Neu im Kino: Yves Saint Laurent

Tournage YSLDas Modehaus Saint Laurent ist heutzutage fast genauso berühmt wie Chanel. Nicht weiter verwunderlich also, dass man in Frankreich den Erfolg des Filmes „Coco Chanel“ zum Anlass nahm, um eine weitere Modedesignerbiographie zu verfilmen. Coco musste versuchen, sich als Frau ohne besonderen Einfluss als Hutdesignerin und schließlich Modedesignerin in einer von Männern dominierten Domäne durchzusetzen –  Yves Saint Laurent hatte diese Hürden nicht. Kaum verwunderlich also, dass der Tenor des Films ganz anders gesetzt ist.

Yves (Pierre Niney) war ein Modegenie. Schon als Jugendlicher wird er entdeckt und bald Assistent von Christian Dior. Nach dem Tod von Dior wird Yves der kreative Leiter des Hauses Dior – eine große Belastung für den talentierten, introvertierten Mann. Als er dann auch noch zum Militärdienst nach Algerien eingezogen wird, hat er einen Nervenzusammenbruch und wird psychiatrisch behandelt. Das Haus Dior entlässt den inzwischen drogenabhängigen, psychisch labilen Künstler. Nach vielen Rückschlägen plant Yves mithilfe seines neuen Liebhabers Pierre Bergé (Guillaume Gallienne), sein eigenes Label zu etablieren. Ab dann scheint es wieder bergauf mit dem Modeschöpfer zu gehen… wobei er so viele Drogen, Skandale und Beziehungsprobleme durchlebt, dass es nicht ganz klar ist, ob man ihn für seinen Erfolg und Talent beneiden oder für sein chaotisches Leben bemitleiden sollte.

Aus Bergés Perspektive erzählt, erfahren wir alles über Yves’ Leben und Bergés Liebe zu Yves. Aber nach der ersten halben Stunde des Filmes wird es leider eintönig. Yves hat kreative und familiäre Probleme, zaubert trotzdem faszinierende Kollektionen und Meilensteine an Modestücken hervor, um dann wieder auszubrennen und, in einem Rausch von Sex, Drogen und verbaler Angriffe auf seinen Lebensgefährten, wieder neue Energie zu sammeln, um wieder eine neue Kollektion oder Etappe des Modehauses zu erreichen. Dafür, dass der Film anders als Coco tatsächlich über die kreativen, erfolgreichen Tage des namensgebenden Modeschöpfers handelt, ist er erstaunlich düster und monoton geworden und fängt leider nicht ansatzweise die Kreativität und Exzentrizität der Charaktere der damaligen Modewelt ein. Für Modefreunde mögen die Kollektionen und berühmten Gesichter (Klaus Kinskis Sohn Nikolai Kinski spielt einen amüsanten Karl Lagerfeld, Laura Smet spielt Loulou de la Falaise und Pierre Niney verblüfft in seiner Ähnlichkeit zu Yves Saint Laurent) es wert sein, die Langatmigkeit des Filmes auszuhalten. Wer aber sonst den Film schauen möchte, der sollte seine Erwartungen runterschreiben und sich einfach nur an den talentierten Schauspielern und der Mode erfreuen und die tragische Liebesgeschichte von Yves und Pierre verfolgen.

F 2014, Regie: Jalil Lespert, Kinostart: 17.04.

(Text: Laura Arndt, Bild: Universum Film)

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