So viel Geschichte auf so wenig Raum: Belfast

TitelbildDas Jahr schreitet unaufhörlich voran und es zieht uns mal wieder in die weite Welt. Immer mehr Deutsche denken dabei an die grüne Insel, Irland – aber nur wenige an Belfast. Dabei ist die kleine Hauptstadt von Nordirland für einen Kurztrip genau richtig, denn fast alles ist zu Fuß zu erreichen. SLIK-Autorin Julia Schmidt berichtet euch von ihrem Belfast-Trip.

Hinkommen:

Belfast, die kleine süße Stadt ganz im Norden ist leider nicht ganz einfach zu erreichen. Ihr könnt entweder einen Gabelflug von Düsseldorf nach London buchen und von da aus weiter, oder ihr fliegt direkt von Amsterdam aus. Letzteres habe ich gewählt: Eine kurze Zugfahrt mit dem ICE mit einem Umstieg und schon betritt man den riesigen Flughafen Schiphol. Von da aus dauert der Flug eineinhalb Stunden und man ist im Norden Irlands angekommen. Mit dem Airport-Express könnt ihr nun einfach in die Stadt fahren. Ein Ticket für Hin- und Rückfahrt kostet dabei 10,50£ (ca. 13,5€) und fährt einen direkt ins Zentrum der Stadt.

Unterkommen:

Straße

Ich bin im sympathischsten Hostel aller Zeiten untergekommen – dem Vagabonds. Von der Haltestelle Belfast City Center läuft man ca. 15 Minuten und schon steht man vor dem zuckersüßen Haus auf der University Road. Das Hostel ist sehr modern und jung eingerichtet. Ich hatte mit meinem Freund ein Doppelzimmer gebucht ohne Bad. Das fehlende Bad war aber überhaupt kein Problem, da wir nur die kleine Treppe hinunter mussten und dort drei große, saubere Bäder auf uns warteten.

Das kleine Frühstück war im Preis mit inbegriffen. Wie in Großbritannien üblich, gab es keinen Aufschnitt zum Toast. Ich musste mich also mit Marmelade und Schokoaufstrich begnügen. Ein kleiner Makel, mit dem man als erfahrender Großbritannien-Tourist aber zu leben gelernt hat. Der Preis ist trotzdem absolut gerechtfertigt. Überzeugt euch auf der Website einfach selbst. Durch nette Gäste und deutsche Studentinnen, die dort ihren Auslandsaufenthalt fürs Studium machten, bekam ich tolle Tipps für Restaurants und Bars. Manchmal ist fragen doch am einfachsten.

Essen:

Ein großartiges, preisgünstiges Mittagessen bekommt man im Boojum auf der Botanic Avenue. Dort gibt es die wohl besten Buritos, Tacos oder Nachos in ganz Belfast. Ich musste ein wenig Zeit mitbringen, da ich, wie in echten Geheimtipps üblich, etwas länger anstehen musste, aber es lohnte sich sehr. Preisgünstiger bin ich noch nie so pappsatt geworden.

Ein anderer guter Tipp ist, nicht in Restaurants zu gehen, sondern direkt in Pubs. Dort gibt es immer auch eine kleine Speisekarte. Diese ist erfahrungsgemäß immer günstiger als ein richtiger Restaurantbesuch. Was natürlich nicht heißt, dass es nicht auch schöne Restaurants gibt. Als Vegetarier solltet ihr aber immer vorab schon einmal einen Blick auf die Karte werfen, denn die Iren lieben Fleisch.

Trinken:

Belfast Nacht

Das, wie ich finde, Beste an der Stadt ist seine großartige Pubkultur. Man kann in unzählige kleine Gassen hineingehen und entdeckt fast immer einen tollen, alten Pub.

Mein persönlicher Liebling ist Kelly’s Cellar auf dem Bank Square. Von außen sieht der Pub relativ klein aus und wirkt etwas schäbig, innen ist er aber riesig und atmosphärisch. Er ist richtig schön urig eingerichtet, sodass man sich gar nicht satt schauen kann. Zudem gibt es an den meisten Tagen musikalische Untermalung, welche auf der pubeigenen Facebook-Seite angekündigt wird. Ich saß in einer gemütlichen Nische und konnte so ein paar Stunden lang irische Folkmusik genießen und die authentische Atmosphäre einsaugen.

Ansonsten geht man einfach abends durch die Innenstadt und lässt sich überraschen. Denn an jeder Ecke wartet ein kleiner Pub für das nächste Pint Bier.

Anschauen:

In dieser kleinen Stadt könnt gibt es eine Menge zu sehen. So könnt ihr das Titanic-Museum am Hafen besuchen, ein großes Highlight für viele Touristen und Filmfans. Ihr könnt euch auch die Townhall oder die Universität anschauen. Beides sind sehr imposante Gebäude.

Mural Tour 1

Mein absolutes Highlight war aber eine Stadtführung mit einem ehemaligen IRA-Mitglied. Die Coiste Irish Political Tour Guides bieten Rundgänge zu Fuß an und berichten aus erster Hand über den Englisch-Irischen-Konflikt. Dort kann man zwischen vier verschiedenen Touren wählen, die jeweils nur 10£ kosten. Wir hatten uns für die Falls Road Mural Tour entschieden. Sie startet am Divis Tower und geht dann die Falls Road herunter bis zum Milltown Friedhof. Dabei kommt man unzähligen Denkmälern und Gebäuden vorbei, die Schauplatz der „Troubles“ waren. Unser Tourguide konnte unzählige Geschichten dazu erzählen, und man hatte fast das Gefühl, selbst dabei gewesen zu sein. Mein Freund und ich waren in einer kleinen Gruppe von vier Personen unterwegs, wodurch die Tour eine sehr intime Atmosphäre hatte. Danach ist man von den vielen Informationen richtig gerädert, aber dafür hat man eine der spannendsten Exkurse in die Irische Geschichte hinter sich.

Mural Tour 2

Nachdem wir nun aufgeheizt waren, noch mehr über die Geschichte Nordirlands zu erfahren, habe ich noch ein Museum rausgesucht: Das Ulster Museum. Wie in allen staatlichen Museen ist der Eintritt frei und das Museum jeden Tag geöffnet außer montags. Die Ausstellung umfasst Kunst, Geschichte und Naturgeschichte. Es gibt unheimlich viel zu entdecken und es kann auch viel angefasst werden, was gerade für die kleinen Besucher und meinen Freund sehr spannend war. Als wir dort waren, gab es noch eine Ausstellung zur IRA, diese wechselt jedoch in regelmäßigen Abständen.

botanischer Garten

Der Botanische Garten, der ganz in der Nähe des Ulster Museum liegt, lädt dann wiederum zum Entspannen ein. Vom Vagabonds aus muss man einfach nur die Straße in südlicher Richtung weiter hinuntergehen und schon ist man dort. Ein uraltes Tropenhaus aus viktorianischer Zeit begrüßt einen direkt am Eingang zum Park und lädt zum Verweilen ein. Bei einem kleinen Spaziergang am Nachmittag habe ich noch einen Rosengarten entdeckt. Solch eine ruhige Atmosphäre in einer Großstadt zu finden, geht wohl nur in Belfast.

Wer auf die Serie Game of Thrones steht, für den hält Belfast noch ein weiteres Highlight bereit. An mehreren Tagen bietet gameofthronestours.com Tagestrips zu den Drehorten an. Von Belfast aus kann man sich nach Winterfell oder auf die Eiseninseln begeben. Zudem bekommt man während der Busfahrt einen Eindruck von der wunderschönen und einzigartigen irischen Landschaft.

(Text & Fotos: Julia Schmidt)

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