Neu im Kino: Die Schöne und das Biest

DIE SCHÖNE UND DAS BIESTNormalerweise eröffnet man eine Rezension damit, dass man die Geschichte vorstellt. Bei einem Märchen-Blockbuster wie „Die Schöne und das Biest“ kann man sich das getrost sparen, und sofort zum Eingemachten kommen. Ist der Film jetzt gut oder nicht?

Die guten Neuigkeiten zuerst: ist er. Durchatmen, den beliebten Disney-Klassiker hat man liebevoll wie ein altes Gemälde aufpoliert, und Belle entscheidet sich nicht in der Mitte des Films spontan, dass sie goldgelbe Ballkleider eigentlich doch blöd findet. Die von Emma Watson („Harry Potter“) verkörperte Buch-affine Heldin ist gewohnt clever, selbstbestimmt, und absolut unverschämt schön, was ihr das Provinznest Villeneuve gehörig übel nimmt und sie erstmal mobbt als wäre das hier eine aktuelle Folge von Germany’s Next Topmodel. Das Biest wird von Dan Stevens (Cousin Matthew aus „Downton Abbey“) verkörpert und macht seine Sache, sofern man ihn unter drei Lagen Prothesen und CGI erahnen kann, auch sehr gut. Mit Abstand am besten ist aber der fabelhafte Luke Evans als Gaston (bekannt als Bard aus „Der Hobbit“), der so wunderbar den Macho raushängen lässt und das Dorf rumkommandiert, dass ihm Donald Trump sofort ein High Five anbieten würde. Singen kann er im Übrigen auch, aber hallo.

Was uns aber auch schon zu den einzigen schlechten Neuigkeiten bringt… also, nun ja, … das mit dem Singen fällt beiden Emmas im Film dann doch etwas schwer: Emma Watsons Belle trällert ihr Namens-gebendes Lied dank leichter technischer Hilfe (Autotune lässt grüßen) soweit ganz passabel, aber Emma Thompson, die Angela Lansbury als Madame Pottine ersetzt und sich einen wirklich komischen Pseudo-Cockney-Dialekt zurecht schustert, raubt dem wunderschönen Titellied „Tale as old as time“ in der legendären Ballszene allen Charme. Da hilft auch das schön schwingende Ballkleid nicht.

An dieser Stelle also tatsächlich mal ein Plädoyer, sich den Film in der deutschen statt in der Originalfassung anzusehen. Wem das jetzt weh getan hat, der sei damit beruhigt, dass Ewan McGregor als Lumiere („Moulin Rouge“) mit „Sei hier Gast“ alles richtig macht und den Glauben an die disneysche Gesangskunst vollends wiederherstellt. Am Ende des Films ist es aber dann herzlich egal, wer singen kann und wer nicht, denn man muss schon ein Herz aus Schwermetall haben, um sich dem Happy End zu entziehen. Also, Disney, mal wieder (fast) alles richtig gemacht. Wir sehen uns dann zur Realverfilmung vom „König der Löwen“.

USA 2017, Regie: Bill Condon, Start: 16. März 2017

(Text: Laura-Marie Schnitzler, Bild: Courtesy of Disney / 2016 Disney Enterprises, Inc.)

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