Porträt: Son Of A Ghost

Sascha Haus ist tief im Indie verwurzelt. Seine Roots sind eigentlich straight akustische Klänge, die sich dann aber immer mehr in Richtung Elektropop transformiert haben. Mit seiner Band Monoherz, die er zusammen mit David Herden führt, hat er sich weit über die Kölner Region einen Namen gemacht. Doch sein frischestes Projekt Son Of A Ghost präsentiert sich mit eindeutig elektronischem Akzent.

Auf historischer Ebene mag das vielleicht gar nicht so sehr verwundern, sind elektronische Elemente auch im Indiesektor bereits integrale Bestandteile. Leben wir doch in einer Zeit, in der Tronix mit Indiesound sehr verquickt scheinen. Doch Sascha scheinen auch während des Schaffensprozesses die Schwerpunkte transparent geblieben zu sein.

„Also, die Sache mit Son Of A Ghost jetzt ist für mich eigentlich eine völlig unabhängige Entwicklung von den Sachen, die ich als Monoherz gemacht habe und auch den Kram davor. Ich habe das sogar schon simultan gemacht, ganz nebenbei für mich. Elektronisch und auch Sachen produziert, das war anfangs immer ein Experimentieren. Irgendwann hatte ich einfach meine Werkzeuge gefunden. Und dann habe ich diese Richtung immer mehr gesehen bei mir. Irgendwann hatte ich dann recht viel zusammen, genug, um das präsentieren zu können. Ich hatte aber auch nie das Gefühl, mich mit der Gitarre musikalisch eingeschränkt zu haben. Das ist einfach eine ganz andere Herangehensweise im Elektronischen. Das ist eine andere Welt mit riesig vielen Möglichkeiten. Allein schon, was man mit Synthies machen kann. Aber das sind andere Arbeitstechniken. Ich kann das ganz gut trennen.“

Bisheriges Resultat: elektronische Produktionen, die einen bunten und zeitgleich markanten Mix aus seichtem House, Disco-Vibes, Samples und einer Prise Pop beherbergen. Dreampop-Schlafsand und Tronix-Glitzerstaub finden sich auf „Take Shape“, das auf träumerischen Synthieflächen wandert, unterfüttert von einem fast schon dumpfen Bass, der von souligen Samples getragen wird. Tracks wie „The Creator“ sind dann schon eher auf die Zwölf, setzen auf klare Beats. Allen Kompositionen gemein ist eine sensible Vielschichtigkeit. Die Songs erscheinen kompositorisch abgeschlossen und behalten dennoch eine gewisse Offenheit bei. Wie lange braucht es, bis ein Song als abgeschlossen gilt? Ist die Verführung mit den Software- und Effektoptionen nicht all zu groß, jeden Song doch noch zu modifizieren? Kommt man überhaupt noch zum Ende – vor allem, wenn man eigentlich aus dem klassischerem Songwriter-Format kommt? Auch da hat Sascha eine klare Auffassung.

„Das Schöne bei mir ist, dass ich schon sehr impulsiv arbeite, dass ich schon schnell und direkt was fertig haben möchte. Und die Sachen, die mir dann auch selbst im Nachhinein noch sehr gut gefallen, sind Sachen, die relativ schnell und spontan entstehen. Und irgendwann war außerdem das Instrumentarium einfach klar. Dann kamen auch immer wieder gleiche Sounds, die ich einfach lieb gewonnen habe. Dadurch ist das einheitlicher geworden, vom Gesamtklang her. Und das hilft mir auch, weil ich natürlich nicht tausend Möglichkeiten habe.“

Diese Limitierung scheint also durchaus etwas Positives zu haben. Rein aus pragmatischer Sicht. Aber muss man zuvor begrenzt sein, um künstlerisch überhaupt frei werden zu können? Sieht man die aktuelle musikalische Schaffensphase dann nicht viel relativer, weil man weiß, dass sich die musikalischen Präferenzen ebenfalls ständig modifizieren? Driftet man vom einen musikalischen Ich ins Nächste? Wenn demnächst die technischen Umstände noch mehr erlauben, konstituiert sich dann das nächste musikalische Antlitz von Sascha? Der wiederum wirkt im Gespräch sehr reflektiert, lässt sich nicht verunsichern. In seinen Ausführungen ist eine Selbstsicherheit erkennbar, die aber nie antrainiert wirkt.

„Matthew Dear hat ja einmal gesagt, dass er sehr viele Persönlichkeiten in sich spürt und versammelt. Also in musikalischer Hinsicht. Er möchte sich allen annähern und dann gab es ja einmal eine Platte, sein letztes Album glaube ich, in der diese Aspekte miteinander fusioniert wurden. Ich glaube sogar, dass das auch ähnlich bei mir gerade ist. Ich habe großen Spaß, allein schon bei der Musik, die ich so höre. Das driftet oft auch auseinander. Sehr viele Richtungen, verschiedene Strömungen, auch sicherlich die Partylandschaft. Aber ich schließe auch gar nicht aus, dass da nochmal etwas ganz anderes kommt von mir, das ergibt sich einfach so. Ich schließe da nicht aus, dass da andere Projekte noch folgen. Ich schaue einfach, was sich noch ergibt, ich habe jetzt schon ein paar Ideen.“

Wer sich einen Eindruck von Son Of A Ghost machen möchte, besucht am besten mal seinen Blog, auf dem man nicht nur Musik, sondern auch Collagen und eine Menge Pics findet.

(Text: Philipp Kressmann, Musikredakteur bei CT das radio & Autor auf auftouren)

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