Neu im Kino: Willkommen bei den Hartmanns

dsc_6831Dass das Flüchtlingsthema irgendwann auch das deutsche Kino erreichen würde, war eigentlich abzusehen. „Willkommen bei den Hartmanns“ nimmt die Thematik auf lustige Weise auf’s Korn – und lässt dabei kaum ein Klischee aus.

Dass Regisseur Simon Verhoeven Komödien kann, weiß man spätestens seit den beiden Teilen von „Männerherzen“ (2009 und 2011), für die er auch das Drehbuch schrieb. Für seinen neuesten Film gibt sich einen Großteil des Who-is-who der deutschen Filmszene die Klinke in die Hand: Heiner Lauterbach, Senta Berger, Uwe Ochsenknecht, Florian David Fitz, Elyas M’Barek und Palina Rojinski sind die Hauptakteure dieser etwas überdrehten Komödie.

Die Handlung: Die Ehe von Dr. Richard Hartmann (Heiner Lauterbach) und seiner Frau Angelika (Senta Berger) ist schon lange nicht mehr glücklich. Er ist Chefarzt Mitte 60, hochgradig frustriert und lässt seinen Unmut am liebsten an Nachwuchsarzt Dr. Tarek Berger (Elyas M’Barek) aus. Ihr wiederum fehlt seit dem Austritt aus dem Schuldienst der Lebensinhalt – einst war sie Rektorin, nun verbringt sie ihre Zeit mit Gartenarbeit und Weintrinken.

Die längst erwachsenen Kinder sind keine große Hilfe: Sohn Philip (Florian David Fitz) pendelt als vielbeschäftigter Geschäftsmann ständig zwischen München und Shanghai und vernachlässigt dabei regelmäßig seinen minderjährigen Sohn, während Tochter Sophie (Palina Rojinski) mit 31 Jahren immer noch Dauerstudentin ist und keine Idee hat, was sie aus ihrem Leben machen soll.

Bei einem Besuch in einem Flüchtlingsheim kommt Angelika die rettende Idee. Sie entscheidet sich, einen Flüchtling in ihrem Haus aufzunehmen. Erwartungsgemäß sind weder Ehemann Richard noch Sohn Philip sonderlich begeistert und thematisieren alle bekannten Vorurteile über Flüchtlinge, während Tochter Sophie, Enkel Basti und vor allem die anstrengend enthusiastische Freundin Heike (Ulrike Kriener) von der Idee begeistert sind. Gesagt, getan: Nach etlichen Vorstellungsgesprächen entscheiden sich die Hartmanns für den nigerianischen Flüchtling Diallo (Eric Dabongo) – handwerklich begabt und schwer traumatisiert. Ohne es zu wollen, stellt der höfliche und intelligente junge Mann das komplette Leben der Familie auf den Kopf. Unverschuldet folgt Katastrophe auf Katastrophe, in Folger derer sogar Rassisten irgendwann eine Mahnwache vor dem Haus der Hartmanns abhalten, eine von Heike organisierte Willkommensparty vollkommen aus dem Ruder gerät und Diallo plötzlich um sein Bleiberecht bangt. Kurzum: Ein heilloses Durcheinander, bei dem die ganze Familie zusammenhalten muss, um die Geschichte zu einem positiven Ende zu bringen.

Ganz so chaotisch ist der Film zwar letzten Endes nicht, allerdings überschreitet die überspitzte Charakterisierung der Darsteller immer wieder die Grenze zum Klamauk. Kaum ein Klischee und Vorurteil wird auf diese Weise ausgelassen und am Ende darf es dann sogar richtig emotional werden. Das Positive: Weder die eine noch die andere Seite der Thematik bleibt verschont – alle Beteiligten bekommen ihr Fett weg. Auch Flüchtlinge werden als das dargestellt, was sie sind: Als Menschen, unter denen es solche und auch solche gibt. Das ist insgesamt für einige Lacher gut, schießt aber dank seiner Haudrauf-Mentalität doch an einigen Stellen über das Ziel hinaus. Etwas zu wenig, um als wirkliches Highlight in die Film-Annalen einzugehen.

D 2016, Regie:Simon Verhoeven, Kinostart: 3.11.2016

(Text: Steffen Rieger, Bild: Warner Bros. Ent.)

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