Neu im Kino: Who am I – Kein System ist sicher

IMG_3185_A4Sie sind eine gar nicht so selten auftretende Spezies, diese Personen, die mit dem Gros an Menschen und gesellschaftlichen Standards nicht zurechtkommen, die zurückgezogen leben und von anderen als unscheinbar angesehen werden.

Wo einerseits zwischenmenschliche Beziehungen vernachlässigt werden, investiert sie, die einzelgängerische Person, ihre Bemühungen häufig in speziellen Bereichen, ist meist sogar exzellent darin. In Film und Literatur handelt es sich dabei oft um Figuren, die sowohl Antiheldentum als auch Heroismus in sich vereinigen. Nein, nein, es geht nun nicht in Richtung Superhelden-irgendetwas-Schiene. Viel wirklichkeitsnaher geht es um einen Bereich, der unter anderen auch gesellschaftsüberdrüssigen, subversiven Menschen, die Möglichkeit bietet, Statements zu setzen und Macht auszuüben, nämlich das World Wide Web, noch allgemeiner, die Informatik. Und der zurückgezogene Hacker, der dieses Terrain beherrscht und politische Statements setzt, könnte demnach gewissermaßen auch das moderne Bild des Antihelden-Recken verkörpern. Genau um eine solche Persönlichkeit geht es in „Who am I“.

Benjamin (Tom Schilling) ist ein vermeintlich unscheinbarer junger Typ; die meiste Zeit verbringt er vor dem Rechner. Hier ist er Spezialist, hier ist er WhoamI, der sich als Hacker einen Namen gemacht hat. Bei einer riskanten Aktion wird Benjamin schließlich erwischt und zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert. Dabei trifft er auf den charismatischen Draufgänger Max (Elyas M’Barek), der ebenfalls der Hackerszene angehört. Bald lernt Benjamin auch dessen Freunde Stephan (Wotan Wilke Möhring) und Paul (Antoine Monot, jr.) kennen. Zusammen gründen sie die Hackergruppe CLAY (Clowns laughing @ you) und führen gemeinsam waghalsige Coups durch. Neben dem Spaßfaktor und politischen Statements ist das Ziel dabei auch, Anerkennung vom Oberhacker, dessen Identität niemand kennt, zu erhalten. Dementsprechend größer werden die Aktionen. CLAY will schließlich schaffen, was noch niemanden gelang: den BND hacken. Ihnen ist jedoch längst die dänische Europol-Ermittlerin Hanne Lindberg (Trine Dyrholm) auf den Spuren. Doch das ist nicht die einzige Gefahr, die droht. Und wer ist die mysteriöse Nummer eins der Hackerszene?

„Who am I“ ist ein ereignisreicher, rasanter Film mit überraschenden Wendungen, der fast das ganze Paket an Unterhaltung mit sich bringt: Spannung, Witz, Nervenkitzel, Liebe, Action … und das in einer angenehm ausgewogenen Mischung. Daneben werden auch visuell – etwa in der Darstellung der virtuellen Kommunikation – einige Highlights geboten. Nichts zuletzt brilliert auch Tom Schilling wieder in der Rolle des schrulligen, altklugen Antiheld-Helden. So bleibt nur zu sagen: Ab ins Kino, es lohnt sich.

D 2014, Regie: Baran bo Odar, Kinostart: 25.09

(Text: Madeleine Owoko, Bild: 2014 Sony Pictures Releasing GmbH)

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