Neu im Kino: Cinderella

CINDERELLAKenneth Branagh hat zuletzt für Marvel „Thor“ inszeniert. Jetzt hat er sich mit vollem Erfolg an eine Live-Action Verfilmung von Disneys Zeichentrickklassiker „Cinderella“ aus den 50er Jahren gewagt und man kann festhalten: er erfindet das Märchen nicht neu, aber perfekt ist der Film trotzdem.

„Aschenputtel“ ist heutzutage ein schwieriges Märchen. Passive Protagonistin, große Liebe als Karrieremöglichkeit, und diese Besessenheit mit hübschen Kleidern entsprechen nicht mehr zwingend dem Zeitgeist. Umso leichter wäre es gewesen, dem Märchen stark moderne Züge zu verleihen und es zu einem kritischen postmodernen Kommentar über das Genre zu machen. Stattdessen hat der Drehbuchautor Chris Weitz mit Regisseur Kenneth Branagh aber etwas wesentlich mutigeres getan: sie haben die Geschichte so arrangiert, dass ihr Kern anrührend bestehend bleibt, und mit kleinen aber feinen Änderungen der bezaubernden Cinderella (Lily James, „Downton Abbey“) mehr Entscheidungskraft verliehen.

Gegen Anfang des Films präsentiert Cinderellas sterbende Mutter (Hayley Atwell, „Captain America“) das Motto der Geschichte: „Wo Freundlichkeit herrscht, gibt es Güte, und wo es Güte gibt, da ist auch Magie.“ Disneys neue Cinderella ist also kein Waschlappen, der vor anderen duckmäusert und sich aus Charakterschwäche ausnutzen lässt. Vielmehr ist sie eine moralisch integre junge Frau, die den rasanten und traumatischen Wechsels von einem idyllischen Familienleben zu enormem emotionalem Missbrauch mit Staunen verfolgt und sich trotzdem nicht von Freundlichkeit und Güte als obersten Lebensmaximen abbringen lässt. Dies führt dann (natürlich und Genre-gerecht) auch zu der Belohnung, und wie ihre Mutter versprach, kommt mit der herrlich überdrehten guten Fee (Helena Bonham Carter) Magie in Cinderellas Leben.

Ella und ihr Prinz (Richard Madden, bekannt aus „Game of Thrones“) haben unabhängig von Kürbiskutschen, Ballkleidern und Walzern eine ganze Menge Chemie, und die Funken sprühen schon, als Ella den jungen Mann erstmals im Wald trifft und von seiner royalen Abstammung noch gar nichts ahnt. Dies ist eine der kleinen, aber feinen Änderungen, die die Adaption hervorbringt, und die den Film und seine Heldin umso liebenswerter machen. Genauso fies wie schon im Trickfilm ist natürlich die böse Stiefmutter, die von Cate Blanchett mit beeindruckend viel Durchtriebenheit gespielt wird. Mit seiner Mischung aus zarten Aktualisierungen und großer Liebe zum Disney Vorgänger ist Branaghs „Cinderella“ ein zeitloser, bildgewaltiger Film, der heute sicherlich genauso wie in 50 Jahren begeistern wird. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann tanzen sie noch heute.

USA 2015, Regie: Kenneth Branagh, Kinostart: 12.03.

(Text: Laura-Marie von Czarnowsky, Bild: Jonathan Olley/Disney Enterprises, Inc.)

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