Neu im Kino: Rogue One: A Star Wars Story

Rogue OneWer glaubt, ein Déjà-vu zu haben, nur weil es schon wieder Dezember ist und wir schon wieder in einem Star-Wars-Film sitzen, dem sei gesagt: Letztes Jahr haben wir uns doch im Prinzip auch nur einen Plot von 1977 reingezogen. Und schnell wird klar: Eine Rezension zu „Rogue One“ ist ohne Zynismus kaum möglich.

Benjamin von Stuckrad-Barre hat Ende der 90er Spaß daran gefunden, über ein Konzert der Rolling Stones zu berichten, ohne selber dort gewesen zu sein. Plattitüden reichen bei solch einem Vorhaben völlig aus. Nun also die These, ob man zum nächsten Krieg der Sterne schreiben kann, ohne auf den gesehenen Film einzugehen? Da wären natürlich erst einmal die Nerds, deren Expertentalk vor der Pressevorführung jede Notwendigkeit von Vorabrecherche wegballert. Ah, der erste Star Wars ohne die Mitwirkung von John Williams! Und diese 3D-Schrift im Vorspann, auf die wird dieses Mal also tatsächlich verzichtet? Chronologisch ist „Rogue One“ übrigens zwischen die ersten beiden Trilogien einzuordnen, wir sehen demnach Episode 3,5.

Außerdem weiß man ja schon, dass es „ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten“ (auch so eine Phrase, an der BvSB seine Freude gehabt hätte) geben wird. Das hat schon der Trailer verraten. Aber es sind weiß Gott mehr als nur Darth Vader oder die AT-ATs, versprochen. Manchmal muss man schnell sein und in den richtigen Winkel der Leinwand schauen, aber dann freut man sich umso mehr.

Die Story ist sowieso klar: Zuallererst ein Fight, dann ein Waisenkind, dann das Aufeinandertreffen mit einem wilden, aber gutherzigen Weltall-Cowboy. Das ist aber – wie so oft bei Star Wars – alles gar nicht so wichtig. Denn „Rogue One“ bedient den Fan genauso, wie es „Die Macht erwacht“ (ja, der Film hieß anders, aber so klingt er lustiger) geschafft hat. Natürlich geht man da recht selig aus dem Kino.

Jetzt aber trotzdem die große Frage nach dem „warum“? Zu meckern, weil es einen Star-Wars-Sellout gebe, ist ja Schwachsinn. Den gab es schon immer, erst recht 1999, als „Episode 1“ blitzschnell zum erfolgreichsten Film aller Zeiten (vielleicht nicht an der Kinokasse, aber in Sachen Einnahmen durch McDonald’s & Co.) wurde. Der Rubel rollt da schneller als BB8.

Aber von nun an wird halt so richtig gemolken. Disney hat bereits angekündigt, mehrere Teile abseits der ursprünglich gedachten Trilogien herauszubringen. Der Nostalgiker (der das hier gerade tippt) kann das nicht wirklich gutheißen. Scheiß auf die ganzen PC-Spiele, die Ewoks-Ableger, die Obi-Wan-Bettwäsche: All das konnte man ja ganz gut links liegenlassen, es nicht beachten. Aber jetzt geht’s ans Eingemachte, die eigentlichen Filme. Es lässt sich eben recht wohlig in der Vorstellung kuscheln, dass George Lucas vor 40 Jahren neun zusammenhängende Plots im Sinn hatte, die alles völlig ein- und abschließen. Klar ist das Quatsch, aber was bleibt einem denn außer Nostalgie? In einer Welt, in der Red Bull Deutscher Meister wird?

So, und noch mal zu „Rogue One“ an sich: Der Film ist lustig, die Optik ist klasse, die Darsteller sind gut, bisserl Gänsehaut hier und da, schöne Überraschungen und eine richtig tolle letzte Szene (no spoiler allowed). Nächste Woche gehe ich noch mal rein.

USA 2016, Regie: Gareth Edwards, Kinostart: 15.12.2016

(Text: Frank Schwalm, Bild: Jonathan Olley / Lucasfilm Ltd.)

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