Neu im Kino: Inherent Vice

INHERENT VICEBevor sich irgendwer beschwert, eine Servicemeldung im voraus: Dieser Film hat keinen richtigen Plot. Das liegt zum einen daran, dass man das Geschehen durch die zugedröhnten Augen des wohl bekifftesten Charakters nach dem „Dude“ sieht. Zum anderen basiert es auf dem gleichnamigen Roman von Thomas Pynchon und jeder, der je etwas von ihm gelesen hat, hat spätestens jetzt Schweißperlen auf der Stirn. Nix mit Logik, nix mit mal-schnell-raus-weil-die-Blase-drückt, der Rausch wird ausgesessen. Spaß macht das alles trotzdem, denn Inherent Vice ist vor allem eins: Groovy.

Die wilden Siebziger in L.A.: Larry „Doc“ Sportello (Joaquín Phoenix), hauptberuflich Privatdetektiv, nebenbei Berufskiffer, vielleicht auch umgekehrt, bekommt Besuch von seiner Ex Shasta (Katherine Waterston). Ihr neuer Lover Mickey Wolfmann (Eric Roberts) ist verschwunden und wurde vermutlich von seiner Frau irgendwo in eine Anstalt eingewiesen. Doc soll ihn finden. Gleichzeitig wird Doc von Tariq Kahlil (Michael K. Williams) engagiert, einem Mitglied der Black Guerrilla Family. Ihm schuldet eine zwielichtige Gestalt der Arischen Bruderschaft Geld, dass Doc nun eintreiben soll. Im dritten Handlungsstrang bittet ihn die ehemalige Heroinsüchtige Hope (Jena Malone) ihren vermissten Ehemann, den erfolgreichen Saxofonisten Coy (Owen Wilson) zu finden. Von seiner Arbeit wird Doc jedoch immer wieder von der Anwältin Penny (herrlich verlottert: Reese Witherspoon), mit der er eine Affäre hat, und dem LAPD-Detektiv „Bigfoot“ Bjornsen (Josh Brolin) abgehalten, die völlig undurchsichtig in die Fälle verstrickt sind.

Spätestens ab der Hälfte ist dann auch eigentlich egal, ob Doc jemals irgendetwas lösen wird, denn das ist alles so cool, cool, cool. Die Musik, die absurde Komik, die Farben, Anderson liefert ab, was man von der Vorlage erwartet. Zwar braucht man für den knapp 150-minüten Trip etwas Sitzfleisch, aber so günstig (und intellektuell!) gab es selten einen guten Rausch.

USA 2014, Regie: Paul Thomas Anderson, Kinostart: 12.02.

(Text: Annette Schimmelpfennig, Foto: Warner Bros. Entertainment / Wilson Webb)

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