Mit dem sich ständig an der Nase rubbelnden Miniwikinger der 90er Jahre hat der Anführer diese Horde wohl nichts gemein. Na ja, allenfalls könnte man beiden eine Begabung für clevere Pläne nachsagen …
In Vikings geht es zum Glück wesentlich düsterer, mystischer und rabiater zur Sache. Es geht um Ragnar Lodbrok (Travis Fimmel), einen skandinavischen legendären Krieger, welcher der Sage nach vom Göttervater Odin abstammen soll. Die bisherigen Seasons hatten Ragnars Abenteuer rund um seinen blutigen Aufstieg vom Bauern, übern Jarl (ein Fürstentitel) bin hin zum König sowie seine Entdeckungs- bzw. Plünderreisen nach England zum Thema. Gekämpft wurde dabei vor allem mit Axt und Leibeskraft, denn die Lebensweise dieser Wikinger im 9. Jahrhundert n. Chr. war, so zeigt es zumindest die Serie, neben dem bäuerlichen Gemeinschaftsleben von saisonalen Kämpfen in Schlachten und Beutezügen bestimmt. Und auch die nordische Götterwelt, das Praktizieren okkulter, martialischer Rituale gehörte dazu.
Aber schon in der ersten Staffel naht eine Ankündigung der christllichen Missionierung in Form des Mönchs Athelstan (George Bladgen) heran, welcher (allerdings unfreiwillig) von Ragnar bei einem Beutezug von der englische Küste mit in den Norden verschleppt wurde. Denn der wissbegierige Wikingerkönig möchte alles über den Christengott erfahren. Und so ist Ragnar im Grunde von der ersten Staffel an – zum Leidwesen seiner engsten Gefährten: der Schildmaid und Erstfrau Lagertha (Katheryn Winnick), seinem Sohn Bjorn (Alexander Ludwig), seinem Bruder Rollo (Clive Standen), aber insbesondere vom Götter-bewussten skurril-kapriziösen Schiffsbauer Floki (Gustaf Skarsgård) argwöhnisch beäugt – im Flirt mit dem christlichen Glauben. Aber auch Athelstan selbst lebt mittlerweile mehr als ein Wikinger denn als ein Mönch unter ihnen und ist zu einem sehr engen Freund Ragnars geworden.
In dieser dritten Staffel zieht es den Wikingerkönig auf seinen Beutezügen nun weiter gen Westen: er will Paris erobern. Zu Beginn warten aber noch unerledigte Aufgaben in England. So segeln die Wikinger erneut ins Königreich Wessex: Während Ragnar, Rollo und Floki an der Seite der englischen Prinzessin Kwenthrith von Mercia (Amy Bailey) gegen deren Onkel und Bruder kämpfen, kümmern sich Lagertha und Athelstan um die Besiedlung der Gebiete von Wessex, die zuvor König Egbert (Linus William Roache) den Wikingern zugesprochen hat. Beide Unternehmungen verlaufen natürlich konfliktreich. Und auch in Kattegat, der Heimat der Wikinger, kommt es zu seltsamen Vorfällen, als plötzlich ein geheimnisvoller Wanderer auftaucht.
Das interessanteste und spannungsreichste Element der Serie liegt definitv in der Darstellung der Lebensart bzw. der mystischen Wikingerkulte, bei denen teilweise auch sehr blutige Rituale und Praktiken (man denke an den Blutadler oder die Opferfeste) üblich waren. Neben der Visualisierung von Schlachten und Plündereien geben die Staffeln so auch immer eine Art historischen Einblick in bestimmte kulturelle Gewohnheiten. Vikings ist insofern auch eine faszinierende Reise in eine andere, sehr ferne Welt, ähnlich wie etwa in Marco Polo oder fiktional in Game of Thrones.
USA/UK/IRL 2015, Twentieth Century Fox Home Entertainment, VÖ: 18. August
(Text: Madeleine Owoko, Bild: Twentieth Century Fox Home Entertainment)