Neu im Kino: The Killing of a Sacred Deer

TheKillingOfASacredDeer∏AlamodeFilm#08Schluss mit Besinnlichkeit. Wer nach all der widerlichen weihnachtlichen Harmonie Lust auf eine im besten Sinne verstörende Familientragödie hat, für den hat Giorgos Lánthimos (Dogtooth, The Lobster) mal was vorbereitet. The Killing of a Sacred Deer ist skurril, verstörend, und gerade deshalb trotzdem sehr unterhaltsam. Eben ein echter Lánthimos.

Steven Murphy (Colin Farrell) ist ein renommierter Herzchirurg und hat es auch sonst im Leben zu etwas gebracht. Wenn er nicht mit seinen Händen die Gold wert sind das Leben anderer rettet, genießt er seinen Wohlstand mit seiner Frau Anna (Nicole Kidman) und den gemeinsamen Kindern Bob (Sunny Suljic) und Kim (Raffey Cassidy). Was Anna zunächst nicht weiß, in den Arbeitspausen verbringt Steven Zeit mit dem neugierigen Martin (Barry Keoghan), der selbst keinen Vater mehr hat und sich immer stärker in Stevens Leben drängt. Martin kennt keine Grenzen und schon bald müssen die Murphys feststellen, dass der nette junge Mann auch ganz anders kann.

Auch hier gilt wieder, je weniger man im voraus über den Plot weiß, desto spannender bleibt The Killing of a Sacred Deer. Normalerweise ist allein der Hinweis, dass ein Film auf einem Mythos basiert, schon ein möglicher Spoiler, aber hier liefert ein bisschen Hintergrundwissen zu Iphigenie nötigen Kontext. Die Kurzversion: Weil Agamemnon im heiligen Hain einen Hirsch tötet, wird ihm prophezeit, dass er seine Tochter Iphigenie opfern muss, um im Trojanischen Krieg weiterkämpfen zu können. Lánthimos nutzt davon lediglich die Rahmenhandlung und macht aus ihr eine moderne Tragödie, die an die Zuschauernieren geht. Dabei muss man schon darauf hinweisen, dass der Hang zur Grotske immer auch Geschmackssache ist und wer noch nie einen Film von ihm gesehen hat, dem sei gesagt: Dass hier nichts normal ist, ist bei Lánthimos normal. Freunden seiner Filme kann man The Killing of a Sacred Deer bedenkenlos ans (Chirurgen)Herz legen, vom durchweg fantastischen Cast bis zum extreme spannenden letzten Drittel, man bekommt genau das, was man erwartet, und nach den irgendwie Feiertagen auch verdient, ganz großes Arthaus-Kino.

Großbritannien/Irland 2017, Regie: Giorgos Lánthimos, Start: 28. Dezember

(Text: Annette Schimmelpfennig, Bild: Alamode Film)

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