Paris erleben mit Airbnb

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Früher gab es nicht viel Spielraum, wenn man im Ausland eine Unterkunft suchte. Hotel, Jugendherberge, Bed&Breakfast, Pension. Insgesamt aber doch eher „Übernachten“ als „Wohnen“. Doch dann kam Airbnb. Seit im Jahr 2008 drei Jungs in San Francisco das Portal gründeten, ist die ganze Welt ein riesiges Privathotel. Der Online-Marktplatz bietet Privatunterkünfte aller Art, vom Sofa in einer WG bis hin zum durchdesignten Zirkuszelt. SLIK hat Airbnb ausprobiert. Das Ziel: Paris.

Gar nicht so leicht, sich für eine Unterkunft auf der Airbnb-Website zu entscheiden, denn allein in der französischen Hauptstadt haben wir die Wahl aus über 1000 Angeboten. Und das, obwohl wir den Zeitraum schon eingegrenzt haben. Gut, dass es noch mehr Filteroptionen gibt. Wir wählen „Ganze Unterkunft“, eine Preisspanne und unsere Wunsch-Arrondissements aus. Bei der Ausstattung setzen wir Häckchen bei WLAN, Küche und Waschmaschine. Yay, da sind die Ergebnisse! Wir entscheiden uns für eine 50qm-Wohnung direkt am Jardin du Luxembourg. Nicht nur die Lage überzeugt uns, auch die Bilder von der Wohnung: Parkettboden, kreative Einrichtung, alte Filmplakate an den Wänden. Dass Romain, dem die Wohnung gehört, noch dazu 11 positive Bewertungen hat, macht uns die Entscheidung noch leichter. Schon eine halbe Stunde nachdem wir die Buchung bei ihm angefragt haben, antwortet Romain in perfektem Englisch, schickt uns alle Infos, die wir für die Anfahrt brauchen und schreibt, er freue sich auf unseren Besuch.

In Paris angekommen, wartet er wie verabredet in seiner Wohnung auf uns – ein sympathischer Künstlertyp Ende zwanzig, der uns direkt auch noch mit etlichen Tipps für die Gegend um Montparnasse und St. Germain versorgt. Mit einer ausgedruckten Liste mit seinen Café-, Restaurant- und Sightseeing-Favoriten und dem Wohnungsschlüssel lässt uns Romain schließlich alleine. Sogar ein frisches Baguette hat er uns dagelassen.

Die Wohnung ist eine richtige Wohlfühlbude. Wir legen ein paar Schallplatten auf, essen das Baguette (es ist von der Boulangerie Julien um die Ecke und schmeckt fantastisch) und machen uns auf, die Gegend zu erkunden. Das Viertel ist ziemlich arty farty, intellektuell und entspannt. Kleine, elegante Klamottengeschäfte, hübsche Cafés und Bistrots sind an jeder Ecke zu finden. Auch schön: Das Le Lucernaire – Theater, Kino, Restaurant und Buchladen in einem. Und nur ein paar Meter von „unserer Wohnung“ entfernt. Genau wie der wundervolle Jardin du Luxembourg, der tatsächlich von der Wohnungstür in nur zwei Minuten erreichbar ist. Zu Fuß kommt man von hier aus ohnehin zu vielen touristischen Spots: den Katakomben, dem Panthéon, dem Quartier Latin, dem weltbesten Buchladen Shakespeare & Company, Notre-Dame und ins Viertel Le Marais. In letzterem gibt es übrigens die besten Veggie-Burger der Stadt, bei Hank auf der Rue des Archives. Gutes Bier inklusive.

Mit der Metro fahren wir nur zu den weiter entfernten Zielen. Zum Beispiel zum kleinen Viertel Belleville, das scheinbar noch ein echter Geheimtipp ist – bis auf den Friedhof Père Lachaise natürlich, zu dem etliche Touristen pilgern, um die Gräber von Jim Morrison, Chopin, Oscar Wilde und anderen Berühmtkeiten zu sehen. Aber es lohnt sich, das gesamte Viertel mal genauer auszuchecken. Denn so bunt, wie die Kulturvielfalt hier ist, so ist auch das Viertel selbst. Wandmalereien und Grafitti, Künstlerateliers, China-Shops und altertnative Cafés prägen hier das Straßenbild. Besonders toll ist auch der Parc de Belleville, der auf einem Hügel liegt und von dem aus man über ganz Paris blicken kann.

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Auch nach Montmartre nehmen wir die Metro. Unser Ziel ist der Flohmarkt von Saint-Ouen. Wobei man sich von der Endhaltestelle erstmal durch eine ganz andere Art von Markt schlagen muss, vorbei an Billigware und Fake-iPhones, die einem die Straßenhändler alle paar Meter andrehen wollen. Dann aber gelangt man zum wahren Schätzchen, einem Fohmarkt mit den allertollsten Antiquitäten, Kunstobjekten und allerlei Krimskrams von anno dazumal. Das meiste können wir uns zwar nicht die Bohne leisten, aber die eine oder andere Kleinigkeit ist immerhin doch im Budget. Von hier aus lässt es sich dann auch wunderbar zu Fuß Richtung Montmartre zur Sacré-Coeur schlendern. Egal, wie häufig man schon in Paris war, das bleibt immer wieder ein Muss. Einfach die anderen Touristen ignorieren, mit einem Bier auf die Treppe setzen und den Ausblick genießen und alles ist gut. Wieder unten angekommen erkunden wir die Gegend, die sich am Fuß der Basilika ausbreitet. Bloß nicht geradeaus in die Straße mit den Ramschläden gehen! Denn westlich davon, rund um die Rue des Abbesses warten etliche kleine Läden mit schönen Klamotten, köstlichen Macarons und leckeren Backwaren. Hier gibt es auch eins der besten Baguettes der Stadt, im Le Grenier à Pain. Ein paar Straßen weiter, in der Rue Lepic, steht noch eine ECHTE Mühle (davon gab es früher in Montmartre ungefähr ein Dutzend), die Le Moulin Radet. Sie beherbergt heutzutage ein Restaurant, das Le Moulin de la Galette.

Insgesamt verbringen wir drei Tage in Paris, sehen Neues und Altbekanntes, laufen rund 50 Kilometer durch die Gegend, essen jeden Tag Baguette mit Ziegenkäse und trinken leckeren Merlot. Die Wohnung von Romain haben wir schnell in unser Herz geschlossen und fühlen und schon wie in unserem zweiten Zuhause. Unser Gastgeber meldet sich zwischenzeitlich nochmal, um nachzuhorchen, ob alles in bester Ordnung ist. Und um uns ein paar Tipps für Pariser Programmkinos zu schicken, nach denen wir ihn bei der Ankunft gefragt haben. Sehr aufmerksam, dieser Franzose. Das „Auschecken“ könnte auch nicht unkomplizierter sein: Nachdem wir die Wohnungstür abgeschlossen haben, werfen wir den Schlüssel in Romains Briefkasten. Eine Stunde später sitzen wir im Thalys zrück nach Köln, mit dem guten Gefühl, wie echte Franzosen gehaust zu haben.

Habt auch ihr keinen Bock mehr auf anonyme Hotels? Hier geht’s zu den Gastgebern bei Airbnb.

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