Neu im Kino: Magic Mike XXL

Kommando zurück, es kommt (sorry, Ant-Man!) doch auf die Größe an. Endlich mal eine Kinowoche, in der man so richtig schön Anspielungen auf Genitalgrößen machen kann. Wie gut das Leben zu einem ist. Channing Tatum drillt wieder zu Ginuwines „Pony“ einen Tisch entlang, Pepsidosen schwappen wie Hormone über und wollen wir nicht alle mal den Schritt eines fremden Mannes ins Gesicht gedrückt bekommen? Wenn nur alles im Leben so einfach wäre wie das Konzept von Magic Mike.

Für Mike (Channing Tatum) und seine Freunde kommt es knüppeldick: Matthew McConaughey ist jetzt seriöser Oscargewinner, also muss sich die Truppe aus dem ersten Teil (Matt Bomer, Joe Manganiello, Kevin “Dog der Kopfgeldjäger” Nash und Frischfleisch Adam Garcia) zusammenraufen und ihr Geld anders verdienen. Aber einmal Stripper, immer “male entertainer”, und so dauert es nicht lange, bis die Schlingel wieder zusammentreffen und gefühlt ein Bier später hat der Schlaueste von ihnen (das liegt im Auge der Betrachterin) die kongeniale Idee, ein neues Entkleidungskollektiv zu bilden. Leider ist es schon 2015 und die alten Feuerwerhmann- und Polizistenroutinen sind ziemlich ausgelutscht, also muss Inspiration her und die gibts bei Jada Pinkett Smith, die so eine Art Dollhouse für Frauen führt und “White Chocolate” Mike gegen ihre Boy Toys antreten lässt. Dazu singt Donald Glover eine Scheidungshymne, denn hey, hier gehts nicht ums Geld, hier werden Frauen noch vergöttert! Genug gelernt, ab gehts zur Stripper-Convention. Dazwischen philosophiert Amber Heard als professionelle Drag Queen-Fotografin (muss man das studieren oder ist das ein Ausbildungsberuf?) irgendwas über Kuchen und Kekse und Andie MacDowell macht der ungeplante Herrenbesuch ihrer Tochter so wuschig, dass man sich fast schon schämt. Muss man in einer Komödie über Stripper auch erstmal schaffen. Werden Mike und sein Tangateam die Herzen und Geldbörsen der scharfen Schiedsrichterinnen, also aller Frauen auf der ganzen Welt, erobern? Ist der Papst katholisch?

Erfreulicherweise hat die Fortsetzung noch weniger Handlung als der Vorgänger, da kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren und mal zwei Stunden die Hirnfrequenz runterfahren. Aber selbst der Fetzen Plot ist so flach wie Channing Tatums Waschbrettbrauch und knapper als die holographischen Glitzerstrings. Die Dialoge sind dabei glatter als die gewaxten Oberschenkel und gehen runter wie Babyöl. Leider ist das alles nicht so smooth wie Tatums dance moves. Soll es ja aber auch nicht sein, denn wohl kaum eine wird sich bei einem Film der Magic Mike XXL heißt über das Fehlen metafiktiver Referenzen und die Degradierung männlicher Charakterdarsteller (der ist gut, ne) zu weiblichen, und wohl auch männlichen, Lustobjekten beschweren. Lesen Menschen ernsthaft Rezensionen zu diesem Film? Das hier hat mehr Text, als das gesamte Drehbuch.

USA 2015, Regie: Gregory Jacobs, Kinostart: 23.Juli 2015

(Text: Annette Schimmelpfennig, Bild: Claudette Barius / Warner Bros.)

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