„Survival of the Fittest“ auf Südkoreanisch, so könnte man diesen Film auch übertiteln, denn das trifft ganz gut sein Beziehungsgefüge und die Motive der Figuren. Damit verbunden begegnet Parasite seinem Publikum mit einer moralischen und vielleicht für manche ideologischen Herausforderung, die auf die Neigung Bezug nimmt, sich bestimmten Symbolfiguren bzw. hier Familien zugehörig zu fühlen.
Vater Ki-taek Kim (Song Kang-ho) lebt mit seiner Frau Chung-sook (Jang Hye-jin) und den Kindern Ki-woo (Choi Woo-shik) und Ki-jung (Park So-dam) in einer Kellerwohnung. Gerade diese ärmlichen Verhältnisse haben Familie Kim aber auch gewieft werden lassen, man kämpft und trickst sich durch den Tag. Und so ergreift Sohn Ki-woo natürlich die Gelegenheit, sich als vermeintlicher Englischlehrer bei der reichen Familie Park anstellen zu lassen. Er erkennt sehr schnell, dass die Parks wiederum bedingt durch ihre Lebenslage eine Trägheit und Naivität kultiviert haben, die dem Aufstiegswillen seiner Familie sehr entgegenkommt. So schleust Ki-woo peu à peu jedes Familienmitglied in verschiedener Anstellung bei den Parks ein.
Da es sich bei Parasite um eine Gesellschaftssatire handelt, ist dieses auf den ersten Blick stereotyp wirkende Machtgefüge als Überspitzung anzusehen, die auf den zweiten Blick recht clever operiert. Denn gerade die Bewertung der Figuren soll einem hier nicht zu leicht gemacht werden. Einmal mehr bestätigt sich mit diesem Film die Frische und der hohe Unterhaltungswert südkoreanischer Produktionen.
KOR 2019, Koch Media GmbH, VÖ: 5. März 2020
(Text: Madeleine Owoko, Bild: Capelight Pictures)