Neu auf DVD: Enemy

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Eine düstere Welt, in der alles möglich ist, aber nichts so ist, wie es scheint, und in der allseits Stolperfallen lauern – in einer solchen Welt seinem Doppelgänger zu begegnen, ist gar nicht mehr so kurios. Eigentlich.

Aber was ist, wenn man sich nicht im Klaren darüber ist, dass man sich in der finsteren „Alice-im-Wunderland-Version-für-Erwachsene“ befindet, in der es kein weißes Kaninchen gibt, sondern in der jenes sagenumwobene, berüchtigte Tier mit acht Beinchen von Bedeutung ist? Eine Möglichkeit des Handelns erleben wir mit dem Geschichtsdozenten Adam in „Enemy“.

Adams (Jake Gyllenhaal) Alltag verläuft gleichförmig: Vormittags lehrt er in den Kursen an der Uni die gleichen Themen, er schleppt sich danach nach Hause, trifft wie immer seine Freundin und legt sich dann ins Bett, um am nächsten Tag so weiterzumachen. Diese Monotonie hat Spuren hinterlassen, denn Adam ist müde, frustriert, lethargisch und hat mit Albträumen zu kämpfen. Doch dann kommt es zu einem merkwürdigen Erlebnis, er entdeckt einen Schauspieler, der ihm völlig gleicht. Adam beginnt, Nachforschungen anzustellen. Noch mysteriöser wird die Angelegenheit, als seine Mutter vehement bestreitet, es könne sich dabei um einen Zwilling handeln. Schließlich trifft er auf seinen Doppelgänger, der ihm zwar äußerlich gleicht, aber in seiner Art sehr gegensätzlich ist. Dieses Zusammentreffen setzt eine unheilvolle Entwicklung in Gang, der sich keiner der beiden entziehen kann.

Zweifelsohne ist es eine spannende Welt, in die uns Regisseur Denis Villeneuve in „Enemy“ führt. Es ist ein Psychogramm einer geplagten Person, das in seinem Ablauf so zufällig rätselhaft wirkt, aber vermutlich einiges Sinnhaftes verbirgt. Es ist jedenfalls kein Film zum Wohlfühlen, sondern etwas für den Kopf. Denn es herrscht nicht zuletzt auch durch die dramatische Hintergrundmusik durchweg eine unheilvolle, beklemmende Atmosphäre. Und es tauchen viele Fragenzeichen auf. „Enemy“ ist zwar nicht ganz so kryptisch, wie etwa die Filme von David Lynch, aber es geht in diese Richtung. Wer Gefallen daran hat, Bedeutungen und Erklärungen selbst zu finden, sollte sich „Enemy“ nicht entgehen lassen. Aber vielleicht reicht auch einfach der Griff ins Bücherregal, um mehr zu verstehen, denn der Film beruht auf dem Roman „Der Doppelgänger“ von José Saramago. Vielleicht offenbart die Lektüre mehr …

„Enemy“ gibt es als 3-Disc Limited Collector’s Edition, auf DVD und im Blu-ray SteelBook sowie als VoD.

USA 2014, capelight pictures, VÖ: 10.10.

 (Text: Madeleine Owoko, Bild: Capelight Pictures)

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