Neu im Kino: Split

SplitPsychische bzw. psychosomatische Krankheiten als Haupt- oder Nebenaspekt im cinastischem Plot sind mittlerweile sehr gängig und ernten häufig Preise. Sich solidarisieren und so.

Besonders bequem und gesellschaftlich normalisiert ist etwa die Depression. Da ist die Dissoziative Identitätsstörung (DIS)/Multiple Persönlichkeitsstörung schon ein anderes Kaliber, das gerne als Kuriosität, mystifiziert oder auch deutlich überspitzt dargestellt wird, man denke an Dedales – Würfel um deine Leben (2003), Sméagol/Gollum oder die lustig-dramatische Serie Taras Welten (warum gibt’s die eigentlich nicht mehr??). DIS ist also, wenn man mehr als eine Persönlichkeit in sich trägt.

In Split geht’s auch um DIS, mystifiziert und überspitzt. Der Film beginnt mit der Entführung dreier Mädchen, von denen zwei, Claire (Haley Lu Richardson) und Marcia (Jessica Sula), typische über Jungs kichernde, zappelige Girlies sind. Die dritte, Casey (Anya Taylor-Joy), ist da so ganz anders: ernsthaft, sehr aufmerksam bzw. wachsam und beinahe versteinert in ihrem Auftreten. Selbst während und nach der Entführung bleibt sie dem Anschein nach merkwürdig gefasst, indes ihre Freundinnen kreischend in Panik verfallen. Caseys atypisches Verhalten, das eher das einer Erwachsenen ist, hat natürlich Gründe, die auch nach und nach zutage kommen werden. Bei ihrem Entführer handelt sich um Dennis (James McAvoy), eine Identität unter 23, die im Körper von Kevin Wendell Crumb (James McAvoy) die Regie übernommen haben. Daher sind die 23 Identitäten, oder anderes ausgedrückt: der an DIS erkrankte Kevin, auch in Therapie bei der Psychiaterin Karen Flechter (Betty Buckley), die sich inzwischen gut mit den verschiedenen Persönlichkeiten auskennt. Hier in den Sitzungen ist dann auch erstmals von einer mysteriösen 24. Identität die Rede, die sich als Bestie manifestiere – auch körperlich.

Klingt doch alles nach einem zwar etwas abgedrehten, aber unterhaltsamen Film. Tja, na ja: Split hat zweifelsohne Potenzial, das aber leider nicht ausgeschöpft wird. Das Hauptproblem ist der Handlungsaufbau, denn die Aneinanderreihung von Sequenzen aus insgesamt drei Schauplätzen lässt eine Verbindung zum Publikum nicht gelingen. Außerdem hätte es im Grunde den teilweise etwas zu kryptisch bis absurd wirkenden Handlungstrang mit der Psychiaterin nicht gebraucht, der wohl vor allem der Annäherung an das Krankheitsbild dienen soll. ‚Ne Menge Potenzial bestätigt sich aber wieder im Falle Anya Taylor-Joy. Das hat sich schon in The witch angedeutet. Summa summarum: nicht Shyamalans Bester.

USA 2017, Regie: M. Night Shyamalan, Kinostart: 26. Januar

(Text: Madeleine Owoko, Bild: Universal Pictures)

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