Neu im Kino: Das kalte Herz

08_dkhMärchenstunde im Oktober, jetzt wird’s gemütlich! Auch wenn wir alle wohl nicht mehr im Kinderzimmer spielen, haben sich einige von uns noch den Sinn für Märchen bewahrt. Für Geschichten aus einer Zeit, „als das Wünschen noch half“.

Dieses alte Märchen hier ist ein gar nicht so bekanntes, aber dafür sehr schönes. In „Das kalte Herz“ geht es um den Köhlersohn Peter Munk (Frederick Lau), der mit seinen Eltern im Schwarzwald lebt und gewissermaßen unter seinem Stand leidet. Denn Peter hat es satt, nur als armer Köhler zu gelten. Neidvoll blickt er auf die Reichtümer und Erfolge der Glasmacher und Holzfäller, und auf den Tanzkönig, der mit seinem Tanz die Dorfbewohnerinnen beeindruckt – unter denen die schönste die Lisbeth (Henriette Confurius) ist. Und für die   natürlich auch der Munk Peter schwärmt. Daher überlegt er auch Lisbeths wegen, wie er zu Reichtum und Ruhm kommen könnte. Da erinnert er sich an eine alte Erzählung, in der es heißt, dass im Schwarzwald ein Glasmännchen lebt, welches jedem Sonntagskind drei Wünsche erfüllt. So macht Peter sich auf die Suche, doch läuft ihm dabei der Holländer-Michel (Moritz Bleibtreu) über den Weg, ebenfalls ein Waldgeist, der Wünsche erfüllt. Allerdings will der dafür Peters Herz (wortwörtlich), und anstelle dessen einen Stein in die Brust setzen. Ob der damit gefühllos werdende Peter aber noch die warmherzige Lisbeth gewinnen kann?

Wer das Märchen kennt, wird schnell merken, dass Regisseur Johannes Naber im Film in einigen Punkten deutlich vom Original abweicht. Aber diese Adaption gelingt. So gibt’s hier unter anderen neue Charaktere; und Glasmännchen sowie Holländer-Michel sind in einem persönlicherem Kontext eingebettet, haben somit eine Art Geschichte, während im Märchen beide eher mystische Gestalten ohne Hintergrund bleiben. Dadurch bekommen im Film aber auch die gesellschaftskritischen Töne des Märchens stärkere Konturen. Und auch der Cast ist klasse: Besonders Henriette Confurius, die sowieso ganz natürlich etwas Sanftes ausstrahlt, passt perfekt in die Rolle der Lisbeth. Aber auch Berliner Jung‘ Frederick Lau funktioniert erstaunlich gut als Schwarzwälder Köhlers Jung‘.

Und so kann man eigentlich nur hoffen, dass der Komödienüberschuss im deutschen Kino allmählich mal wieder von anderen Genres abgelöst wird bzw. auch andere Genres wieder mehr gefördert werden. Hier zeigt sich ja mal wieder, dass da mehr geht.

DE 2016, Regie: Johannes Naber, Kinostart: 20. Oktober

(Text: Madeleine Owoko, Bild: Weltkino)

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