Neu im Kino: Oh Boy

Der Endzwanziger Nico Fischer (Tom Schilling) hat das Glück nicht gerade gepachtet: Mit der Freundin ist gerade Schluss, seit zwei Jahren ist das Jura-Studium geschmissen, er hat keinen Job, der Vater dreht den Geldhahnzu und in ganz Berlin scheint es keinen einzigen normalen Kaffee zu geben. Er lebt in den Tag hinein, fährt mit seinem erfolglosen Schauspieler-Kumpel Matze (Marc Hosemann) auf Film-Sets von stereotypen Nazi-Filmen oder rennt vor Bahn-Kontrolleuren davon. Auch mit den Frauen klappt es nicht besonders: Die ehemals dicke Mitschülerin Julika (Friederike Kempter) entpuppt sich bei einem Wiedersehen als hübsches, aber labiles Mädchen, mit der Nico nicht umzugehen weiß. Einzig und allein sein neuer Nachbar traut sich ihm mit seinen Eheproblemen an.

Was hier nach netten Nebengeschichten klingt, ist inhaltlich schon der ganze Film. Nicht nur Nico lebt in den Tag hinein, auch die 82 Minuten Schwarzweißfilm ziehen wortkarg und ausdruckslos an dem Zuschauer vorüber. Schön sind sicherlich die Aufnahmen aus der Hauptstadt. Die Intention von „Oh Boy“ ist zwar ersichtlich: Es geht um Momentaufnahmen, Eindrücke, die Geschichten der Menschen. Diesem Anspruch wird der Streifen aber nicht gerecht. Man merkt schon, dass Nico auf sein Leben nicht klarkommt und irgendwo stecken geblieben ist, doch machen seine quälend langsamen Bewegungen furchtbar ungeduldig, die teils erzwungenen Bekanntschaften nerven und lassen einen mehr als einmal auf die Uhr schauen.

Ein Tipp: Man kann sich den Trailer von „Oh Boy“ ansehen und sich dabei prächtig amüsieren. Der zeigt nämlich die besten Szenen perfekt zusammen geschnitten. Und man spart nebenbei ganze 80 Minuten Zeit.

D 2012, Regie: Jan Ole Gerster Kinostart: 01.11.

(Text: Lisa Bertram, Bild: X-Verleih)

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