Neu im Kino: All Is Lost

27.1E034.NYFF3.COberflächlich betrachtet könnte man lapidar sagen, dass dies ein Film sei, der von einem ums Überleben kämpfenden Schiffbrüchigen handelt. Damit ist de facto in einem Satz der Inhalt erfasst. Aber: Wie so häufig birgt etwas, das so minimalistisch anmutet, ein tieferliegendes Bedeutungskonglomerat. Und siehe da, wir haben es hier mit einem Streifen zu tun, der unter anderen Urängste und existenzielle Grenzerfahrungen thematisiert. Ähnlich wie etwa in „Cast Away“ wird hier ein Mensch aus komfortablem Wohlstand unverhofft rauen Naturgewalten und einem nackten Überlebenskampf ausgesetzt. Dabei entmachtet gewissermaßen die urgewaltige Natur: Der Mensch wird Menschlein.

Wie oben angedeutet, ist die Story schnell erzählt: Ein Mann unbekannten Namens, sozialer Einbettung und Vergangenheit (Robert Redford) segelt allein über den Indischen Ozean. Als seine Yacht durch Treibgut beschädigt wird, beginnt eine tagelange Tortur, ein Kampf, diese Notlage lebend zu überstehen, der dem erfahrenen Segler alles abverlangt. So wird es schließlich auch ein Kampf gegen die eigene Hoffnungslosigkeit.

Es gibt einige Aspekte, die „All Is Lost“ so beeindruckend machen. Da wäre etwa der Umstand, dass dieser spannungsreiche Film mit seinen bildgewaltigen Naturaufnahmen sowie dem stillen, beobachtenden Blick auf den Charakter bis auf zwei kurze Monologe ohne sprachliche Handlungen auskommt. Diese werden auch gar nicht benötigt, denn nicht zuletzt ist es die starke, souveräne, aber gleichsam auch sehr tragische Figur – und somit auch die großartige schauspielerische Leistung Robert Redfords – die von Anfang an fesseln. Zudem machen die Darstellungen der Machtlosigkeit des Ausgesetztseins, die Bemühungen, Herr der Lage zu werden, das Gewahrwerden der Existenz in diesen elementaren, gefährlichen und lebensbedrohlichen Situationen sowie auch die Veranschaulichung einer grausamen Zufälligkeit „All Is Lost“ zu einem wirklich ergreifenden, grandiosen Filmabenteuer. Chapeau!

USA 2013, Regie: J.C. Chandor, Kinostart: 09.01.

(Text: Madeleine Owoko, Bild: SquareOne/Universum/Daniel Daza)

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