Neu im Kino: Der Kongress

Was macht einen guten Film aus? Da dürfte wohl jeder anderer Ansicht sein. Ari Folmans (Waltz with Bashir) sehr freie Verfilmung von Stanislaw Lems Roman „Der futurologische Kongress“ bietet eine Geschichte zum Nachdenken, umgesetzt als bunter Farbenrausch und unterlegt mit träumerischer Musik und erfüllt somit einige wichtige Bedingungen.

In naher Zukunft: Die Schauspielerin Robin Wright (gespielt von der „echten“ Robin Wright) hat ihre erfolgreichsten Jahre hinter sich. Abgeschieden lebt sie mit ihrer Tochter und ihrem kranken Sohn in einem alten Flugzeughangar, bis ihr Agent Al (Harvey Keitel) auftaucht und ihr einen letzten Job anbietet: Sie lässt sich als 3D-Modell einscannen und konserviert somit ihre ewige Jugend, im Gegensatz dafür darf das Miramount-Filmstudio unbegrenzt Filme mit ihrem virtuellen Double drehen und sie nie wieder selbst vor die Kamera treten. Widerwillig nimmt Robin das Angebot ihrem Sohn zuliebe an. 20 Jahre später spricht sie, mittlerweile nur noch bekannt als ihr digitales Abbild und eingetreten in eine Welt, die völlig überdreht und animiert ist, auf einem Kongress und löst dort eine Revolution aus. Was folgt, ist ein in jeder Hinsicht abgedrehter Trip, der Robin jegliche Grenzen überschreiten lässt.

„Der Kongress“ ist vielleicht kein massenkompatibler Blockbuster, dafür aber Science Fiction, Gesellschaftssatire (man beachte vor allem die durch Miramount parodierten Filmstudios Miramax und Paramount und das ewig labil grinsende Tom Cruise-Double), Liebesfilm und vor allem eins: Sehr, sehr schön. Wechselnd zwischen Real- und Animationsfilm ist er definitiv ungewohnt, was der Story jedoch keinen Abbruch tut, im Gegenteil. Wer sich auf ein etwas anderes Kinoerlebnis abseits des Mainstreams einlässt, kann eine kleine Filmperle entdecken.

USA 2013, Regie: Ari Folman, Kinostart: 12.09.

(Text: Annette Schimmelpfennig, Bild: Pandora Film)

 

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