Konzeptionen von Familie im engeren Sinne werden herkömmlicherweise oft betont biologisch dargestellt, propagiert, verteidigt. Blutsverwandtschaft wird dabei teilweise als ätherisches Bündnis mystifiziert und glorifiziert. Skeptische Menschen sehen in den biologischen Umständen vielmehr einen Aspekt unter anderen. Das, was Menschen aneinanderbindet, ist sehr vielfältiger und komplexer. Der Film Shoplifters stellt im Kontext dessen die Frage: Kann man sich seine Familie aussuchen? Und gibt auch eine Antwort.
Auf die kleine Yuri (Miyu Sasaki), die allein und verwahrlost auf einem Balkon sitzt, werden eines Abends Osamu Shibata (Lily Franky) und sein Junge Shota (Jyo Kairi) aufmerksam. Sie nehmen das Mädchen mit nach Hause, wo sie umringt von den anderen Familienmitgliedern Mutter Nobuyo (Sakura Andō), Großmutter Hatsue (Kiki Kilin) und der Schwester Aki (Mayu Matsuoka) am Abendessen teilnimmt. Eigentlich hatte man danach vor, Yuri zurückzubringen, doch im Anbetracht des Leid des Mädchens beschließen sie, sie über Nacht bei sich zu behalten. Yuri spürt die Wärme und den Zusammenhalt in der Familie, sie will ihrerseits nicht mehr fort. So wird sie in die Gemeinschaft aufgenommen. Aus dem Blickwinkel Yuris werden allmählich die Umstände dieser Familie, die in ärmlichen Verhältnissen lebt und sich unter anderen mit Diebstählen über Wasser hält, und auch das sich zusammenbrauende Unheil deutlich.
Dass Shoplifters international Auszeichnungen erhalten hat, ist sehr nachvollziehbar, denn es ist ein kluger, charmanter und bewegender Film. Zudem ist der Cast richtig gut. Besonders interessant ist des Weiteren, dass es sich um ein japanisches Drama handelt, und auch, dass hier Umstände der japanischen Gesellschaft thematisiert werden, die fernab von Popkultur und Hochglanz sind.
JPN 2018, Universum Film GmbH, VÖ: seit 10. Mai 2019 im Handel
(Text: Madeleine Owoko, Bild: Universum Film)