Neu im Kino: Deadpool

DF-18869_700Während die etablierten Helden des Genres sich in den letzten Jahren zunehmend durch mehr oder weniger gelungene Reboots kämpfen mussten, machen mittlerweile die Randfiguren der DC- und Marvel-Universen auf sich aufmerksam.

Bewies Ant-Man vor einigen Monaten endgültig, dass Größe doch nicht alles ist, tritt jetzt mit Deadpool aus dem X-Men-Umfeld eine ganz andere Art Held ins Rampenlicht. Deadpool kann weder fliegen noch Strahlen aus Körperteilen schießen, sondern hat eine ganz praktische, wenn auch übermenschliche Eigenschaft: Verletzungen, Wunden oder Knochenbrüche kann er innerhalb kürzester Zeit heilen lassen. Sogar abgetrennte Körperteile wachsen so innerhalb von einigen Stunden nach. Ein Anti-Held vielmehr – jähzornig, ungeduldig, politisch ganz und gar nicht korrekt und ohne jegliches Gespür für Feinsinn oder den üblichen Superhelden-Pathos.

Schließlich hat Wade Wilson (gespielt vom „Green Lantern“-erprobten Ryan Reynolds), der Mann hinter der Deadpool-Verkleidung, gar keine ehrwürdigen Beweggründe. Denn auch wenn der Ex-Elitesoldat und Söldner als lebende Kampfmaschine den Bösen aus der Gegend ganz und gar nicht zimperlich den Allerwertesten versohlt, so verfolgt er als Deadpool doch ausschließlich ein Ziel: Rache. Die Behandlung, die Wilson zwar einerseits von seinem Krebstumor geheilt und ihm seine ungewöhnlichen Kräfte verliehen hat, hat seinen Körper äußerlich derart entstellt, dass er sich nicht mehr ohne Verkleidung vor die Tür bewegen kann. Und das war keineswegs eine unangenehme Nebenwirkung, sondern ein böse Hinterlist seines Erzfeindes Ajax (Ed Skrein).

Also begibt sich Deadpool auf seinen persönlichen und mit unzähligen Leichen gepflasterten Rachefeldzug. Als Ajax schließlich Wilsons Freundin Vanessa Carlysle (Morena Baccarin) entführt, ist für Deadpool endgültig Schicht im Schacht und der große Showdown unter Mithilfe zweier X-Men nicht mehr weit – und spätestens jetzt werden die Maßstäbe im Genre der Actionkomödie auf selten gekannte Höhen gesetzt. Explosionen, Kampfszenen und coole Sprüche werden dermaßen in neue Sphären geschraubt und dabei so absurd übertrieben, dass der Film irgendwann sich selbst und alle Artverwandten gehörig auf die Schippe nimmt.

Und man tut gut daran, Deadpool nicht zu ernst zu nehmen, denn rund sieben Jahre nach seinem ersten Film-Auftritt in „X-Men Origins: Wolverine“ bekommt er nun sein ganz eigenes und hoffnungslos übertriebenes Spin-Off. Ein wahnwitziges Spektakel, das an einigen Stellen zwar mit Karacho über das Ziel hinausschießt, aber grade in seiner Absurdität ein ganz neues Kapitel der Superheldenfilme aufschlägt. Denn „Deadpool“ bringt immer wieder genau die Selbstironie, die vielen anderen Vertretern seiner Gattung schlichtweg fehlt. Und eine famose und zum Brüllen komische Eröffnungssequenz noch dazu. Was letztlich irgendwie logisch erscheint, schließlich zeichnet doch Effekte-Spezialist Tim Miller als Regisseur für diesen Film verantwortlich.

USA 2015, Regie: Tim Miller, Kinostart: 11.02.

(Text: Steffen Rieger, Bild: Twentieth Century Fox)

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