Neu im Kino: Slow West

SW_8_700Alle paar Jahre wird der Beweis angetreten, dass sich das Western-Genre immer noch einiger Beliebtheit erfreut. „Slow West“ ist genau das, was der Name andeutet: Ein in weiten Teilen ruhiger, authentischer Western als Gegenentwurf zu den überzeichneten Tarantino- oder Coen-Varianten.

Der Teenager Jay Cavendish (Kodi Smit-McPhee) ist ein Greenhorn, wie es im Buche steht: Trotz Pferd, Kompass, Ratgeber und Revolver ist er im Prinzip völlig unvorbereitet auf das Abenteuer, was ihm im Nordamerika des späten 19. Jahrhundert bevorsteht. Aus Schottland hat sich der naive 16-jährige auf den Weg gemacht, um im amerikanischen Westen seine große Liebe Rose (Caren Pistorius) wiederzufinden, die seinetwegen die Insel verlassen musste.

Auf seinem Weg durch Colorado lernt Jay während eines Überfalls den wortkargen Reiter Silas (Michael Fassbender) kennen. Gegen Geldzahlung erklärt sich dieser bereit, den jungen Schotten unter seine Fittiche zu nehmen und zu seinem Ziel zu begleiten – nicht ganz uneigennützig, schließlich ist auf Rose und ihren Vater ein beträchtliches Kopfgeld ausgesetzt. Der Weg ist lang, die Route beschwerlich und vor allem eines: gefährlich. Denn während Silas und Jay sich nach anfänglicher Distanz immer weiter anfreunden und ihrem Ziel näherkommen, müssen sie sich nicht nur vor wilden Tieren und Indianern in acht nehmen, sondern vor allem vor Kopfgeldjägern um den skrupellosen Anführer Payne (Ben Mendelsohn), die für ein saftiges Kopfgeld sprichwörtlich über Leichen gehen und nur auf ihre Chance warten, endlich ihre Belohnung einstreichen zu können.

Auch wenn es in „Slow West“ über lange Strecken verhältnismäßig ruhig zugeht, entwickelt das Langfilmdebüt von Regisseur John Maclean („Pitch Black Heist“) nahezu keine Längen. Das liegt einerseits daran, dass die Filmlänge mit rund 84 Minuten sehr knackig gehalten ist und sich andererseits aufregende und ruhige Szenen abwechseln. Mal geraten Silas und Jay in eine Schießerei in einem Lebensmittelgeschäft, mal werden sie von Indianern überfallen, dann wiederum können sie eine ungewollte Konfrontation mit den Kopfjägern nicht verhindern und schließlich gibt es zum Schluss noch den großen Showdown mit der ganz westerntypischen Massenschießerei. Letztlich also nahezu alles so, wie man es aus guten Western kennt; und doch wird gerade durch das Zusammenspiel zwischen dem zynischen Haudegen Silas und dem unerfahrenen Jay die Latte noch ein wenig höher gelegt. Dazu gibt es immer wieder Szenen, die mit ihrem latenten Humor für einige Lacher sorgen. Fazit: Alles richtig gemacht.

GB/NZ 2105, Regie: John Maclean, Kinostart: 30. Juli 2015

(Text: Steffen Rieger, Bild: © 2015 PROKINO Filmverleih GmbH)

Kommentare sind geschlossen.