Wenn es darum geht, charakterstarke Menschen arabischer, persischer oder indischer Herkunft zu verkörpern, liegt Hollywoods Lösung nah: Ben Kingsley ist der Mann für fast alle derartigen Fälle, mag man meinen. Gemeinsam helfen sich Kingsley und Filmpartnerin Patricia Clarkson auf dem Weg zu einem zufriedenerem Menschen.
Nach 21 Jahren Ehe von ihrem Mann wegen einer anderen Frau verlassen worden, steht die Literaturkritikerin Wendy (Patricia Clarkson) vor den Scherben ihres Lebens. Sie ist der Verzweiflung nahe und kann nicht einmal ihre Tochter besuchen – schließlich lebt diese im fernen Vermont und mangels Führerschein ist Wendy nicht in der Lage, die weite Reise anzutreten.
Also fasst sie sich ein Herz, reißt sich am Riemen – und nimmt Fahrunterricht beim indischen Taxifahrer Darwan (Ben Kingsley). Der kostet die unsichere Fahrerin durch seine ernste Art jede Menge Nerven, schafft es aber auf seine einfühlsame Weise immer wieder, auch die größten emotionalen (fahrerischen) Katastrophen auszubügeln. Selbst wenn Wendy mehrfach kurz davor steht, das Handtuch zu werfen, freunden sich die beiden gegensätzlichen Charaktere immer weiter an. Während Darwan Wendy die Augen für das Wesentliche im Leben öffnet, schafft es Wendy schließlich sogar, Darwans harte Schale zu knacken – und damit sogar seine unglückliche Ehe endlich in Schwung zu bringen, während sie über die Trennung von ihrem Ehemann hinweg kommt.
„Learning To Drive“ ist kein Film, der mit einem ausschweifenden Plot überzeugt. Die Stärke des Streifens liegt in dem menschlichen Miteinander der beiden Protagonisten, die ihrerseits genügend private Probleme haben, sich aber gegenseitig als Mentor zu besseren Menschen erziehen. Ein unaufgeregter Film, der aber doch dank seiner Schauspieler den Dreh zu einem unspektakulären aber schönen Kleinod schafft.
USA 2015, Regie: Isabel Coixet, Kinostart: 06.08.2015
(Text: Steffen Rieger, Bild: Linda Kallerus/Broad Green Pictures)