Neu im Kino: Saving Mr. Banks

SAVING MR. BANKSDie Entstehungsgeschichte von Mary Poppins stellt man sich eigentlich recht simpel vor. Eine beliebte britische Romanautorin verkauft die Filmrechte an ihrer literarischen Heldin und das Disney-Imperium macht daraus einen bunten, fröhlichen Film mit eingängigen Liedern. Ende gut, alles gut. Dass es nicht einmal ansatzweise so abgelaufen ist, zeigt „Saving Mr. Banks“ auf charmante Weise mit bereits bekannter, eingängiger Musik und zwei Erzählsträngen auf drei Kontinenten.

Schon der Abriss zeigt, dass nicht mit einer Disneytypischen romantischen Komödie zu rechnen ist: Die Romanautorin P.L. Travers (Emma Thompson) steht kurz vor dem Bankrott. Nachdem sie sich bereits seit mehr als zwanzig Jahren gegen den Verkauf der Filmrechte von ihrer Mary Poppins wehrt, sträubt sie sich zwar immer noch, aber lässt sich auf einen Besuch bei Walt Disney ein. England trifft auf Amerika, Verstocktheit auf übertriebene Familiarität, und Miss Travers trifft nach all den Jahren endlich auf Walt (Tom Hanks). Sie lehnt nicht nur den Vertrag zunächst ab, sie widerspricht kategorisch auch all den typischen Disneyideen für den Film: keine Animationen, keine unnützen Tänze und Lieder und bitte auch keine ausgedachten Worte.

Gleichzeitig wird sie während des Prozesses immer wieder an ihre Familie erinnert. Denn die Geschichte von Mary Poppins ist für Travers untrennbar mit ihrer eigenen Kindheit verbunden. In einer Einöde aufwachsend, entflieht sie zusammen mit ihrem Vater (Colin Farrell) der Realität, indem sie sich in ihrer Fantasie Traumwelten bauen. Gleichzeitig muss ihr Vater mit seiner kreativen, aber auch unkonventionellen Art gegen die Widrigkeiten des fantasielosen Alltags ankämpfen. Nach einem Neuanfang in einer neuen Stadt bahnen sich viele Probleme an: Ihr Vater hat neben Problemen mit seiner Frau, auch mit seinen Arbeitgebern und sich selbst zu kämpfen.

Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und deswegen wird Emma Thompson zum Glück nicht zu einer neuen Disney-Prinzessin und nein, Colin Farrell ist eindeutig nicht der neueste Prince Charming. „Saving Mr. Banks“ basiert zwar auf der Verfilmung von Mary Poppins, aber dieser Film verzaubert nicht nur durch die altbekannten Lieder, sondern in erster Linie durch die Charaktere. Insbesondere Emma Thompson ist eine fantastische P.L. Travers. Überzeugend bringt sie die inneren Konflikte der komplizierten Autorin auf der Leinwand rüber. Die langsam entstehende Freundschaft von Travers mit ihrem amerikanischen Chauffeur Ralph (Paul Giamatti) fesselt einen genauso wie die unterhaltsam problematische Zusammenarbeit zwischen Travers und dem kreativen Team von Disney (Bradley Whitford, B.J. Novak, Jason Schwartzman). So wird der Film seinem Disneyvermächtnis durchaus gerecht und ist doch nicht kitschig. Es ist ein gelungener, gefühlvoller Film mit Humor, in welchem nicht Disney und Mary Poppins, sondern die Lebensgeschichte einer Autorin, geprägt von der Beziehung zu ihrem Vater, im Mittelpunkt steht.

USA 2014, Regie: John Lee Hancock, Kinostart: 06.03.

(Text: Laura Arndt, Bild: François Duhamel/Disney Enterprises)

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