Gewürze, Tee, Backwaren etc. – alles aus vertrauensvoller Herstellung.

 

KULTUR- & NACHTLEBEN:
Nächstes unmögliches Kapitel: Einen Überblick über Hamburgs Ausgehmöglichkeiten zu geben. Daher auch hier nur eine kleine, individuelle Auswahl, die zu mehr inspirieren soll.

Zeisehallen
(Friedensallee 7)
Früher war hier mal eine Fabrik für Schiffsschrauben. Heute beherbergt der Gebäudekomplex unter anderem ein Programmkino, das Institut für Theater, Musiktheater und Film der Uni Hamburg, kleine Galerien, Läden und Restaurants.

Monsun Theater
(Friedensallee 20)
Gegenüber der Zeisehallen liegt im Hinterhof dieses putzige Theater: das älteste off-Theater Hamburgs. Im Spielplan stehen modern interpretierte Klassiker, viele Eigenproduktionen, aber auch literarische und musikalische Veranstaltungen.

Hafenklang
(Große Elbstr. 84)
Guter Laden in guter Lage, nur ein paar Meter vom Fischmarkt entfernt. (Punk-)Konzerte in familiärer Atmosphäre, faire Getränkepreise, nette Leute. Hier lässt es sich bis zum Morgengrauen durchfeiern.

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Astra Stube
(Max-Brauer-Allee 200)
Unter der Sternenbrücke ist diese sympathisch abgeranzte Kneipe beheimatet, in der auf engem Raum nicht nur das namensgebende Bier getrunken wird. Auch kleine Konzerte steigen hier fast allabendlich.

Hasenschaukel
(Silbersackstr. 17)
Noch bis vor kurzem hatte die Kultkneipe geschlossen, Anfang September dieses Jahres dann aber das Comeback. Indie, Folk, Punk, Soul, Wave, Psyche & Co schallen hier sowohl live als auch vom Plattenteller aus den Lautsprechern.

Haus 73
(Schulterblatt 73)
Das Kulturhaus 73 vereint Vieles in sich: Bühnen für Theater, Musik und Kunst, Kneipe zum Biertrinken, Kickern und Tatort gucken und ein Café für den Snack zwischendurch. Und das alles zu anständigen Preisen.

Rote Flora

(Schulterblatt 71)
Um die Rote Flora ranken sich viele politische Ereignisse und hitzige Diskussionen. Fakt ist: Diese autonome Stätte ist und bleibt eines der wichtigsten kulturellen und sozialen Zentren Hamburgs. Und einen Konzertabend dort sollte man sich auch nicht entgehen lassen.

BUCHTIPP:

9783885060284Reiseführer über Hamburg gibt es etwa so viele wie Schiffe im Hafen. Wir haben uns daher etwas Spezielles rausgefischt: Das St. Pauli & Schanzenbuch von Jörg Tietgen (erschienen im Junius Verlag) stellt auf sechs Touren St. Pauli vom „Kiez“ und Hafenrand über das Schanzen- und Karoviertel bis hin zu „Planten un Blomen“ vor. Dazu gibt’s jede Menge historischer Hinterfründe sowie zahlreiche Tipps rund ums Einkaufen, Essen & Trinken und Ausgehen.

 

 

(Titelfoto des Artikels: Photo: www.mediaserver.hamburg.de/S. Wallocha)

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