Neu im Kino: Der große Trip – Wild

W_01519_700In „Der große Trip – Wild“ geht es um viele Dinge: die unschätzbare Bedeutung gut sitzender Wanderschuhe, Herz zerreißende persönliche Tragödien, und natürlich um Reese Witherspoons Wunsch nach einem wohl verdienten zweiten Oscar.

„Der große Trip – Wild“ war wie so viele Filme zunächst einmal ein Buch. Die Autobiografie von Cheryl Strayed handelt von der Auszeit, die sich die Autorin nach dem Krebstod ihrer Mutter nahm. Strayed hat in dieser Zeit den Pacific Crest Trail bewandert, 1100 Meilen durch menschenleere Wälder, Berge, und Wüsten. Die Filmadaption bringt diese Geschichte nun mit Reese Witherspoon als Strayed medienträchtig auf die große Leinwand.

Der Film zeigt auf, wie Strayed ihr Leben nach dem Tod ihrer Mutter (wunderbar gespielt von der erfrischenden und alterslosen Laura Dern) mit 180 Sachen an die Wand fährt. Von Heroin bis zur Sexsucht wird nichts ausgelassen und man hat einen Premiumsitz, um Strayed bei ihrer hoffnungslosen Selbstzerstörung zuzusehen. Doch all dies ändert sich, als Strayed schwanger wird und sich gegen das Kind und stattdessen für eine knallharte kathartische Wanderung entscheidet. Witherspoon ist herausragend: ihre Figur ist gequält, sei es von den Strapazen des Hikes oder von den Erinnerungen an die Mutter, die sie auf jedem Schritt begleiten und noch schmerzhafter inszeniert sind als ihr geschundener und mit blauen Flecken und Blasen übersäter Körper. Ebenso überzeugend ist Witherspoon aber auch, wenn sie Meile für Meile zeigt, wie eine Last von Strayed abfällt und wie sich Hoffnung auf ein Leben nach der Katastrophe manifestiert.

„Der große Trip – Wild“ hat das Adjektiv im Titel verdient. Es handelt sich hier um eine große Geschichte mit großen Schauspielern, großem Trauma, und natürlich großem Potential für viele Filmpreise. Dass der Film wahrscheinlich auch genau im Hinblick auf letzteres angelegt ist, ist zwar offensichtlich, ändert aber nichts daran, dass man ihn sich wirklich nicht entgehen lassen sollte.

USA 2014, Regie: Jean-Marc Vallée, Kinostart: Januar 2015

(Text: Laura-Marie von Czarnowsky, Bild: 2014 Twentieth Century Fox)

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